Olivenöl: Alles Betrug oder was?
Durchgefallen. Dieses Ergebnis erhielten 9 von 18 Olivenöle nativ extra im VKI-Test. Wer ehrliche Alternativen sucht findet diese wohl nicht im Supermarkt.
Jetzt also auch das Olivenöl. Dieses wunderbare, kostbare, geschmackvolle, gesunde, von allen geschätzte Öl. Dass da auch gemischt und geschummelt werde, hört man schon lange munkeln. Jetzt ist es aber offiziell: Nur weil auf einer Olivenölflasche nativ extra draufsteht, sagt das nichts über die Qualität aus. Im aktuellen Test des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) wurden 18 Olivenöle der Güteklasse „nativ extra“ getestet. Olivenöle dieser Güteklasse müssen unter anderem in Geruch und Geschmack fehlerfrei sein, Ein Hauptaugenmerk des Tests lag daher auf der sensorischen Untersuchung. Zudem wurde eine chemische Analyse durchgeführt und es wurde auf Mineralölrückstände getestet. Das Ergebnis fiel erheblich schlechter als im vorangegangenen Test von 2020 aus. Während damals mehr als die Hälfte der Öle „gut“ abschnitt, musste diesmal die Hälfte der Produkte mit „weniger zufriedenstellend“ oder „nicht zufriedenstellend“ bewertet werden. Gesamt wurden 2 „gut“, 7 „durchschnittlich“, 6 „weniger zufriedenstellend“ und 3 „nicht zufriedenstellend“ vergeben.
Kein einziges Öl schaffte eine Top-Bewertung
Die sensorische Prüfung wurde von einem staatlich anerkannten Olivenöl-Panel mit speziell geschultem Personal durchgeführt. Dabei schaffte kein einziges Öl die Topbewertung. Zwei Öle – die Produkte von Yörem und Nuri –wurden sogar als fehlerhaft beanstandet und hätten folglich nicht als „nativ extra“, sondern lediglich als „nativ“ verkauft werden dürfen. Bei einer ebenfalls durchgeführten Laienverkostung schnitten die Öle besser ab: Bis auf das „Olivenöl nativ extra“ von Nuri bewerteten die Laien alle Produkte mit „gut“.
Älter als angegeben
Die für den Test durchgeführten chemischen Untersuchungen lassen Rückschlüsse auf die Frische der Öle zu, was wiederum Auswirkungen auf die Haltbarkeit und die sensorische Qualität hat. Bei 4 Ölen ergab die chemische Analyse eine weit fortgeschrittene Alterung der Produkte. Das angegebene Mindesthaltbarkeitsdatum werden sie daher vermutlich nicht mehr in der entsprechenden Qualität erreichen. Die Ursache kann unter anderem eine längere oder nicht sachgemäße Lagerung sein. Bei zwei Ölen ergab sich zudem der Verdacht auf eine unerlaubte Wärmebehandlung (Softdesodorierung), mit der unerwünschte Aromakomponenten entfernt werden können.
Mineralstoffrückstände
Noch unerfreulicher waren die Ergebnisse der Schadstoffprüfung. Im Fokus standen hier Mineralölrückstände. 8 Produkte – Nuri, Iliada, Yörem, Conte de Cesare, Monini, Clever, Ja! Natürlich und Mani – wiesen derart hohe Anteile an Mineralölrückständen auf, dass sie letztlich nur mit „weniger zufriedenstellend“ oder „nicht zufriedenstellend“ bewertet werden konnten. „Solche Schadstoffe gelangen meist beim Herstellungs- oder Verpackungsprozess in die Produkte“, erläutert VKI-Projektleiterin Nina Eichberger. „Dass sich dies bei sorgfältiger Produktion auch besser machen lässt, konnten 5 Produkte im Test unter Beweis stellen.“
„Die Ergebnisse unseres aktuellen Tests fallen, im Vergleich zum letzten Test des VKI von vor drei Jahren, bescheiden aus“, resümiert Nina Eichberger abschließend. „Die Qualität der Produkte hat stark nachgelassen – bei merklich gestiegenen Preisen. Am besten schnitten noch Öle aus biologischem Anbau und Eigenmarken ab. Das gilt sowohl für den Bereich Schadstoffe als auch für die sensorische Beurteilung.“
SERVICE: Die ausführlichen Testergebnisse gibt es in der Juni-Ausgabe des Testmagazins KONSUMENT und ab sofort auf www.konsument.at/olivenoel23.
Wir wollen wissen, wo es herkommt
Heimische Produzenten machen sich die Mühe, ganz genau zu schauen, was da in die Flaschen kommt. Sie kennen die Olivenbauern, sind beim Pressen dabei, lassen das Öl in Containern nach Österreich bringen, füllen selbst ab. Einer von ihnen ist Michael Glatz, GreekOilCompany. Er machte sich vor einigen Jahren auf die Suche und fand seine Olivenbauern auf Kreta. „Während meiner Suche traf ich schließlich auf einen Produzenten, der eine unglaubliche Liebe für sein Produkt zeigte und dessen Sorgfalt mich schließlich überzeugte. Auf Kreta in der Gegend um Chania liegen seine Olivenhaine und mein dreimonatiger Aufenthalt dort – verbunden mit der Inspektion mehrerer Olivenpressen – war mehr als nur Fortbildung. Dort legten wir den Grundstein für unsere Zusammenarbeit.“ Das Bewußtsein dafür, was man isst, die Verantwortung für sich selbst, aber auch für andere bezüglich der produzierten Lebensmittel, war für Glatz prägend und der Entschluss gefasst, gemeinsam ein Olivenöl zu produzieren, das sauber, nachhaltig und geschmacklich einwandfrei ist.
Sonja Steinacher, Kredeli, ist ebenfalls Kreta-Fan. Mit ihrem Bus, den sie zum Campingmobil umgebaut hat, macht sich Sonja zwei mal im Jahr auf den Weg nach Kreta (das ist eine 4-Tages-Reise). Die besten Olivenprodukte für Kredeli zu finden ist ihr Ziel. “Die Nascholiven und auch die Paste sind von Giannis”, erzählt Sonja. “Er bewirtschaftet seine kleine Landwirtschaft mit unglaublicher Liebe und Respekt zur Natur, stellt in streng limitierter Auflage Oliven im Glas, Olivenpaste und einige andere Produkte her.” Giannis legt nicht nur auf den Geschmack allergrößten Wert. Ganz besonders wichtig ist es ihm, die vielen gesundheitsfördernden Inhaltsstoffe der Olive in seinen Produkten zu bewahren. Früh geerntet, mit besonders vielen Antioxidantien und Oleocanthalen, handgepflückt und ohne zu erhitzen abgefüllt, ist die Qualität seiner Produkte unvergleichlich! Marianna, Emmanouela und die zwei Brüder Manolis und Vangelis Pathiakis erzeugen unter dem Namen Lefki ein ausgezeichnetes, sortenreines Olivenöl aus der Koroneiki Olive. Ihre Olivenbäume in der Region Sitia, im Osten Kretas, sind seit Jahrzehnten im Familienbesitz. Die Tradition des Baumschnitts sowie die ursprüngliche, nachhaltige Bewirtschaftung werden von Generation zu Generation weitergegeben. Und nur die Oliven ihrer eigenen Bäume werden zu Kredeli Olivenöl verarbeitet.
Qualität in Handarbeit
Auch die Qualitätsarbeit für die Öle von Noan fängt am Ursprung an, also im biologisch bewirtschafteten Hain. Je nach Olivenöl sind das Anbaugebiete in ganz Europa. „Unsere Bauern werden fair bezahlt und bei der richtigen Hainpflege beraten, so dass Boden und Pflanzen gesund bleiben und der Ertrag reich ist“, beschreibt Richard Schweger, der 2008 gemeinsam mit seiner Frau Margit das Unternehmen gründete. Ziel war es sozial benachteiligten Kindern die Chance auf Bildung zu ermöglichen, Bauern ein fixes Einkommen zu garantieren und das mit Hilfe eines hochwertigen Life-style-Produktes.“