Milch selbstverständlich
Wir stoßen an! Am heutigen Weltmilchtag natürlich mit einem Glas Milch. Gentechnikfrei, nachhaltig, von “glücklichen” Kühen und ebensolchen Bauern.
Wir greifen ganz selbstverständlich zu unserer Milch. Auch ich. Aber gute Milch ist selbstverständlich nicht selbstverständlich. Dazu braucht es bestes Futter, gesunde und zufriedene Tiere mit genügend Auslauf, Hygiene und natürlich Bauern, die sich um all das kümmern. Die habe ich (und ich weiß, dass ich damit großes Glück habe). Ab Hof gleich in meiner Nähe hole ich mir direkt aus dem Milchautomaten beste Bio-Rohmilch.
Ich stelle also meine mitgebrachte Glasflasche unter die Düse des Milchautomaten und “füttere” ihn mit einem Euro. Das „weiße Gold“ fließt. Manuela, Bäuerin und Freundin aus Kindertagen kommt gerade aus dem Haus. Sammy, ein semmelbrauner Mischlingshund, watschelt ihr hinterher. Viel Zeit hat sie nicht. „Ich muss gleich los“, sagt sie, „die Kühe von der Weide holen“. Rund 60 Tiere (Braunvieh) grasen dort zufrieden seit den frühen Morgenstunden. An Arbeit mangelt es am Hof nicht, zusätzlich die Familie versorgen. Trotzdem: „Ich bin dankbar für den Platz, den wir hier haben. Ich liebe die Tiere und das Wissen, dass ich mit meiner Arbeit als Biobäuerin einen wertvollen Beitrag leiste, macht mich zufrieden und glücklich. Auch wenn nicht immer alles eitel Wonne ist und einem manchmal alles zu viel wird“, hat mir Manuela einmal auf die viele Arbeit hin angesprochen, erzählt.
Keksel ist dickköpfig
Manuela kümmert sich nicht einfach um eine Kuhherde, sondern um Tanne, Diana, Flora, das Keksel, … denn Kühe haben hier selbstverständlich einen Namen und keine Nummer. Da ist ganz viel Einfühlungsvermögen gefragt, denn jedes Rindvieh hat seinen eigenen Charakter und seine Macken. Diana mag es nicht am Kopf gekrault zu werden und das Keksl ist immer die Letzte, wenn es morgens ins Grüne geht. Wussten Sie, dass manche Kühe kitzelig sind und dann das Melkzeug vor dem Melkende abschlagen? Oder haben Sie schon einmal gehört, dass die Tiere wetterfühlig sind und sie, wenn schlechtes Wette naht, ihr Fresstempo steigern?
Meine Milchflasche ist gefüllt. “Was für ein Luxus!” denke ich mir. Der Milchautomat funktioniert rund um die Uhr und die Milch fließt wie im Schlaraffenland, sozusagen fast aus der Kuh zu mir. Transportumwege muss sie ja nicht erst in Kauf nehmen. Dabei vergesse auch ich allzu oft, wie viel Arbeit in dieser Flasche Milch, die ich gerade gezapft habe, steckt.
Der Weltmilchtag ist eine gute Gelegenheit, Danke zu sagen.
Danke an alle Milchwirtschaftsbetriebe, die mit viel Arbeit und Engagement ihrer Arbeit nachgehen, sich tagein und tagaus um die Tiere kümmern und uns mit dem wertvollen Lebensmittel Milch versorgen.
Ein Ehrentag für die Milch
Es war die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), die im Jahr 1957 diesen Aktionstag ins Leben gerufen hat, um der Milch und der Milchwirtschaft mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Heute „feiert“ man die Milch alljährlich in über 70 Ländern und würdigt zugleich die Beiträge des Milchsektors zu Ernährung, Nachhaltigkeit, wirtschaftlicher Entwicklung und Lebensunterhalt.
Wir können stolz sein. Österreich ist das einzige Land mit garantiert gentechnikfreier Milchproduktion und Milch und Milchprodukte unterliegen strengen Kontrollen. Der Verein “Arbeitsgemeinschaft für Gentechnik-frei erzeugte Lebensmittel” (kurz: ARGE Gentechnik-frei) wacht über die Einhaltung dieser Auflagen. Neben der Gentechnikfreiheit müssen besonderer Nachhaltigkeitskriterien wie der Verzicht von Soja aus Übersee oder der Verzicht auf Palmöl in Futtermittel erfüllt werden.
Milch ganz ohne schlechtes Gewissen
Wer seine Milch nicht direkt vom Bauern holt, hat in Läden und Supermärkten die Qual der Wahl: dicht an dicht reiht sich Milch verschiedener Hersteller, Milch mit unterschiedlicher Haltbarkeit und unterschiedlichem Fettgehalt, Bio-Milch und Milch aus konventioneller Landwirtschaft … Wer allerdings eine ökologische und ethisch verantwortungsbewusste Milchviehhaltung und –produktion unterstützen will, der sollte seine Milch von regionalen Anbietern beziehen.
Herr und Frau Österreicher und die Milch
Laut einer Umfrage der RollAMA (rollierende Agrarmarktanalyse) in Zusammenarbeit mit GfK und KeyQUEST Marktforschung, bei der die Lebensmitteleinkäufe von 2800 österreichischen Haushalten ausgewertet werden, konsumieren 39% der Österreicher täglich Milch und Milchgetränke. Milch kommt hauptsächlich in den Kaffee, ins Müsli, wird zum Backen oder für Milchgetränke verwendet. Nur 15 % trinken die Milch als solche. Für 71 % der Konsumenten ist der natürliche Geschmack der Milch wichtig. 66 % wollen weder künstliche Farb- noch Konservierungsstoffe in der Milch haben. An dritter Stelle gereiht steht in der Statistik mit 63 %, der Wunsch nach einem heimischen Erzeugnis. Also hier wäre schon noch Platz nach oben offen. Nachdenklich stimmt, dass nur die Hälfte der befragten Haushalte es wichtig finden, dass die Milch aus einer artgerechten Tierhaltung kommt. Es sind auch nur 31 % die Wert auf Bio legen. Schön ist es zu lesen, dass bei nur 22 % der befragten Haushalte auf den Preis achten.
Milch in der Schusslinie
Mich polarisiert in vielerlei Hinsicht: Milch schadet dem Klima, Milch macht dick, von Milch bekommt man unreine Haut, Milch verschleimt … Auch in ernährungswissenschaftlicher Hinsicht muss sich die Milch einiges gefallen lassen. Da wird beispielsweise der hochgelobte, für den Knochenaufbau so wichtige Kalziumlieferant (etwa 120 Milligramm pro 100 Milliliter) auf einmal zum Kalziumkiller, der dem Körper sogar Kalzium entzieht und so das Osteoporoserisiko erhöhen soll. Es gibt keine wissenschaftlichen Belege, weder dafür, dass der Milchgenuss im Erwachsenenalter vor Knochenschwund (Osteoporose) und Knochenbrüchen schützt oder diese im Gegenteil favorisiert. Milch und Milchprodukte tragen aber zur Versorgung von für uns wichtigen Mikro- und Makronährstoffen bei, und dazu gehört auch Kalzium.
Wie immer: Die Menge macht‘s
Aus gesundheitlicher Perspektive sollte man – wie immer – vor allem auf die Menge achten. Laut Ernährungspyramide gilt hier die Faustregel: maximal 2x weiß und 1x gelb pro Tag. Weiße Portionen können zum Beispiel ein Glas Milch, ein kleiner Becher Joghurt oder 200 Gramm Topfen ohne zugesetzten Zucker sein. Mit der gelben Portion sind zum Beispiel zwei Scheiben Käse gemeint.
Der Tag der Milch sollte vor allem auch ein Tag der Aufklärung sein. Milch setzt einen intelligenten Konsum voraus. Milch von einer Biolandwirtschaft, die im Einklang mit Tier, Pflanzen und Boden bearbeitet wird, ist ein hochwertiges Lebensmittel, die dem Menschen nur Gutes geben kann und bei der auch die Tiere nicht auf der Strecke bleiben.