Betörender Duft, zartweiße Blüten. Die essbaren Dolden des Holunderstrauches begeistern uns als Sirup, Saft, Zucker, Frizzante, Essig, Likör und als Hautpflege.

Manuela Leiner ist Fräulein Holler. Sie hat sich landwirtschaftlich ganz dem Holunder verschrieben, lässt alte Rezepte wieder aufleben und probiert auch gerne Neues. ©Fräulein Holler

Alle lieben ihn. Wie könnte man auch nicht. Denn die zarten Blüten des Holunderstrauches duften nach Vanille, Butter und Pfeffer. Nur die Bienen sind hier die Ausnahme. Für sie ist der Holunder nicht interessant, die vielen, kleinen Blüten bilden keinen Nektar und das Pollenangebot ist mäßig.

Morgenstund hat Gold mit Mund 

Dieses Sprichwort trifft auch auf den Holunder zu, sofern man an die zarten Blüten kommen möchte. Worauf man bei der Ernte achten muss? Früh morgens ist die beste Zeit und es sollte über mehrere Tage sonnig und trocken gewesen sein. Denn Regen wäscht den duftenden Blütenstaub ab. Die ganzen Blütendolden abbrechen und vorsichtig in einen Korb oder eine Stofftasche (kein Plastiksackerl) geben. Zu Hause dürfen Sie die Holunderblüten dann nicht waschen, sondern nur sorgfältig aber vorsichtig die vielen kleinen Insekten ausschütteln. Die Kunst beim Ausschütteln ist es, den Blütenstaub möglichst zu bewahren. Die Blüten lassen Sie dann an einem warmen, luftigen Platz im Schatten rasch trocknen. Dazu schneiden Sie die dicken Stängel knapp vor der ersten Verzweigung ab und breiten die einzelnen Dolden auf einem Leinentuch aus. Die getrockneten Blüten lassen sich leicht abstreifen und werden am besten in einem dunklen Glas lichtgeschützt aufbewahrt. Na ja, und wenn Sie nun doch den Moment der Ernte verpassen, dann gibt Ihnen der Holunderstrauch noch eine zweite Chance  – nämlich im August und September, wenn sich aus den Blüten die dunkelvioletten Beeren gebildet haben.

Gesunder Holunder

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Im Volksmund sagt man, dass ein Holunderstrauch im Garten wertvoller sei, als eine ganze Apotheke. Thomas von Aquin, Paracelsus oder Sebastian Kneipp setzten schon auf die Heilkräfte des Holunders. Die Pflanze enthält unter anderem viele nützliche sekundäre Pflanzenstoffe, (Flavonoide), ätherische Öle, Pflanzensäuren sowie Schleim- und Gerbstoffen. Das Zusammenspiel dieser Inhaltsstoffe sorgt für eine blutreinigende und abwehrstärkende Wirkung. Holunderblüten aktivieren den Stoffwechsel, wirken entwässernd, stärken den Kreislauf, helfen bei Schlafproblemen und lindern Blähungen. Als besonders gutes Hausmittel bewährt sich die Holunderblüte bei Erkältungen, denn durch die ätherischen Öle werden Beschwerden wie Reizhusten und fieberhafte Erkältungen gelindert.

Aber Holler – auf bauernladen.at

Kein Holunderstrauch in ihrer Nähe? Oder sie haben jetzt einfach nicht die Zeit, sich auf die Holunderblütenernte zu begeben! Auf den Genuss müssen sie dennoch nicht verzichten. Da können sie auf die vielen heimischen Produzenten zählen. Sie bringen den so charakteristischen Geschmack und Duft der weißen Dolden für uns liebevoll und gekonnt in die Flasche oder ins Glas: Holunderblütenfrizzante mit echten Holunderblüten, ideal als Aperitif. Holunderblütendicksaft, Saft und Sirup, ist der Klassiker unter den Sirupen den jedes Kind kennt/liebt und der als Zutat im “Hugo” für Erwachsene zum Sommer herhört. Sie wissen schon, der Cocktail aus Sekt, Holunderblüten-Sirup, frischer Minze und Sodawasser.

Manchmal steckt im Holunderblütensirup dann auch eine zweite oder weiter Geschmackskomponente: beispielsweise Zitronenmelisse oder Minze. Aus Holunderblüten machen unsere Produzenten weiters Holunderblütenlikör, Ansatz, Geist und Essig. Die weißen Rispen eignen sich natürlich auch als Teegenuss und Holunderblütenzucker sorgt für eine ganz besondere Süße.

Der Respekt der Menschen vor dem Holler spiegelt sich in einer alten Bauernregel wider, die uns sagt dass wir uns vor dem Holunder verbeugen (oder unseren Hut ziehen) sollten. ©Andrea Knura

Holunderfakten kreuz & quer

  • Das Wort Holunder stammt vom altdeutschen Wort Holuntar ab. Holun bedeutet hohl, heilig, günstig, gnädig und Tar kommt von Baum oder Strauch. Der lateinische Name des Strauchs, Sambucus, geht wahrscheinlich auf die Sambuche zurück. Ein altgriechisches Instrument, das aus Holunderholz gefertigt wurde und einer Harfe glich.
  • Er hat noch viele andere Namen: Attich, Alhorn, Elder (engl.), Ellhorn, Fliederbusch, Holder, Holler u.v.a.
  • Bei uns ist hauptsächlich der Schwarze Holunder (Sambucus nigra) beheimatet. Er erreicht etwa 7 Meter Höhe. In wilder Form wächst er als Strauch, kultiviert wird er als Baum erzogen. 
  • Der Holunder gehört seit jeher zu den populärsten Volksheilmitteln. Er spielt in der Heilkunde und auch im Glauben der Menschen, als eine der magischen Pflanzen, eine wichtige Rolle. 
  • Der Respekt der Menschen vor dem Holler spiegelt sich in einer alten Bauernregel wider, die uns sagt dass wir uns vor dem Holunder verbeugen sollten. Wer einen Holunder mutwillig schädigte, der konnte mit Krankheit, Unglück und Tod bestraft werden. 

Tipp: Rita Davidson (diplomierte „Grüne Kosmetik Pädagogin“ und „Natur- und Kräuterpädagogin“) macht aus den Holunderblüten ein Gesichtswasser zur Hautreinigung.

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