Einmal Zirbe, immer Zirbe
Ihre Zapfen kommen in den Schnaps, die Späne ins Kissen, die Nadeln in die Wurst, das Öl in die Duftlampe und die Sauna, … . Warum ist die Zirbe so gefragt?
Ein Zirbenschnapserl geht bekanntlich immer. Weil es schmeckt und auch noch gesund ist. Produzenten wie Wolfgang Kaufmann (Kaufmann Spirits, Ellmau in Tirol) wissen (auch durch Überlieferung) ganz genau, wie man den Geschmack der Zirbe am besten in die Flasche bekommt. Die frischen und zerschnittenen Zapfen, die zwei Jahre bis zur Reifung benötigen, werden traditionell in Getreide- und Obstschnaps eingelegt. Ein kleiner Schluck und der Gaumen füllt sich mit dem wunderbar harzigen Aroma des Waldes und um die Nase kräuselt sich der Duft von Holz. Gerade so als wäre man mittendrin in der Natur. Zirbe modern interpretiert von Kaufmann: Schöne Zirbentöne, leichte Mandelaromen, holzig, sehr ausgewogen, dicht lang. Ein Zirberl darf natürlich in keinem Rucksack und auch in keiner Hausapotheke fehlen, ist er doch bei Magenverstimmungen und allgemeinen Schwächezuständen genau das Richtige.
Vom Spießer zum Trendsetter
Im Gegensatz zum „Zirberl“ erlebte das Zirbenholz eine Flaute. Die Zirbenstube galt als spießig. Wir vergaßen, dass unsere Vorfahren schon seit Jahrhunderten Schlaf-, Wohnstuben und vor allem Wiegen aus gutem Grund aus Zirbenholz bauten. Sogar Wirtsstuben waren aus Zirbe gefertigt, um die Gemüter der “Wirtshausgesellen” zu besänftigen und Streitereien sozusagen im „Keim zu ersticken“. Was unsere Vorfahren intuitiv nutzten, wurde durch eine Studie des Joanneum Research im Jahre 2003 bestätigt. (Es ist zugegeben die einzige Studie zur Zirbe, weitere empirische Belege fehlen bisher.) Die Zirbe ist gesund, die positiven Auswirkungen von Zirbenholz auf unsere Belastungs- und Erholungsfähigkeiten konnten empirisch nachgewiesen werden. Ab diesem Zeitpunkt, weil fortan wissenschaftlich belegt, ging es mit dem Zirbenholz stark bergauf und alle die es eh schon immer gewusst haben fanden sich bestätigt. Allen anderen können wir nur empfehlen sich ein Zirbensackerl neben den Kopfpolster zu legen und die beruhigende Wirkung der Zirbe zu entdecken.
Ein standhaftes Wesen
Was für ein Baum! Die Zirbe besticht durch ihr Erscheinungsbild. Sie wächst erst in einer Höhe von 1800 Metern entlang des Alpenhauptkammes. Dort wird ihr so einiges abverlangt. Aber die Pinus cembra ist extrem anpassungsfähig, beweist Stärke und Durchhaltevermögen. In jungen Jahren sucht sie durch die Pfahlwurzel Nahrung. Dann aber greift sie um sich, krallt sich mit ihren dicken Armen im unwegsamen und humusarmen Gelände fest. Zum groß und alt werden nimmt sie sich Zeit – so ungefähr 200 bis 400 Jahre. Freistehend können die edlen Waldbewohner sogar ein Alter von 1000 Jahren erreichen. Durch ihre starke Bewurzelung und ihr harzreiches Holz haben ihr starke Witterungsbedingungen nicht viel
Die Zirbe …
waren ursprünglich die Zapfen des Baumes. Wahrscheinlich kommt der Name vom mittelhochdeutschen Wort „zirben“, was so viel wie wirbeln oder sich im Kreise drehen bedeutet.
Botanischer Name: Zirbelkiefer – Pinus cembra
Familie: Kieferngewächse (Pinaceae)
Volksnamen: Arbe, Arve, Dschember, Cirum, Zirbel und Zirm.
Inhaltsstoffe: Ätherische Öle, u.a. mit Pinosylvin, Harzsäuren, Fette und Eiweiß.
an. Eine Zirbe kann an die 30 Meter hoch werden. Aber sie prescht nicht einfach so der Sonne entgegen, denn Schnee und Sturmböen und sogar Blitzschläge setzen ihr ständig zu. So begegnet sie uns auf Wanderungen oftmals ein wenig zerzaust und deformiert. Sie bietet uns aber durch ihre Standhaftigkeit und ihre Unverwüstlichkeit Schutz. Mit ihrem reich verzweigtem Wurzelsystem kann sie Geröll- und Schneemassen zurückhalten und ist somit ein wichtiger Bestandteil des Schutzwaldes.
Die Zirbe – ein doppelter Schutzbaum
Die Zirbe schützt uns auch durch ihre wissenschaftlich belegte antibakterielle Wirkung. Sie enthält sowohl hochwertige primäre Inhaltsstoffe (mehrfach ungesättigten Fettsäuren, viele Vitamine und Mineralien wie Kalium, Kalzium, Phosphor, Magnesium, Eisen, Kupfer, Jod und Zink) als auch eine Reihe von sehr effektiven sekundären Inhaltsstoffen. Gerade diesen verdankt die Zirbe ihre wichtige Rolle in der Pflanzenheilkunde: Bitterstoffe, Gerbstoffe, Harzsäuren, ätherischen Öle sowie Pinosylvin und Pinocembrin. Das sind keine lebensnotwendigen Substanzen, aber sie können pharmakologische Wirkungen hervorrufen und gewinnen gerade deshalb in der heutigen Zeit immer mehr an Bedeutung.
Stärkt die Abwehrkräfte
Bereits Hildegard von Bingen (1098–1179 n. Chr.) schätzte das Räuchern mit Zirbelharz wegen seiner desinfizierenden, keimtötenden und geruchsbindenden Wirkung. Der Duft der Zirbe öffnet Atemwege, Sprossen, Nadeln, Harze und ätherische Öle wirken schleimlösend, tonisierend, keimtötend, abwehrstärkend und durchblutungsfördernd. So wird die Zirbe, wie die Kiefern im Allgemeinen hauptsächlich bei rheumatischen, neuralgischen und Erkältungskrankheiten verwendet.
Auch unsere heimischen Produzenten auf Bauernladen nutzen die inneren Werte der Zirbe. „Oximel Zirbe“ besteht aus naturbelassenem Essig, der zusammen mit reinstem Honig vermengt und mit zerkleinerte Zirbenzapfen und Honigwaben versetzt wird. Ein Elixier und Stärkungsmittel, das löffel- oder stamperlweise eingenommen wird und auch bei Reizhusten und Halsschmerzen hilft. Die Zirbe ist natürlich auch in der Beautyecke zu Hause: Handcreme, Duschgel, Zirbenseife, Zirbenöl wohltuend und entspannend als Badezusatz, ein naturnahes Dufterlebnis als Saunaöl oder als Raumduft. Oder auch einfach nur zum Einreiben der Fußsohlen und des Herzbereiches – wirkt durchblutungsfördernd und beruhigend.
Zirbenspäne – vielfältig zu verwenden
Auf Bauernladen werden noch keine Zirbenzimmer gefertigt, unsere Produzenten sind aber fleißig am Hobeln. Zirbenspäne gibt es einfach so zum Bestellen. Gibt man sie in eine Schüssel, verbreiten sie im ganzen Haus ihren angenehmen Duft und halten zudem auch noch das Obst und Gemüse länger frisch. Unsere heimischen Produzenten füllen damit aber auch Decken, Polster, Nackenkissen und Matratzen – das verspricht Entspannung und einen guten Schlaf. Gedrechselten Zirbendosen, natürlich handgefertigt, bringen die Kraft der Zirbe in unser zu Hause. Sie sind nicht nur dekorativ, sondern auch praktisch, denn dank der ätherischen Öle kann Schimmel hier nicht Fuß fassen.
Alles Zirbe…
Neben den harzigen Spirituosen gibt es den Zirbensirup, der sich gut als erfrischende Ergänzung zu Quell- oder Mineralwasser, aber auch zu Prosecco, Sekt oder Weißwein macht. Zirbenessig ist ein Obstessig mit eingekochtem Traubensaft und dem Aroma aus echten Zirbenzapfen. Zirbennadeln machen so manche Gewürzmischung zu etwas ganz Besonderem. Oder wie wäre es einmal mit einem feinen Aufstrich mit gehackten Zirbennadeln? Sogar unserer Fleischhauer greifen zur Zirbe. Würste aus edlem Rind- und Schweinefleisch werden mit handverlesenen Lungauer-Zirbennadeln verfeinert. Wer es gerne süß mag, dem wird die Kombination von dunkler Schokolade und Zirbencreme Genussmomente verschaffen. Ist es nicht überraschend, wie vielseitig die Zirbe von unseren heimischen Produzenten ins rechte Licht gerückt wird? Tippen Sie doch einfach einmal „Zirbe“ in unsere Suchmaschine ein – Sie werden staunen.
So, ich genehmige mir jetzt erst mal ein feines „Zirberl“ und sage Prost.