Zwischen Wissenschaft und Glauben
Wahrscheinlich ist Simone Matouch eine Kräuterhexe. Ganz sicher ist die Naturwissenschafterin aber die Expertin rund um Kräuter im Kärntner Lesachtal.
Die Wienerin kam 2004 im Auftrag der Bundesregierung als Wissenschaftlerin nach Kärnten, um Biotop- und Kulturlandschaftsflächen zu kartieren. Sie blieb und wurde hier zur Grenzgängerin, die versucht, das naturwissenschaftliche mit dem alten Wissen zu vereinen. Das Lesachtal, es gilt als das naturbelassenste Tal Europas, ist heute auch die Heimat ihrer „Naturschatz Kräutermanufaktur“. Die „Zutaten“ für die Herstellung von Gelee und Aufstrichen, Essigspezialitäten, Sirup, fermentiertem Gemüse, Naturkosmetik, Körperpflegemitteln, Würz- und Duftstoffen wachsen unbelastet direkt vor Simones Haustüre, in einem von ihr angelegten Schaugarten sowie im Klostergarten von Maria Luggau. In ihren Gärten sind über 200 verschiedene Pflanzen zu finden, über jede kann sie eine Geschichte erzählen. “Mir ist es wichtig nicht nur in die Natur hinauszugehen und nur von ihr zu nehmen. Daher auch das bewusste Anlegen der Gärten.”
“Die Natur ist wie eine widerspenstige Hexe, die man auf eine Folterbank spannen muss, um alle Geheimnisse aus ihr herauszuquetschen,”
befand um 1700 der Generalstaatsanwalt von König James I, Francis Bacon, und setzte auf dem Höhepunkt der Renaissance in England den Naturwissenschaften radikal neue Ziele. “Unsere Probleme und das Ausbeuten, das Ausquetschen der Natur hat nach meiner Ansicht da seinen Ursprung.” Die Natur als etwas, das man Quälen und Bändigen muss, bewegte Matouch sehr. “Die Natur kann nicht noch mehr ausgebeutet und ausgequetscht werden und es kann auch nicht sein, dass nur noch mehr Technik die Natur rettet,” ist die Biologin überzeugt.
Im Klostergarten Maria Luggau
2013 war ein besonderes Jahr für Matouch. Auf Initiative des Bundesdenkmalamtes wurde der Klostergarten in Maria Luggau auf 1100 m Seehöhe wieder öffentlich zugänglich. Matouch wurde unter anderem damit beauftragt, die Beete nach historischem Vorbild anzulegen und ein Bepflanzungskonzept zu erarbeiten. Neben den traditionellen Heilpflanzen der Klostermedizin und vielen historischen Pflanzen findet man heute auch einen Bereich der “Lebensmittelversorgung”, also Erdäpfel, Flachs, Getreide und Gemüse und sogar einen kleinen “Obstgarten”. “Selbst Wein gedeiht hier, da der Garten sehr sonnig exponiert ist und die Mauer die Pflanzen schützt,” erklärt uns Simone.
„Neben den 3 „Königinnen“ unserer heimischen Heilkräuter – Arnika, Ringelblume und Johanniskraut, gibt es zum Beispiel auch den „Mönchspfeffer“ oder das „Seifenkraut“. „Ich arbeite mit der Natur, Standardprodukte gibt es vor allem im Lebensmittelbereich nicht,“ erzählt die Biologin. Die Natur und die Jahreszeiten geben ihr den Produktionsplan vor. Und da kein Jahr dem anderen gleicht, variieren die Rezepturen.
Von Natur und Rechts wegen
Bei der Herstellung von Kosmetik ist der Freiraum „Kreativität“ durch strenge rechtliche Vorgaben sehr eingeschränkt. Mit der Erkenntnis, dass man nie auslernt und es ständig etwas zu Entdecken gibt, entwickelt die Biologin immer neue Produkte. „Mein Wissen und meine Liebe zu den Kräutern fließen in die Cremen, Salben und Tinkturen meiner „Naturschatz Kräutermanufaktur“ ein. Schon der berühmte Arzt Paracelsus wusste, dass
„Alle Wiesen und Matten, Berge und Hügel, Hergott’s Apotheke sind“.
Mit seinen Augen sieht Simone die Natur, lernt und erfährt dabei viel Wissenswertes über Heilpflanzen, die Verwendung von Wildkräutern in der Küche und für die Schönheit von Haut und Haar. „Wenn ich die Sachen aus dem eigenem Garten, zum optimalen Zeitpunkt ernte, sofort verarbeite – das heißt auch trocknen und lagern – macht das einen großen Unterschied in der Qualität der Inhaltsstoffe aus. Besser geht’s gar nicht. Für die Herstellung von Kosmetik braucht sie zudem noch Fette, Alkohol (es werden ansonsten keine Konservierungsstoffe verwendet) sowie ätherische Öle, die sie in Bio-Qualität von einer österreichischen Firma bezieht. „Ich schaue, wo es nur geht, Rohstoffe aus biologischem Anbau zu verwenden. Allerdings bin ich nicht biozertifiziert, weil es schwierig ist den Garten, die Lebensmittel und die Kosmetik zu zertifizieren. Der finanzielle Aufwand dafür ist einfach zu hoch.“
Qualität und vor allem Ehrlichkeit sind Simone Matouch in der Herstellung sehr wichtig. Sie nennt ein Beispiel: Laut Hygieneverordnung müssen in einer Mandelcreme nur 3 % Mandeln im Produkt enthalten sein. „Ich verwende 100 % Mandeln.“ Mandelöl gilt als besonders pflegend bei trockener, empfindlicher und spröder Haut. Es wird in der Regel von allen Hauttypen gut vertragen. Die Creme wirkt zellstärkend und besänftigend, adstringierend und entzündungshemmend. Ätherisches Geranienöl verleiht der Mandelölcreme einen blumigen Duft. Es wirkt reinigend und als mildes Tonikum und wird in der Regel von allen Hauttypen gut vertragen.
Die Menge an qualitativ hochwertigen Ölen ist in der „Naturschatz Kräutermanufaktur“ Kosmetik sehr hoch. Zudem wird nur in sehr kleinen Chargen produziert, damit jedes Produkt auch frisch geliefert werden kann und die Wirkstoffe ihre volle Kraft entfalten können.
Mehr über Simone Matouch im Radio Agora Interview “Altes Kräuterwissen aus dem Klostergarten” aus der Sendereihe Abseits der Trampelpfade,
Simone gibt ihr Wissen gerne auch bei Kräuterführung oder im Rahmen eines Kräuter-Workshops weiter. Ihr Kräutergarten beim Mühlenstüberl sowie der Klostergarten Maria Luggau sind öffentlich zugänglich, laden zum Schauen, Riechen und Fühlen ein.