Wie kommt der Cocktail zu seinem eigenartigen Namen? Eine berechtige Frage, die wir uns anlässlich des Welt-Cocktail-Tages (13. Mai) gerne gestellt haben.

Cocktail ist Geschmacksache. Wichtig sind die perfekten Zutaten, natürlich von heimischen Produzenten. ©Unsplash

Cocktail bedeutet ins Deutsche übersetzt ja „Hahnenschwanz“.  Was das mit einem Strawberry Daiquiry, das ist nämlich mein erster Gedanke zu Cocktail, zu tun hat, dafür gibt es verschiede Erklärungen – dazu aber später. Der Urcocktail war eine Art Punsch bestehend aus einer Spirituose, Wasser, Zitrone und Zucker, garniert mit etwas Gewürz wie beispielsweise Muskatnuss. Den Zitronensaft durch Bitteres und Ingwer ersetzt, wurde er zum Gesundheitstrank. Heute steht Cocktail als Überbegriff für sämtliche Mischgetränke, die aus diversen alkoholischen und nicht alkoholischen Zutaten je nach Geschmack ganz individuell zubereitet werden – herb, süß, bitter oder fruchtig.

Klassische Rezepturen, moderne Interpretationen, spannende Neukreationen

Die Welt der Cocktails ist ein wahrer Dschungel. Ihre Einteilung  kann auf ganz unterschiedliche Weise erfolgen. Typischerweise lassen sich die Cocktails nach der Spirituose einteilen, etwa in Rum, Gin, Whisky und Wermut basierte Cocktails aber auch nach den Zutaten. So ist in Coladas Kokosnussmilch und in Snappers Tomatensaft. Gebräuchlich ist zudem eine Klassifikation entsprechend des Volumens – als Short- oder Longdrink oder als Shooter. Eine weitere Einteilung wäre die Art des Servierens: mit Eis (Frappé), als Bowle (Punch) oder mit Zuckerrand am Glas (Crusta).

Das Kino liebt Cocktail

Den Cocktail umgibt etwas mondänes, ein gewisses Flair, Dresscode inklusive. Denn, wenn schon Cocktail, dann im passenden Kleid. Kinofilme machten Cocktails berühmt – oder auch umgekehrt. James Bond greift mit Vorliebe zum Wodka Martini natürlich gerührt und nicht geschüttelt. Die Damen von “Sex and the City” nippen an einem Cosmopolitan. In „Manche mögen’s heiß“ mixen sich Marilyn Monroe und der als Frau verleidetet Jack Lemmon in einer Schlafkoje einen „Manhattan“, denn eine Flasche Wermut und eine Bourbon hat man (Frau) schließlich immer zur Hand.

“Wenn du keine Manhattans magst, hast du nur noch nie einen guten getrunken.”

„On the cock’s tail“

Und dann wäre da noch die Erklärung, dass der Begriff aus der Pferdezucht kommt. Nicht reinrassige (mischrassige) Pferde wurden nämlich als „Cocktails“ bezeichnet, die man an ihrem gestutzten, hahnähnlichem Schweif erkannte. Damit sie lebendiger wurden und ihren Schweif noch höher trugen, bekamen sie eine Knolle Ingwer oder eine Chillischote ins Hinterteil geschoben. Die Bezeichnung Cocktail übertrug sich dann vom Pferd auf den Ingwer und vom Ingwer auf das Mischgetränk, in das er gegeben wurde. Es war der Engländer William Terrington, der in seinem 1869 erschienenen Buch „Cooling Cups and Dainty Drinks“ Cocktail Rezepte beschreibt, die Ingwer und Chili enthalten. Die Bezeichnung Cocktail blieb auch, als man schon lange keinen Ingwer mehr als Beigabe verwendete.

Vorab sei schon einmal gesagt – es gibt keine klare Antwort auf die Frage der Namensgebung. Es gibt aber viele Mythen. Kommt Cocktail daher, dass sich beim Einschenken die Liköre aufgrund ihrer Viskosität nicht vermischen und sich so die bunten, stabilen Schichten im Glas ergeben, die an die Farbenpracht eines Hahnenschwanzes erinnern? Oder ist der Ursprung doch ein „blutiger“ und geht auf Hahnenkämpfe zurück. Der Gewinner riss dem getöteten Hahn des Verlierers die bunten Schwanzfedern aus, und danach wurde auf die Trophäe angestoßen – „on the cock’s tail“. Der Name lässt also ebenso viel kreativen Spielraum wie das Mischgetränk selbst.

Am 13. Mai 1806 beschreibt der Herausgeber des New Yorker Boulevardblattes „The Balance and Columbian Repository“ das Mixgetränk auf Anfrage eines Lesers: „Ein Cocktail ist ein stimulierender Likör, welcher aus jeglichen Spirituosen, Zucker, Wasser und Bitters zusammengestellt ist“.  Wer auf die glorreiche Idee kam den „Tag des Cocktails“ (13. Mai) ins Leben zu rufen, kann allerdings nicht mehr nachvollzogen werden. Angeblich ist das internationale Fachmagazin „Mixology“ dafür verantwortlich. 

Bitters – das Tüpfelchen auf dem Cocktail

Mit Wasser gestreckt und mit Zucker versüßt, trank man hochprozentige Spirituosen unter dem Namen “Sling”. Die Zugabe des Bitters machte ihn nun zum Cocktail. Natürlich wurden schon viel früher Getränke mit Bitters aromatisiert, aber eben noch nicht explizit als Getränkeart bezeichnet.  Durch das Aufkommen verschiedenster Spritituosen wurde immer mehr und mehr gemixt, die verschiedensten Brände und Liköre und Säfte kombiniert. Die große Zeit des Cocktails war in Amerika die Zeit der Prohibition von 1920 bis 1933.  Das Verbot von Herstellung, Transport und Verkauf von Alkohol machte erfinderisch und aus den nur wenig zur Verfügung stehenden Spirituosen mixte man „was das Zeug hielt“. Der Cocktailtrend schwappte, wie so vieles nach Europa über. Hier hatte man, nachdem es keine Prohibition gab, sogar bessere Spirituosen für Cocktails zur Verfügung. Und das hat sich auch nicht geändert.

PS: Cocktails gibts natürlich auch ohne Alkohol … aber das ist eine andere Geschichte.