2022 wird ein spannender Weinjahrgang
Es wird ein gutes Weinjahr, harmonisch, kräftig, spannend. Durch die Trockenheit im Sommer ist jedoch mit einer etwas geringeren Erntemenge zu rechnen.
„Österreichs Weinbauern bereiten sich bereits intensiv auf die heurige Weinlese vor. In Anbaugebieten, wo früh gelesen wird, wie dem Seewinkel, hat sie bereits begonnen. Aufgrund des Witterungsverlaufs findet sie etwas früher als im Vorjahr statt. Die erwartete Weinmenge wird bestenfalls im Durchschnitt der Vorjahre bei ca. 2,4 Millionen Hektolitern liegen“, so Johannes Schmuckenschlager Präsident des Österreichischen Weinbauverbands.
Allerdings können genaue Angaben heuer schwer gegeben werden, da der Saftanteil der Trauben aufgrund der Trockenheit etwas geringer ausfällt. In Gebieten, in denen jetzt noch Niederschlag gekommen ist beziehungsweise kommen wird, kann sich das weiterhin erheblich verbessern. „Nach wirtschaftlich turbulenten Corona-Zeiten blicken die Winzer auf ein Jahr mit gutem Weinabsatz zurück. Daher schauen sie auch dem kommenden, vielversprechenden Weinjahrgang 2022 hoffnungsvoll entgegen. Sorgen bereiten den Winzern allerdings die stark gestiegenen Produktionskosten, vor allem im Bereich der Energie und der Verpackungsmaterialien“, so der Weinbau-Präsident.
Aufmerksamere Pflege aufgrund des Witterungsverlaufs 2022
„Der Witterungsverlauf 2022 war aus verschiedensten Gründen herausfordernd. Im Frühjahr wechselten sich kühle und warme Phasen ab, wobei es insgesamt zu trocken war. Der Rebaustrieb fand auch heuer wieder relativ spät statt, nämlich erst gegen Ende April. Im Hinblick auf die drohende Spätfrostgefahr, die üblicherweise bis Mitte Mai besteht, war das aber durchaus als positiv einzustufen. Aufgrund der warmen Witterung fand die Blüte dann relativ früh statt. Danach gab es auch die lange erhofften Niederschläge. Da diese rund um die Blüte zu verzeichnen waren, einem sehr empfindlichen Stadium der Rebe während des Vegetationsverlaufes, gab es erheblichen Pilzdruck. Um Schäden zu verhindern, waren die Winzer gefordert, ihre Reben besonders aufmerksam zu pflegen“, berichtete Schmuckenschlager. „Im Juli und August hatten die Reben wiederum mit enormer Dürre zu kämpfen. Trockenheit und Hitzetage über 30 Grad Celsius waren für die Reben eine erhebliche Herausforderung. Gerade bei Junganlagen mussten die Winzerfamilien die Trauben reduzieren, um die Rebstöcke zu entlasten. Bewässerungsanlagen zeigten heuer besonders ihre Notwendigkeit. Hagel und Starkregenereignisse waren nur punktuell beziehungsweise vereinzelt anzutreffen.“
Es werden harmonische und teilweise kräftigere Weine erwartet
„Zu einem Zeitpunkt, als die meisten Weingärten durch die Trockenheit bereits an ihre Belastungsgrenze gekommen waren, gab es jetzt Ende August den ersehnten Niederschlag. Durch die in der Folge zur Verfügung stehende Feuchte in den Böden wird die Reifeentwicklung der Trauben zügig fortgesetzt. Grundsätzlich sind die hohen Temperaturen des Sommers aber verantwortlich dafür, dass die Zuckergehalte in den Trauben bereits relativ weit fortgeschritten sind. Bei Vergleichen der Parameter zum Reifeverlauf zeigt sich interessanterweise eine ähnliche Kurve wie im Spitzenjahr 2019 (siehe Grafik). Es wird aber sehr auf das Fingerspitzengefühl der Winzerinnen und Winzer ankommen, um heuer beim Weißwein den richtigen Lesezeitpunkt zu treffen. Gerade bei den Rotweinen ist die Erwartungshaltung sehr hoch, da durch die eher kleinen Beeren entsprechend dichte und farbintensive Rotweine zu erwarten sind“, zeigte sich der Weinbau-Präsident optimistisch.
Der Lesezeitpunkt ist 2022 sehr wichtig, die Erntemenge wird durchschnittlich erwartet
„Mengenmäßig kann von einer bestenfalls durchschnittlichen Erntemenge ausgegangen werden. Den Schätzungen der einzelnen Weinbaugebiete zufolge ist mit 2,4 Millionen Hektolitern zu rechnen. Der Rebansatz war durchwegs gut, durch die Trockenheit im Sommer sind die Beeren aber eher klein geblieben, und daher wird die Saftausbeute auch etwas geringer ausfallen als in manch anderen Jahren. Der Lesezeitpunkt wird entscheidend sein, um im heurigen Jahr harmonische und fruchtige Weine einzubringen“, so Schmuckenschlager. „Insbesondere in den Weinbaugebieten rund um den Neusiedlersee, speziell im Seewinkel, hat die Weinlese im heurigen Jahr bereits gestartet. Abgesehen von Frühlesen zur Traubensaft- und Sturmproduktion wird die Weinlese in den meisten Gebieten gegen Mitte September beginnen. Die Hauptlese findet in den meisten Regionen dann in der zweiten Septemberhälfte und Anfang Oktober statt“, prognostizierte der Weinbau-Präsident.
Positive Erwartungen bei den Traubenpreisen
„Die gute Nachfrage nach österreichischem Wein im In- und Ausland spiegelt sich auch im regen Interesse der Aufkäufer am Traubenmarkt wider. Damit sollten auch Mehrkosten der Produktion zu decken sein. Am Weinmarkt hat es aufgrund der vielfältigen Betriebsformen – von klein bis groß – keine erheblichen Verwerfungen gegeben. Die gestiegenen Mehrkosten werden auch weitergegeben, es sind aber keine extremen, spekulativen Steigerungen bzw. Verdoppelungen wie in anderen Bereichen zu erwarten. Unsere Winzerfamilien produzieren auch in dieser schwierigen Situation und sind verlässliche Partner des Weinhandels. Deswegen habe ich im heurigen Jahr keine Bedenken, dass es bei den Traubenpreisen Preisdrücker und Spielchen der Aufkäufer gibt“, unterstrich Schmuckenschlager.
Die Facts zum Weinjahr 2022
- trockenes Frühjahr mit Temperaturwechseln
- relativ später Austrieb (Ende April), relativ frühe Blüte
- Niederschlag um die Blütezeit führte zu Pilzdruck; sorgsame Weingartenpflege gefordert
- extreme Trockenheit im Juli und August besonders herausfordernd in Junganlagen
- nur punktuelle Hagel- und Starkregenereignisse
- Ende August: ersehnter Niederschlag begünstigt Traubenreife
- Lese etwas früher als im Vorjahr
- Hauptlese in der zweiten Septemberhälfte und Anfang Oktober
- steigende Produktionskosten vor allem im Bereich der Energie und Verpackungsmaterialien
- Winzer und Winzerinnen weiterhin verlässliche Partner des Weinhandels
Erwartete Erntemenge
- erwartete Menge: 2,4 Mio. hl (entspricht Durchschnitt)
- Saftausbeute aufgrund der Trockenheit geringer
- Niederschläge können Saftanteil noch erhöhen