Die innovativen Bauern der Bundeshauptstadt machen ihre schwierigen Stadtrandlagen mit kreativen Angeboten wett.

Andreas Gugumuck

Andreas Gugumuck gründete 2014 seine Schneckenmanufaktur © Karin Nussbaumer

Wußten Sie, dass Wien einst eine globale Schneckenmetropole war, und dass daraus ein Future-Food werden kann?

Wer in Wien einen Bauernhof bewirtschaftet, der tut das – no na – in den Außenbezirken,  zum Stadtrand hin. Wenn gleichzeitig aber immer mehr urban lebende Menschen auf ihr Auto verzichten, dann wird es irgendwann schwierig für den Ab Hof-Verkauf. 225 bäuerliche Direktvermarkter der Bundeshauptstadt  stehen genau vor dieser besonderen Herausforderung, 80 Imker, Gemüse- und Zierpflanzenbauern sowie 145 Weinbauern. Jeder zweite Winzer betreibt einen Buschenschank oder Heurigen und generiert sein Einkommen gänzlich aus der Direktvermarktung. Ähnlich ist es bei den Imkern. Und auch im Bereich Gemüse gibt es Betriebe, die ausschließlich auf Hofläden, Märkte und Abo Kisten setzen. Das bestätigt Paul Riedmann, Direktvermarktungsexperte der Landwirtschaftskammer Wien. Warum es trotzdem eine Reihe von gut frequentierten Hofläden gibt, weiß er auch. Das Zauberwort heißt Öffnung der Betriebe: „Für die Besichtigung und Beratung von Kunden.“  Am Ende steht dann bestenfalls ein Einkauf mit Mehrwert und Erlebnis. Eine Idee, mit der man im Oktober 2018 bereits zum dritten Mal ins Schwarze getroffen hat, ist der Event „Urban Eating – Wiener Wirte kochen Wiener Stadtlandwirtschaft“. Vier Gänge um 49 Euro zu schmausen und die Produzenten der Rohstoffe für Fragen vor Ort zu haben, das kommt an. Zudem die Menükarte auch noch als Gutschein bei einigen Produzenten gilt.

Was Hänschen nicht lernt . . .

Das Landgut Kobenzl in Wien engagiert sich seit vielen Jahren dafür, den jüngsten Tiere, Pflanzen und das bäuerliche Leben nahezubringen, Das Projekt Schule am Bauernhof gibt es inzwischen in ganz Österreich ©Landgut Kobenzl, LK OÖ

Den Bezug zu ihrer Arbeit, den wollen die Wiener Bauern schon den ganz Kleinen vermitteln.  Zusammen mit dem ländlichen Fortbildungsinstitut (LFI) verwirklicht man diesen Ansatz im Projekt „Schule am Bauernhof“.  Das funktioniert in Wien mit mittlerweile 14 Partnern erstaunlich gut. Immerhin über 17.000 Kids bekamen 2017 halb-, ganz- oder mehrtägige Einblicke ins bäuerliche Leben, die Tierhaltung und die Produktion von Lebensmitteln. Und zwar in klassischen Angeboten wie „Brotbacken ist Ährensache“ und in innovativen, etwa bei Andreas Gugumuck. Auf seinem Schnecken-Bauernhof in Oberlaa ermöglicht er Schülern um je 12 Euro ein dreieinhalbstündiges „Schnecken-Checken“, erzählt, warum einst Wien die globale Schneckenmetropole war, wie nachhaltig die Zucht ist und wie daraus ein Future-Food wird. Was das im Idealfall bringt? „Eine gestärkte Haltung als künftige umweltbewusste Konsumenten“, sagt Riedmann. Bauern können dieses Angebot übrigens erst nach einem zehnttägigen Zertifizierungslehrgang des LFI anbieten.

After Work am Bauernhof

After Work am Bauernhof: bietet in Wien, Linz, Graz und Klagenfurt ein so unmittelbares, einprägsames und unvergessliches Erlebnis, wie es in dieser Form für interessierte Konsumenten nicht oft möglich ist. ©Reinhard Geßl

Als gestresster großer Städter können Sie bei Gugumuck auch Schnecken checken. Oder Sie gehen auf Landpartie, die sich heute „After Work am Bauernhof“ nennt. In organisierten Touren um 49 Euro werden Bauernhöfe in und um Wien besucht. Zuletzt waren das unter dem Motto „Gemüserausch zum Ernteausklang“ der Gärtner Flicker, der Kartoffelhof Schramm.

Im Gartenbaubetrieb Flicker staunten die After-Worker über den Anbau von Minigurken auf 42.000 m² Glashausfläche.

Man lernte den Unterschied zwischen Snack und Minigurken, wozu es blaue und schwarze Erdäpfelraritäten gibt, genehmigte sich ein Stamperl „Vodkart“ und endete beim Biohof N 5 in Stammersdorf bei Krautfleckerln. Am 16. November findet man sich wieder zusammen, zu „Süße Zeit der Dämmerung“. Da muss man dann allerdings ein Zuckergoscherl sein, denn besucht werden unter anderem ein Zuckerrübenbauer und die Agrana.

Sie suchen nähere Infos? Hier finden Sie sie!

https://www.afterwork-am-bauernhof.at/

http://www.stadtlandwirtschaft.wien/eventurbaneating
http://www.schuleambauernhof.at
http://www.gugumuck.at
http://www.kartoffelsorten.at
http://wein.nummer5.at