Ganze 21.525 Menschen wählten Birgit und Franz Eders Feldbauer-Hof zum “Bauernhof des Jahres 2019”. Zu Recht, wie sich zeigt.

Birgit und Franz Eder mit ihren Rindern © Alexander Danner/LK Steiermark

Kühe sind lila. Man weiß, dass Kids so was mitunter glauben. Aber doch vermutlich in Gegenden wie der New Yorker Bronx und nicht in der Alpenrepublik? Da kennt jedes Kind eine Kuh? Sie täuschen sich. Birgit Eder, Landwirtin aus Mariazell, erlebt so einiges unerwartetes auf ihrem Feldbauer-Hof. Und zwar nicht nur, dass der heimische menschliche Nachwuchs noch nie Kuh-Nachwuchs gegenüber gestanden ist: “Oft sehen die Kinder sogar erstmals eine Wiese mit längerem Gras“, sagt sie. Über 500 Kids sind seit 2018 um diese Erfahrung reicher. So vielen haben sie und ihr Mann Franz als zertifizierte “Schule am Bauernhof”-Betreiber nämlich schon Einblicke in ihr landwirtschaftliches Dasein gegeben. Zu sehen gibt es genug: 30 im Laufstall mit Auslauf gehaltene Milchkühe, 70 Rinder, junge im Stroh herumspringende Kälber, Landgänse, Pferde, Hängebauchschweine und Hühner, 17 Schwalbennester sowie das Insektenhotel. Und was sind so die Höhepunkte der Kinder? „Butter schütteln, ein selbstgemachtes Butterbrot essen und zuvor live im Stall beim Melken dabei sein”, sagt Eder, die auch danach gern in Kontakt bleibt und dafür Facebook nutzt.

Der Feldbauer-Hof hat auch eine Schultafel: Martin, Daniela und Anja Eder (v.l.n.r.) © Alexander Danner/LK Steiermark

Vermutlich haben viele der begeisterten Kids auch mitgevotet bei der Wahl zum “Bauernhof 2019”. Es muss aber noch mehr Menschen geben, die die Bemühungen des Mariazeller Biomilchviehbetriebs schätzen. Denn sie haben, wie heute bekannt wurde, mit satten 21.525 Stimmen den ersten Preis abgeräumt. 23 Kandidaten hatten sich der Wahl gestellt und nach mehrfach wechselnder, hauchdünner Führung entschied die obersteirische Bauernfamilie diese Auszeichnung letztlich doch recht klar für sich. Platz zwei holten sich übrigens Marieke und Helmut Wernig, die in Hitzmannsdorf/Mühlen im Bezirk Murau 160 Mutterschafe und deren Lämmer halten. Auch sie wirtschaften biologisch, schlachten ihre Tiere stressfrei direkt am Hof und vermarkten die zerlegten Teilstücke an die Gastronomie, veredeln Lammfleisch zu Wurst und verarbeiten auch die Wolle. Daneben betreiben sie einen Campingplatz und einen Gasthof. Der dritte Platz schließlich ging in die Oststeiermark an die schon mehrfach prämierte Brotbäuerin Andrea Potzinger-Wurzer. Deren Brotvermarktung und ihre Kunst des Brotbackens ermöglicht es, dass ihr neun Hektar großer Bauernhof mit fünf Hektar Wald und Holunder- sowie Brotgetreideanbau im Vollerwerb bewirtschaftet werden kann.

Der Feldbauer-Hof der Familie Eder © Alexander Danner/LK Steiermark

Doch zurück zu den Eders und ihrem Bergbauernhof, der auf 860 Metern Seehöhe mit direktem Blick zur Wallfahrtskirche Mariazell liegt, und die auch 60 Hektar Wald nachhaltig bewirtschaften. Die Landwirte sind auch deswegen so begeistert von den Schülerinnen, die kurzzeitig das Klassenzimmer auf den Hof verlagern, weil sie mit so einem Feuereifer dabei sind. Und weil sich auch ihre eigene Kreativität nicht so schnell erschöpft, arbeiten sie bereits wieder an neuen Ideen.

„Schule auf der Alm“ und Sprinzenzucht

Das gerade viel diskutierte Urteil nach einer tödlichen Kuh-Attacke haben sie beispielsweise zum Anlass genommen, bald auch eine Art „Schule auf der Alm“ anzubieten, um Kinder und Eltern für ein richtiges und sicheres Verhalten auf der Alm zu sensibilisieren. „Mit den Schülern besprechen wir auch, wie man sich richtig auf der Alm verhält und welche Gräser, Kräuter sowie Blumen dort wachsen. Und auf Wunsch organisieren wir Wanderungen auf der hofeigenen Ochsenboden- und Farnbodenalm“, erzählt Franz Eder. Dem sind übrigens nicht nur Kinder ein Anliegen, sondern auch Wärme aus nachwachsendem Hackgut. Gemeinsam mit sieben Berufskollegen versorgt ihr 800 kW-Heizwerk öffentliche Einrichtungen und Geschosswohnungen mit regionaler Wärme aus nachwachsendem Hackgut. Vermutlich hat die Familie damit aber noch nicht genug zu tun. Denn ihr hat es auch noch die Pustertaler Sprinzenzucht angetan. Wer oder was das nun wieder ist? Eine sehr alte Rinderrasse, die einst als die beste der K+K-Monarchie galt, dann aber fast ausgestorben war und für die in Österreich ein Generhaltungsprogramm gestartet wurde. Mittlerweile laufen zwölf Sprinzen-Jungkalbinnen am Feldbauerhof herum. Und es sollen noch mehr werden. Dabei setzt man auf Mutterkuhhaltung, versteht sich. Um den eigenen Nachwuchs schließlich muss einem auch nicht bange sein: Anja, die dreizehnjährige Tochter weiß schon, was sie will, nämlich die Biofachschule Grottenhof besuchen. Wer die Eders kennenlernen will, der hat die beste Gelegenheit dazu am Hoffest, das im Sommer zum ersten Mal statt finden wird und auch ein Dankeschön an die Wähler sein soll.

Bauernhof des Jahres 2019 Den Titel vergibt die die Landwirtschaftskammer (LK) Steiermark und deren Fachmedium “Landwirtschaftliche Mitteilungen” nach einem Leservoting.  Zwischen 15. Jänner und 25. Februar wurden heuer insgesamt 57.365 Stimmen per Internet, Postkarten oder Unterschriftenlisten abgegeben. 23 steirische Bauernhöfe haben teilgenommen. Der Erstplatzierte erhielt 21.525 Stimmen, der Zweitplatzierte 19.247 und der Drittplatzierte 6.794 Stimmen. In der Steiermark sind 95 „Schule am Bauernhof“-Betriebe aktiv.

http://www.feldbauerhof.at/

Den Mutterschafbetrieb von Marieke und Helmut Wernig finden Sie hier

https://www.camping-am-badesee.at/schafbauernhof