Weil man sich im Mittelburgenland der Kultur einer besonderen Rotweinsorte intensiv widmet, wurde es zum Blaufränkischland. Aber auch im Süden liebt man die Sorte.

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Er ist tiefdunkel-rubinrot gefärbt. Sein komplexes Bukett vereint Aromen von Brombeeren, dunklen Kirschen und Schwarzbeeren, kombiniert mit würzigen Anklängen, die an Kräuter und Minze erinnern. Er, das ist der Blaufränkisch, der  als die Majestät unter den Rotweinen gilt. Nirgendwo hierzulande wird er mit einer solchen Zuneigung kultiviert, wie im Mittelburgenland.  Die Liebe ist sogar so groß, dass die gerade mal eine Stunde von Wien entfernten Blaufränkisch-Pilgerstätten Deutschkreuz, Horitschon, Lutzmannsburg, Neckenmarkt und Raiding irgendwann zum Blaufränkischland mutierten. Diesen Titel tragen sie naturgemäß nicht ohne Grund, sondern vielmehr, weil sie geologisch bevorzugt sind. Da ist einmal ihr Tegel-, Ton-, Sand- und Geröllboden, aus dem stellenweise alte Korallenbänke aus Leithakalk herausragen – ein idealer Wasserspeicher. Kombiniert mit dem Schutz von drei Hügelketten im Norden, Süden und Westen, der Öffnung zur pannonischen Tiefebene und dem wärmeregulierende Einfluss des Neusiedlersees, war der Erfolg quasi nicht zu verhindern. Die Rebhänge erstrecken sich auf einer Fläche von ca. knapp 2.000 ha von den Südausläufern des Ödenburger Gebirges bis zum Günser Bergland. Gäbe es ein Triple-A in Sachen Blaufränkisch-Anbau, diesem Teil des Burgenlands wäre es sicher. Mal ganz abgesehen von den mindestens 300 Sonnentagen und der Niederschlagsmenge von nur ca. 600 mm im Jahr, die ihres zur Qualität beitragen.

Was mag man am Blaufränkischen?

Neben Farbe und Aromen punktet er mit rauchigen Noten eines Barriqueausbaus, einer ausgeprägten Frucht, die am Gaumen mit einem balancierten Säurespiel getragen wird und im Abgang mit einem saftigen, markanten Tanninkern. Wenn Sie gerade keine Pilgerreise ins Burgenland vorhaben, finden Sie ihn auch im übrigen Österreich, und zwar unter der Bezeichnung Mittelburgenland DAC.

Weingarten in Deutschkreutz. Dort wird jährlich im Herbst eine Weingartenwarnderung veranstaltet. ©Agentur7301

Dieser Wein reift übrigens auch gern. Innerhalb der ersten fünf Jahre ist der Trinkgenuss optimal, in der Reserve-Kategorie angelangt gibt es nicht nur vollreife Fruchtaromatik, sondern auch zarte Röstaromen zu entdecken. Wie lange man ihn lagern kann? Zwischen sieben und 15 Jahren. Er wird dann zum so genannten Mittelburgenland DAC Reserve. Haben Sie den im Glas, trinken sie den gehaltvollsten Blaufränkisch mit einem Mindestalkohol von 13 Prozent. Diese Weine dürfen auch in neuen kleinen Holzfässern ausgebaut werden, aber nicht vor dem ersten März des zweiten auf die Ernte folgenden Jahres verkauft werden. Hat sich’s damit? Nein, natürlich nicht. Die Qual der Wahl geht weiter. Mit dem Mittelburgenland DAC und einer zusätzlichen Riedenbezeichnung. Damit kennzeichnet man einen kräftigeren Blaufränkisch-Stil, der durch den Ausbau in gebrauchten Barriques, einen leichten Holzton aufweist. Kaufen können Sie ihn ab dem ersten Oktober des auf die Ernte folgenden Jahres. Schön und gut, aber mit Barrique können Sie wirklich gar nichts anfangen? Dann sollten sie zum Mittelburgenland DAC classic greifen. Der kommt ohne aus. Sie bekommen ihn aber erst ein Jahr nach der Ernte, ab dem ersten August.

Die Individualisten aus dem Süden

Im Süden des Landes mag man den Blaufränkisch auch. Rund um die Orte Eisenberg und Deutsch-Schützen gedeihen auf eisenhaltigen Lehmböden die Individualisten dieser Sorte. Die signifikanteste Erhöhung ist auch Namensgeber für den gebietstypischen Wein: Eisenberg DAC. Dahinter steht ein fruchtigen und mineralisch-würziger Individualist, der durch die lehmigen, mineralstoffreichen Böden des Südburgenlandes geprägt ist. Ausgebaut wird sowohl im Stahltank, als auch im Holzfass, Barriqueton dürfen die Weine aber keinen aufweisen. Auch vom Eisenberg DAC gibt es einen „Reserve“. Sie sehen schon, es ist ein wenig kompliziert mit dem Blaufränkisch. Glücklicher Weise sind Sie aber nur für den Genuss zuständig.  Wie und wo Sie dem am besten nächstens frönen, können wir Ihnen auch sagen: Bei der nächsten langen Nacht der Vinotheken im Blaufränkischland am 11. Mai. Da haben sie von sechs Uhr abends bis ein Uhr morgens Zeit, den Blaufränkisch – gut andere Weine auch – zu entdecken. Schmankerl gibt es natürlich dazu. Cheers!

Der Blaufränkisch wurde in Österreich erstmals im 18. Jdht. nachgewiesen und tauchte später auch in Deutschland als Limberger oder Lemberger auf. Ableiten dürfte sich das von Limberg, heute Maissau, in NÖ. Es handelt sich um eine natürliche Kreuzung der Sorte Heunisch, wobei die zweite Sorte eine Mutation der Sorte Blauer Groben gewesen sein dürfte. Zahlreiche andere Sorten gehen auf das Blaufränkisch-Genom zurück:  Zweigelt, Blauburger, Roesler und Rathay

Die Geschichte: Der Weinbau im Blaufränkischland lässt sich bis in die Keltenzeit zurückverfolgen. Einer der Höhepunkte der Rebkultur war die Römerzeit, als das Gebiet der Provinz Pannonien einverleibt wurde. Nach Rückschlägen zur Zeit der Völkerwanderung setzte im 14. Jhdt. eine weitere Blütezeit ein samt europaweitem Export ein. Die Türkenkriege im 16. und 17. Jhdt. setzten dem Weinbau  zu. Nach einem Zwischenhoch zerstörte die Reblaus, wie in ganz Europa, die Weingärten des Gebietes. Ende des 19. bzw. anfangs des 20. Jahrhunderts begann der Siegeszug der Hauptsorte, der Blaufränkisch-Rebe. In ganz Österreich wird er auf sieben Prozent der Rebfläche angebaut, das sind 3.225 Hektar.