Diverse Hecken am Feldrand können Insekten Lebensraum und Bauern eine Finanzspritze verschaffen. Wie das geht? Mit der heimischen App Micro-Macro.

Hecken können viel mehr als gedacht. Das Klima schützen und Einnahmequelle sein beispielsweise. ©Micro-Macro

Könnten sich Marienkäfer, Schlupfwespen, Hornissen, Wildbienen oder Vögel wie Grasmücken oder Neuntöter aussuchen, wo sie am liebsten leben würden: Hecken am Rand von landwirtschaftlich bewirtschafteten Feldern stünden auf der Wunschliste ganz weit oben. Das ist inzwischen sogar zur EU vorgedrungen, die deshalb  mittlerweile sogar Förderungen für Hecken locker macht.  Denn die dort lebenden Tierchen vertilgen Unmengen an Schädlingen. Das hilft, Pestizide einzusparen. Was wiederum ganz im Sinne der EU ist. Um so eine Förderung allerdings zu erhalten, muss man als Landwirt erst einmal eine Hecke sein eigen nennen, und dann einen aufwändigen Antrag stellen. Und ab da wird die Sache schon kompliziert.

Vom Abholzen zum Aufforsten

Die meisten Landwirte haben nämlich jahrzehntelang möglichst jeden Millimeter Ackerboden genutzt und entsprechend alle Bäume und Sträucher, die sich ihnen in den Weg stellten, ratzeputz abgeholzt. Gutes haben sie sich damit freilich nicht getan. Denn Hecken sind nicht nur Lebensraum. Sie schützen auch vor Winderosion und beeinflussen den Wasserhaushalt im Boden positiv. Im Übrigen produziert das üppige Grün am Feldrand Humus und speichert so rund 75 Tonnen CO2 je Hektar und Jahr. Humus wiederum hilft, Dünger einzusparen. Und das Gehölz  kann an Biomasseheizwerken verkauft werden.

Wer  nicht alles abgeholzt hat und Voraussetzung eins erfüllt, nämlich eine Hecke hat: der könnte sich eine sogenannte Dark-greening-Förderung der EU abholen. Doch häufig scheitert es schon an der mühsamen Einreichung. Genau da setzt Micro-Macro an, eine Handy-App, mit der die Bauern die Einreichung erledigen können, während sie mit dem Traktor an den Hecken vorbeifahren. Win-Win quasi: mehr Vielfalt auf den Äckern und mehr Geld in die Taschen der Landwirte. Die Demoversion der App gibt es schon. Sie scannt, analysiert und bewertet die Biodiversität der Felder, Hecken und Ackerrandstreifen und senkt die Hürden zur Beantragung und Abwicklung von entsprechenden Förderungen. Viel mehr Bauern als zuvor soll so die Umsetzung von biodiversitäts- und klimawirksamen Maßnahmen schmackhaft gemacht werden.

Der Biohof Harbich hat gerade 1000 Bäume auf den Feldern gesetzt. Im Sinn stand der Familie dabei einiges: Schattenallee, Windschutz, Schmetterlingsfutter, Eichelmast, Kriecherlschnaps, Bienenweide, Nuss Krokant und Brennholz.

Im besten Fall bringen blühende Hecken und ein positiver Klimabeitrag also nachhaltige Einnahmen für österreichische Landwirte. Wer hat sich die gute Sache einfallen lassen? Ein internationales Team. Dem Unternehmensberater und -gründer Peter Comhaire, er stammt aus Belgien, stehen der deutsche Biologe Robin Sandfort, der litauische „IT-Guru“ Linas Ozeraitis, die französische Marketingspezialistin Solweig Higel und der österreichische Projektleiter Georg Dostal zur Seite. Zusammen hat es das Team unter die Top Ten von greenstar geschafft, einer Start Up Initiative des Klima- und Energiefonds.

Erdbeerbauern aufgepasst: Der Ertrag von Heckenerdbeeren ist viel größer als anderswo. ©Denise Castle

Wie realitätsnah die ganze Sache mit den Hecken und dem Mehrwert auch in anderen Aspekten sein kann, bestätigte jüngst übrigens ein Tweet der Gesellschaft für Ökologie E.V. In dem wurde die Frage “Wo wachsen die besten Erdbeeren?” gestellt, und auch gleich beantwortet: An Hecken und Waldrändern. Eine Forschungsarbeit von Denise Castle hatte gezeigt, dass der Marktwert von “Hecken-Erdbeeren” um satte 50 Prozent höher als der von in Grasstreifen gepflanztn, isoliert von strukturreicher Vegetation. Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist: Micro-Macro sucht noch Bauern, die mit der App arbeiten möchten und hofft dabei auch auf Kooperationen mit Klima- und Energie-Modellregionen, die heuer Schwerpunkte in den Bereichen Landwirtschaft und Biodiversität setzen.