Erdbeeriges Extrem
Erst kam die Dürre, dann kamen am Wochenende die Unwetter mit dem Hagel. Im burgenländischen Wiesen wird rund 70 Prozent der Erdbeerernte ausfallen.
“Keine intakten Blätter mehr”
Die Früchte? Seien extrem geschädigt, sagt Habeler, es gäbe keine intakten Blätter mehr an den Pflanzen. Das heißt auch, die Photosynthese fällt damit aus. Was bleibt, ist eine kaputte Pflanze. Dass man knapp vor der Ernte stand – an diesem Wochenende sollte es im Freiland losgehen, macht die Sache noch bitterer. Und auch, dass Erdbeeren keine einfache Kultur sind. Dahinter steckt viel Handarbeit und jede Menge Zeit. Denn Erdbeeren werden im Juli gepflanzt und können erst im darauf folgenden Mai geerntet werden. Dazwischen liegen, sagt Habeler, “vier- bis fünfmal Unkraut jäten, Pflanzenschutz, die ganze Palette – der Aufwand wird immer höher. Und wenn es dann kurz vor der Ernte alles zusammenhaut, das ist halt sehr schade.”
Hagelschläge an sich kennt man. Frost, gegen den man in den vergangenen Jahren kämpfte, auch. Aber dieses Extrem hat nicht einmal der Großvater des burgenländischen Erdbeerbauers erlebt, der sich den zarten Pflänzchen schon vor 55 Jahren verschrieb. Und Hagelschutznetze? Die helfen nur bedingt. Hagelt es fünf Minuten, sind die Erdbeeren sicher. Anders schaut das allerdings bei 15 Zentimeter Hagel aus oder wenn es trocken hagelt. Was geschieht mit den kaputten Anbauflächen? Auf die wartet ein baldiges Einmulchen und Pflügen. Im Juli geht es dann von neuem los, in der Hoffnung auf ein besseres nächstes Jahr. Wer einen Folientunnel sein eigen nennt, der pflanzt im Juli noch mal spezielle Sorten, die dann im September bzw. Oktober geerntet werden. Ist so ein Totalausfall existenzbedrohend. Ja. Wenn man hauptberuflich Erdbeeren anbaut und nicht versichert ist. Ersteres tun aber selbst in Wiesen nur noch vier, fünf hartgesottene und wettergeeichte Bauern. Gehen die erst in Pension, was in den kommenden Jahren soweit sein wird, war’s das dann. Denn hauptberuflichen Nachwuchs gibt es quasi keinen.