Der Bauern-Nachwuchs kann’s
Drei heimische Jungbauern haben beim Agrar-Innovationspreis Auszeichnungen abgeräumt. Wir haben uns ihre Projekte näher angesehen.
Wer ein mutiges, neuartiges und nachhaltiges landwirtschaftliches Projekt betreibt, der sollte die nötige Öffentlichkeit dafür bekommen. Jedenfalls ist die heimische Jungbauernschaft dieser Meinung und vergibt im Rahmen des Agrar-Innovationspreises Auszeichnungen. 18 junge Kandidaten wollten es heuer wissen und sowohl Ehre wie auch Sachpreise im Wert von gesamt 10.000 Euro, gesponsert vom Lagerhaus, einheimsen. Leicht dürfte die Wahl nicht gefallen sein, denn quasi alle Einreichungen beschäftigen sich mit Themen, über die wir künftig noch viel reden werden, wie etwa neue Kulturarten und Tierrassen, vielversprechende technische Neuerungen oder innovative Vermarktungsformen. Entschieden hat sich die Jury naturgemäß trotzdem. Womit wir auch schon bei Platz eins sind:
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Michael Lamprecht aus der Steiermark ist 30, betreibt mit seiner Familie einen Bio-Schweinemastbetrieb mit 150 Mastplätzen, hat zusätzlich 59 Hektar Ackerbau und 16 Hektar Wald. Er wirtschaftet herbizidfrei und hat einen Feind: Das Beikraut. Das lästige Unkraut mechanisch unter Kontrolle zu bringen ist, sagt er, die größte Herausforderung für jeden, der landwirtschaftliche Kulturflächen bearbeitet.
Was also tun? Warum sich nicht hinsetzen und ein kameragestütztes Lenksystem zur Automatisierung der mechanischen Beikrautregulierung entwickeln? Gesagt, getan. Lamprecht, studierter Energie- und Umweltmanager, konzeptionierte eines und gründete dafür 2016 die Firma „Nalatec“ (Entwicklung nachhaltiger landwirtschaftlicher Technologien). Was einfach klingt, war denkbar kompliziert. Schließlich sollte es benutzerfreundlich sein, nicht nur bei neuen, sondern auch alten Maschinen funktionieren, auf Hang und Ebene einzusetzen sein und selbst für kleine und mittlere Höfe geeignet. Wie weit ist der Jungbauer? Gerade befindet er sich auf der Zielgerade, sprich der letzten Entwicklungsstufe, ein Patent gibt es bereits und schon 2019 soll das Ganze dann auch in Serie gehen. Über mangelndes Interesse kann er sich jetzt schon nicht beklagen. Einen Grund hat das natürlich auch: ” Mit unserem System kann man bis zu 25 Prozent mehr Ernte einfahren”, sagt Lamprecht.
24/7 Direktvermarktung
Die Silbermedaille ging an den erst 22-jährigen Hans-Peter Schlegl für ein besonderes Direktvermarktungs-Projekt: Den 24-Stunden-Automaten seines Hofveitl in Graz, der so gut läuft, dass es mittlerweile mehrere davon gibt. Das Ganze hat freilich klein angefangen, mit einer 24-Stunden-Verkaufsstation für Eier via Automat. Doch die Kunden wollten mehr, also wuchs das Sortiment. Dazu kamen Kernöl, diverse Säfte, hausgemachte Nudeln, Suppengemüse im Glas, Käferbohnen und Getreideprodukte.
Und weil, wer unterschiedliches anbieten will, Partner braucht, suchte sich Schlegl Betriebe, die mitmachen wollten. Das Prinzip: Jeder Partnerbetrieb verkauft die Produkte an ihn und bestimmt selbst den Einkaufs- und Verkaufspreis. Die Abholung, Lagerung und Befüllung der Automaten bleibt bei Schlegl, der selbstredend voll auf Digitalisierung setzt. Die ermöglicht ihm die Überwachung des Produktstandes und verhindert Leerfahrten. Ausgeklügelte logistische Planungen tragen das ihrige dazu bei. Selbst entworfen hat der Jungbauer auch das Gehäuse der Automaten samt Isolierungs- und Einbruchschutz. Und die Zukunft? Das Angebot für regionale und umweltbewusste Einkäufer soll weiter ausgebaut werden. Wer setzt sich auch schon gern Grenzen?
Der Mensch im Mittelpunkt
Manfred und Elisabeth König bewirtschaften einen 500 Jahre alten Bauernhof in Salzburg, das Gratzgut. Dort leben sie ein Konzept der sozialen Landwirtschaft, in der der Mensch im Blickpunkt steht. Und genau das brachte ihnen jetzt den dritten Platz beim Innovationspreis ein.
Das Gratzgut liegt übrigens im Lungau und ist der einzige zertifizierte Green Care Auszeithof im Salzburger Land, wo zusätzlich tiergestützte Intervention angeboten wird. Die Intention der beiden Jungbauern: ihren Gästen einerseits die natürlichen Kreisläufe der traditionellen Landwirtschaft näher zu bringen und andererseits den Bauernhof als Ort der Bildung und Gesundung zu nutzen. Kinder sind dabei sehr willkommen, Schule am Bauernhof bietet man genauso an wie Kinderworkshops. Auch um die Zukunft des Gratzguts muss einem nicht bange sein. Für die nächste Zeit stehen Kooperationen mit Schulen, Kindergärten und sozialen Einrichtungen im Blickpunkt.