Die Wachauer Marille steht gerade vor der Haupternte. Die gute Nachricht dabei:  Es wird in diesem Jahr überdurchschnittlich viele der süssen Früchte geben.

Marillenernte

Geerntet wird per Hand mit dem Wachauer Marillenzistel, dem traditionellen Pflückkorb. ©Donau NÖ/S.Haider

Im Weinviertel wird seit ein paar Wochen gepflückt. Die berühmte Wachauer Marille hat ein bisschen länger zum Reifen gebraucht. Nun hat das Warten aber ein Ende. In Kleinstmengen wurden die ersten Früchte zwar seit Anfang Juli, allem voran in frühen Lagen gepflückt. Die Haupternte beginnt aber erst ab Anfang nächster Woche, zwischen 15. und 17. Juli. Klimatisch bedingt reifen die Früchte zuerst im Raum Krems, dann weiter stromaufwärts, und zuletzt im Spitzer Graben. Eines kann man aber schon jetzt sagen: 2019 ist ein mehr als gutes Marillenjahr. Wolfgang Lukas von der Landwirtschaftskammer NÖ erwartet in Niederösterreich heuer eine überdurchschnittliche Erntemenge, also mehr als 3.000 Tonnen. Denn das ist der Durchschnitt im Jahr in der Wachau. Im Weinviertel erntet man in einem guten Jahr 7.000 Kilo pro Hektar – also rund 2.100 Tonnen.

Was die Wachau vom Weinviertel marillentechnisch unterscheidet

Insgesamt ist Niederösterreich ist mit gut 600 Hektar das Bundesland mit der größten Marillenkulturfläche. Doch die Wachau und das Weinviertel unterscheidet einiges, was die Marillen betrifft. Während die rund 50 Marillenanbaubetriebe des Weinviertels auf etwas mehr als der Hälfte der Fläche auf moderne, haltbare Sorten setzen, baut man in der Wachau auf dem Rest typische alte Sorten an. Die haben bekannterweise ein einzigartiges Aroma, halten sich aber nicht lange. Daher werden sie allem voran direkt verkauft und finden sich selten im Supermarkt. Geerntet wird nach wie vor in Handarbeit. Und zwar mit dem  Wachauer Marillenzistel, dem traditionellen Pflückkorb. Das macht Sinn, weil durch seine schmale und spitz nach unten zusammenlaufende Form einfacher in den hohen Bäumen geerntet werden kann. Abgesehen davon wird der Druck auf die unten im Korb liegenden Marillen dadurch nicht zu groß.

Fast unnatürlich schön: Die Wachauer Marillenblüte. ©Donau NÖ/Othmar Bramberger

Lukas wird vom heurigen Jahr wohl vor allem eines in Erinnerung bleiben: “Wir hatten eine unglaublich tolle Blüte.” Wettermäßig? Habe man genau zweimal gezittert. Einmal bei einer Frostnacht mit an die minus 0,8 Grad, beim zweiten Mal blieb die Temperatur dann doch im Plus.  Wer als Marillenbauer auf Ausdünnung gesetzt hat, der erntet jetzt die sprichwörtlich besonderen Früchte mit “hervorragender Qualität und Größe.”

Man zelebriert sich und die Marille

Worauf die Wachauer Marillenbauern bestehen ist, dass sie ein Original verkauften. Dafür haben sie nicht nur einen eigenen Karton mit einem Marillenzisterl-Logo kreiert, sondern 2003 auch einen Verein gegründet. Der heißt “Original Wachauer Marille g.U:”, kümmert sich um die Erhaltung, Vermarktung und vergibt ein Siegel. Wer das ergattert, produziert die seit über 100 Jahren in der Wachau üblichen Sorten. Aktuell zählt man 220 Mitglieder. Und die zelebrieren sich und die Früchte ihrer Arbeit demnächst beim Genuss- und Kulturfest “Alles Marille” in Krems. Besucher können sich beginnend mit Freitag dem 12. Juli ab 11 Uhr ein Wochenende lang in der Altstadt durch Knödeln, Eis, Kuchen, Bowle, Marillenbier und Palatschinken kosten. In Spitz zieht man von 19. bis 21. Juli mit dem 68. Marillenkirtag nach. Im Gegensatz zum Genuss- und Kulturfest in Krems feiert man sich aber nicht gratis. Der Eintritt kostet acht Euro, ein Drei-Tages-Band zehn Euro.

Bauernladen.at-Tipp: Über eine Webcam auf www.wachauermarille.at kann den Früchten beim Reifen zugeschaut werden.