Aufforstung könnte die Lösung für’s Klima sein, sagen Forscher der ETH Zürich. Wo und wie viele Bäume global gepflanzt werden können, wissen sie auch.

Regenwald

Der heißeste Juni seit den Aufzeichnungen weltweit, verdeutlichte die Klima-Dramatik einmal mehr. Den CO2-Ausstoß zu senken, das wird allerdings nicht mehr reichen, um den Klimawandel in Schach zu halten, sagen die Forscher der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH). Die wahre Lösung der Problematik liegt darin, meinen sie, der Atmosphäre zusätzlich CO2 zu entziehen. Wie das geht? Durch Aufforstung. Die gute Nachricht in diesem Zusammenhang: Satte 900 Millionen Hektar Fläche sind weltweit dafür geeignet, mit Bäumen für den Klimaschutz bepflanzt zu werden. Jedenfalls sagt das das ETH-Forscherduo Jean-Francois Bastin und Tom Crowther.

Aufforstung könnte zwei Drittel der bisherigen Emissionen speichern

Unvorstellbar viel CO2 könnten diese neuen Bäume, wenn sie erst einmal ihre volle Größe erreicht haben, der Atmosphäre entziehen und speichern: 205 Gigatonnen. Klarer wird die gute Sache, wenn man sich einen Vergleich mit den Emissionen ansieht. 2018 etwa wurden jährlich 37 Gigatonnen CO2 ausgestoßen, seit der industriellen Revolution 300 Gigatonnen. In anderen Worten: Aufforstung könnte somit zwei Drittel der bisherigen Emissionen speichern, so das Fazit der Forschenden.

Verfügbare Fläche, auf der Bäume wachsen könnten (aktueller Waldbestand und geeignete Fläche).  Crowther Lab/ETH

Wiederbewaldung sei parallel zu Senkung der CO2-Emissionen das effektivste Mittel in Sachen Klima. Wie haben die Forscher aber herausgefunden, welche Fläche eigentlich bewaldet sein könnte? Mit Hilfe künstlicher Intelligenz. Am Ende kamen sie auf die Zahl 4,4 Milliarden Hektar.Das sind immerhin 1,6 Milliarden mehr, als heute weltweit von Wald bedeckt ist. Nach dem Abzug von Städten und landwirtschaftlich genutzten Gebieten verringerte sich die Zahl auf 900 Millionen Hektar, die nicht anderweitig genutzt wird und somit zur Wiederaufforstung geeignet ist. Um sich das vorstellen zu können: Das ist mehr als die Fläche Brasiliens.

Bäume im Blick

Ein Tool auf der Website des Crowther Lab ermöglicht es Nutzern, einen beliebigen Ort der Welt zu wählen und herauszufinden, wie viele Bäume dort wachsen könnten und wie viel Kohlenstoff sie speichern würden. Zudem bietet es auch Listen von Waldrestaurierungsorganisationen. www.crowtherlab.com/maps-2/

Wo liegen diese geeigneten Flächen nun aber? Mit 151 Millionen Hektar nimmt Russland den ersten Platz ein. Es folgen die USA (103 Millionen), Kanada (78,4 Millionen) Australien (58 Millionen), Brasilien (49,7 Millionen) und China (40,2 Millionen). Wenn die Wiederaufforstung tatsächlich in Erwägung gezogen wird, dann darf allerdings keine Zeit verloren werden, das merken Bastin und Crowther auch an. Schneller als man glaubt, verändern sich die Umweltbedingungen durch den Klimawandel nämlich und dann sind manche der Gebiete, die heute noch bepflanzt werden könnten, plötzlich ungeeignet. In anderen Worten heißt das, die möglichen 900 Millionen Hektar bleiben uns nicht auf ewig, sie schrumpfen. Ganz abgesehen von den Jahrzehnten, die neue Bäume brauchen, bis sie ihre volle Größe und damit die volle CO2 Speicherkapazität erreichen. Dass der Klimawandel die globale Baumbedeckung erhöht, stimmt übrigens nicht. Das ist eine fatale Fehlannahme, sagen die Wissenschaftler. Fakt ist zwar, dass die Waldfläche in nördlicheren Regionen wie Sibirien zunehmen wird. Aber die sind mit 30-40 Prozent viel weniger dicht bewaldet als die Tropenwälder mit 90 bis 100 Prozent. Und die sind bekanntlich die Verlierer des Klimawandels.

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