Die erste europäische Getreidemarktanalyse zeigt einmal mehr die gravierenden Auswirkungen des Klimawandels, auch in Österreich.

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Deutschland hat es am schlimmsten getroffen. Dort hat man 2018 mit 36,8 Millionen Tonnen die schlechteste Getreideernte seit 24 Jahren eingefahren. Die Weichweizenproduktion lag bei 20 Millionen Tonnen und brach damit gegenüber dem Fünfjahres-Durchschnitt um 23 Prozent ein. Und auch die Roggenernte reduzierte sich um 20 Prozent. Das ist die Erkenntnis aus der ersten europäischen Getreidemarktanalyse, die am nachdenklichsten machen sollte. Haben sich die Getreideernte und der Verbrauch von Getreide in Frankreich und Österreich genauso entwickelt wie in Deutschland? Wie ist die Versorgungslage? Nun, auch die beiden anderen an der Analyse beteiligten Länder, sind von der anhaltenden Trockenheit des letzten Frühjahrs und Sommers naturgemäß nicht verschont geblieben.

Österreich erntete 4,8 Millionen Tonnen Getreide

In Frankreich blieb die Ernte mit 58,7 Millionen Tonnen ebenfalls unterdurchschnittlich, allerdings war die Qualität des Weizens gut. 34,1 Millionen Tonnen Weichweizen produzierte man, das sind 6,6 Prozent weniger als 2017. Bei der heimischen Ernte sieht die Sache nicht viel anders aus. Sie lag mit 4,8 Millionen Tonnen Getreide ebenfalls unter dem Durchschnitt. Der späte Frühjahrsbeginn Ende März ließ die Sommergersten- und Sommerhartweizenfläche schrumpfen. Die darauffolgende Frühjahrstrockenheit tat das ihrige dazu, dass die Ernte unterdurchschnittlich ausfiel. Ein Minus von 19 Prozent gab es aufgrund der Flächen- und Ertragsreduktion auch beim Winterweizen, der bedeutendsten österreichischen Kultur. Was den Roggen betrifft, zeigte sich allerdings genau das Gegenteil. Hier wurden die Flächen ausgedehnt und stabile Ertragslagen in der Hauptanbauregion Waldviertel sorgen für ein deutliches Plus bei der Roggenproduktion. Für Körnermais wird bis dato mit einer leicht überdurchschnittlichen Erntemenge von 2,1 Millionen Tonnen gerechnet. Auffällig ist auch noch die rege Export und Importtätigkeit am heimischen Getreidemarkt. Exportiert wird vor allem nach Italien und da in erster Linie Qualitätsweizen – ganze 1,6 Millionen Tonnen Getreide gehe Richtung Süden. Der hohe heimische Verbrauch wiederum führt 2018/2019 zu Importen in Höhe von 2,8 Millionen Tonnen Getreide und Verarbeitungsprodukten. Die kommen allem voran aus den osteuropäischen Nachbarländern. Mit 760.000 Tonnen steht Körnermais steht an erster Stelle, gefolgt von Weichweizen mit 357.000 Tonnen. Die menschliche Ernährung bzw. der inländische Mühlensektor können in Österreich  in einem schwachen Erntejahr wie 2018 mit lediglich 15 Prozent der Gesamternte versorgt werden. Auch das sollte nachdenklich machen.

Hintergrund Die BLE, FranceAgriMer und AMA sind die zuständigen nationalen Behörden in Deutschland, Frankreich und Österreich für die Erhebung, Analyse und Veröffentlichung von Daten und Zahlen zu landwirtschaftlichen Märkten. Auf Basis einer am 16. Januar 2015 unterzeichneten Kooperationsvereinbarung stehen die Institutionen in einem engen fachlichen Austausch und veröffentlichen gemeinsam Daten und Berichte zur Landwirtschaft als Grundlage für grenzüberschreitende Analysen der landwirtschaftlichen Produktion in Europa – wie eben die Getreidemarktanalyse.