Landwirtschaft findet Stadt
Die Beweidung von Wiesen ist Teil der Biodiversitäts-Offensive der Stadt Wien und eine der Maßnahmen im Rahmen der Wiener Wald- und Wiesen-Charte.
Am Freitag war Schafschertag auf den Steinhofgründen. Da wurde den “Wienern” einiges geboten: Schafe besuchen und scheren, Hütehunde hautnah erleben – und dazu noch jede Menge Infos zum Thema Wiesen, Beweidung, Förderung der Artenvielfalt und Klimaschutz. Aber wozu Schafe in der Stadt?
Naturnahe Bewirtschaftung ist auch Klimaschutz
„Die Beweidung durch Schafe ermöglicht vor allem bei schwer zugänglichen eine naturnahe Bewirtschaftung und hilft, die Vielfalt dieser artenreichen Wiesen zu erhalten“, erläutert Wiens Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky. „Extensiv bewirtschaftete Wiesen und Weiden gehören nicht nur zu den artenreichsten Lebensräumen; sie dienen auch dem Wasserrückhalt, dem Temperaturausgleich und ihre Böden tragen zum Klimaschutz bei.“
Was den unterschiedlichsten Arten auf diesen von Schafen beweideten Wiesen besonders gut gefällt: Es gibt abgefressene und nicht abgefressene Bereiche, da weniger „geschmackvolle“ Stängel stehen bleiben. So entstehen mosaikartig Kleinstlebensräume. Dazu kommt: Vom Kot der Tiere leben Pilze, Dungkäfer und andere Insekten. Durch den Tritt von Schaf und Ziege entstehen zudem offene Bodenstellen, die sehr begehrt sind: Denn zwei Drittel der in Wien heimischen Wildbienenarten nisten im Boden. Auch Heuschreckenarten legen dort ihre Eier ab.
Teil der Wiener Biodiversitätsoffensive
„Die Beweidung von Wiesen ist Teil der Biodiversitäts-Offensive der Stadt Wien und eine der Maßnahmen im Rahmen der Wiener Wald- und Wiesen-Charte, deren Umsetzung von uns koordiniert wird, erläutert Michael Kienesberger, Leiter der Stadt Wien – Umweltschutz. Die Wiener Wald- und Wiesen-Charta wurde 2020 vom Wiener Landtag gemeinsam mit Aktionsplänen für Artenvielfalt, Wald und Gewässer beschlossen. Der Aktionsplan Artenvielfalt zeigt auf, wie Artenschutzmaßnahmen mit Klimaschutzmaßnahmen Hand in Hand gehen. Ziele der Maßnahmen sind die Erhaltung, Ergänzung und Erneuerung von artenreichen Grünflächen.
Seitens der Stadt Wien werden insbesondere jene Wiesen beweidet, die aufgrund ihrer Steilheit, ihrer Bodenverhältnisse oder als Streuobstwiese schwer zu bewirtschaften sind. Vorrangiges Ziel dieser Beweidung ist die Erhaltung und Förderung der Lebensraum- und Artenvielfalt. Als Weidetiere werden genügsame Mehrnutzungsarten in Muttertierhaltung von Landwirt*innen eingesetzt.
Humus der Wiesen speichert Kohlenstoff
Bei dieser nachhaltigen Weidehaltung wird Kohlenstoff als Humus im Boden gespeichert und fördert so die Bodenfruchtbarkeit.
Jede zusätzliche Tonne Humus im Boden entlastet die Atmosphäre um circa 1,8 Tonnen CO2.
Auf Flächen der Stadt Wien wird derzeit mit Schafen, Ziegen und Rindern beweidet. Die meisten Tiere gehören Landwirten. Eine Beweidung in Wien erfolgt bisher auf folgenden Flächen: Teile der Donauinsel, Bahnhof Breitenlee, PV-Anlage Schafflerhof, Alte Schanzen, Lainzer Tiergarten, Steinhofgründe, Paradiesgründe, Salzwiese, Kellerberg und Adolfstorwiesen.
Was es in Wien noch an Landwirtschaft gibt? Natürlich Gemüse, Wein und Bienen also Imkerei.