Riesenprobleme am Grill
Auch beim feinsten Grillen bleibt allzuoft – im wahrsten Sinne des Wortes – ein allzu bitterer Nachgeschmack: Es geht um Herkunft und Zutaten des Grillgutes!
Ja, wir wollen wissen, wo es herkommt! Und es schmeckt uns gar nicht, dass es – während ja in Österreich wenigstens Frischfleisch nach der Herkunft gekennzeichnet werden muss – bei verarbeiteten Produkten wie Grillwürsten oder mariniertem Fleisch keine verpflichtende, flächendeckende Herkunftsangabe gibt. „Aber gerade dafür wird während der Grillsaison verstärkt mit Rabatten gelockt“, zeigt Veronika Weissenböck von der Tierschutzorganisation Vier Pfoten auf. „Auf Würsten wird zwar der verarbeitende Betrieb genannt, oft jedoch nicht, woher das Fleisch tatsächlich stammt.“
Dazu kommt noch: Selbst eine klare Herkunftskennzeichnung würde nichts über das Tierwohl aussagen. Gemeinsam mit dem WWF haben Vier Pfoten dieser Tage Fleischrabattaktionen der Supermärkte unter die Lupe genommen. „Von den untersuchten Geflügelprodukten stammte ein beträchtlicher Teil aus dem Ausland“, kritisiert Weissenböck. „Dies ist besonders problematisch, da im Ausland bei Mastgeflügel in der Regel noch weit mehr Tiere pro Quadratmeter als in Österreich gehalten werden.“ Heimische Putenproduzenten etwa stehen durch ausländischen Billigtruthahn stark unter Preisdruck.
Apropos Rabatte
Die bei den aktuellen österreichweit angebotenen (Flugblatt-)Rabatte mehrerer Supermarktketten machten durchschnittlich 22, teilweise sogar 50 oder gar 60 Prozent aus. „Der Preiskampf im Handel zerstört die Wertigkeit von Fleisch und erhöht den Druck auf Umwelt und Landwirtschaft“, warnt Hannah-Heidi Schindler, WWF-Expertin für nachhaltige Ernährung. „Ein ganzes Huhn um drei, ein Kilo Schweinefleisch um etwas mehr als vier oder ein Kilo Cevapcici um weniger als fünf Euro – ein umwelt- und tierfreundlicher Betrieb ist bei solchen Kampfpreisen schwierig bis unmöglich.“ Diese Rabatte beweisen die absurde Schieflage bei der Wertigkeit von Produkten. „Bei einem Kilopreis einer Hühnerkeule von 2,99 Euro ist allein das Ketchup in Relation dazu dreimal so teuer wie das Fleisch“, rechnet Schindler vor.
Vier Pfoten und WWF setzen sich für eine Kennzeichnung nicht nur nach Herkunft, sondern auch nach Haltungsform ein, und fordern zum Verzicht auf Billigfleisch auf. Immerhin rangieren Herr und Frau Österreicher mit einem Fleischkonsum von durchschnittlich 64 Kilo pro Person im Jahr im weltweiten Spitzenfeld.
„Nehmen wir Klimaschutz ernst, müssen Lebensmittel mehr Wert bekommen“,
fordert auch Bauernbund-Präsident Georg Strasser ein Ende der Preisschlachten auf wertvolle Lebensmittel. Heimische Bauernfamilien würden Lebensmittel unter Einhaltung höchster Qualitäts- und Umweltstandards produzieren – „und die Handelsketten verschleudern diese zum Billigstpreis“.
„Vom Bauern über die Händler bis zu den Konsumenten müssen jetzt alle an einem Strang ziehen und die regionale Lebensmittelproduktion und Landwirtschaft unterstützen“, fordert Strasser. „Es ist moralisch sehr bedenklich, Lebensmittel so zu entwerten. Und gleichzeitig ist es bedenklich, dass es immer noch viele gibt, die solche Angebote annehmen.“ Hier muss es ebenso wie bei den Endverbrauchern eben auch bei den Abnehmern aus Gastronomie, Hotellerie und den Großküchen ein rasches Umdenken geben!
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