Worauf legen Sie beim Apfel wert? Äußere Schönheit, oder sind es die inneren, geschmackvollen Werte? Haben wir unseren Sinn für gute Äpfel schon verloren?

Ein guter Apfel kann auch Dellen und Flecken haben. ©Andrea Knura

“Kommt, von allerreifsten Früchten mit Geschmack und Lust zu speisen! Über Rosen lässt sich dichten, in die Äpfel muss man beißen.” heißt es bei Goethes Faust.  Wie wahr, aber: Wir tun es immer weniger – also in den heimischen Apfel beißen. Zwar ist der Apfel noch immer unser Lieblingsobst, der Pro-Kopf-Verbrauch sank in den letzten Jahren aber stetig. Lag dieser vor rund 20 Jahren bei fast 30 Kilo, sind es mittlerweile nur noch 17 Kilo.

Heimische Äpfel müssen sich beweisen

Der europäische Markt wird gerade vom polnischen Apfel „überschwemmt“, der Granny Smith kommt aus Südafrika, der Gala aus Neuseeland. Sogar Bio-Äpfel werden um die halbe Welt transportiert, werden also zu

Bei Alles Apfel Obstbau Leeb im Burgenland (St. Andrä am Zicksee )ist der Kronprinz Rudolf jetzt reif. 

Flugobst. Was für ein Unsinn! Denn in Österreich sind die Bedingungen für den Apfelanbau sehr gut, der Selbstversorgungsgrad liegt bei mehr als 90 Prozent. Rund drei von vier österreichischen Äpfeln, sogar über 80 Prozent, kommen aus der Steiermark. Trotzdem werden jährlich mehr als 100.000 Tonnen Äpfel importiert. Gründe dafür sind niedrigere Produktionskosten und die Nachfrage nach bestimmten Sorten. Kein Wunder, dass unter diesen Umständen die Zahl der österreichischen Apfelbauern schrumpft, ein Drittel von ihnen hat in den letzten fünfzehn Jahren aufgegeben. Dafür wird die Anbaufläche all jener, die noch Äpfel anbauen, zunehmend größer.

Es gibt so viele aber…

Von den rund 2.000 Apfelsorten, die es alleine in Österreich heute noch gibt, dominieren nicht viel mehr als zehn Sorten den Markt. Es sind nur einige Hauptsorten wie Boskoop, Cox Orange, Golden Delicious, Elstar, Gloster, Jonagold und Granny Smith die regelmäßig im Handel angeboten werden. Vielfach werden sie gepflückt bevor sie reif sind und dann mit smarten Lasertechnologien verkaufsbereit getrimmt. Oder sie sind überreif und mehlig. Äußerlich top, glänzend, formvollendet und ganz ohne Dellen und Macken, bleibt der Geschmack allerdings auf der Strecke.

Innere Qualität und ein mutigeres Sortenmanagement

Dabei sind gerade die “inneren Werte”  so wichtig für die heimische Apfelproduktion, sie wird für diese laut Leonhard Steinbauer, Referatsleiter für Obst-und Weinbau der Versuchsstation Haidegg, sogar zur Überlebensfrage. Denn nur wenn uns etwas schmeckt, greifen wir auch wieder danach. Durch schlechte Qualität animiert man langfristig nicht das Kaufverhalten der Konsumenten. Steinbauer plädiert deshalb gegen den Einheits(apfel)brei für ein mutigeres Sortenmanagement. Aber der Konsument muss mitziehen. Viele der

Ökologische wertvoll

Streuobstwiesen bieten zahlreichen Tieren und Pflanzen einen wichtigen Lebensraum. Blüten, Blätter, Früchte, Nektar und Pollen der Obstbäume dienen Schmetterlingen, Wildbienen und anderen Insekten als Nahrung. Zudem schützt das tiefe und weitreichende Wurzelsystem der Bäume vor Erosion durch Wind und Wasser.

alten Apfelsorten entsprechen nicht mehr unserem heutigen Geschmack. Sie sind vielfach eher säuerlich, enthalten viele Bitterstoffe, das Fruchtfleisch ist zu grobzellig und die Schale oft zu dick. Wir hingegen mögen es knackig und süß, die Schale darf nicht zu präsent sein und sollte leicht brechen. Auf die Geschmackseigenschaften eines Apfels von anno dazumal sind wir eigentlich nicht mehr konditioniert. Bei einer Apfel-Blindverkostung mit über 1000 Teilnehmern von „Land schafft Leben“  traten fünf bekannte „alte“ Sorten und fünf der wichtigsten Sorten aus dem üblichen LEH-Sortiment gegeneinander an. Das Ergebnis: die alten Sorten vielen durch. Nur ab und an schmeckten den Probanden eine der alten Sorten besser, weil der Geschmack sie emotional traf, sie damit den Apfel aus Omas Garten aus ihren Kindheitstagen assoziierten. 

Mann bei der Apfelernte

Maximilian Preuß bei der Ernte der Ananansrenetten, einer alten Apfelsorte die Familie Preuß wieder aufleben lässt. ©Weinbau Familie Preiß

Zu viele stehen Spalier

Natürlich hat sich der Obstanbau aus ökonomischen Gründen in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Hochstämmige, großkronige Apfelbäume wurden durch ertragreichere Plantagen mit niedrigen Spalierbäumchen ersetzt. Ihre Wuchshöhe ist so eingeschränkt, dass all Früchte von Hand gepflückt werden können. Denn das ist bei Tafeläpfeln bis heute noch der Fall, damit das Obst keine Druckstellen abbekommt. Dennoch setzen unsere Apfelbauern zunehmend auf Streuobstwiesen, die uns bis heute alte Apfelsorten wie etwa Kronprinz Rudolf, Schafsnase, Maschanzker, süßer Klapperapfel, Lavanttaler Bananenapfel, Waldviertler Böhmer, Mühlviertler Bohnapfel, oberösterreichischer Brünnerling, Grafensteiner & CO erhalten haben. Und gerade diese Sortenvielfalt ist ein wertvolle Chance für die Zukunft des heimischen Obstbaues.

Klug konsumieren 

Jeder hat es in der Hand die heimischen Apfelvielfalt zu schützen. Unsere heimischen Produzenten nutzen diese Vielfalt und bieten uns aus alten Apfelsorten die passenden Köstlichkeiten an: Saft, Most, Likör, Brand, Cider, Verjus, Essig, Marmelade, Chutney, Fruchtpulver, Chips … In vielen Produkten steckt der Apfel als perfekter Begleiter beispielsweise im Müsli, in der Schokolade und sogar in der Seife…