Kürbis, Kürbis, Kürbis. Zur Zeit kommt man um das Gemüse, das eigentlich eine Beere ist nicht herum. Schließlich gibt es rund 200 essbare Kürbissorten.

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Was ist er doch für ein wunderbares, für den Herbst sprechendes Argument? So ein Kürbis besänftigt sogar die „Jetzt wird’s dunkel“ seufzenden Sommermenschen, die besonders Empfindsamen unter uns, die aus Serotoninmangel frühzeitig in den Winterblues verfallen. Seine Formen- und Farbenvielfalt machen gute Laune und ihn zum idealen Dekorstück. In Grüppchen sitzen die Kürbisse groß und prall, klein und rund oder skurril gebogen auf der Fensterbank oder vor dem Hauseingang und scheinen uns aufmunternd zuzurufen: 

“Nun lass den Sommer gehen, lass Sturm und Winde wehen.“ (Joseph von Eichendorff 1788 – 1857)

Vorzüglicher Kürbis

Abgesehen von ihren optischen Vorzügen sind Kürbisse natürlich auch bemerkenswerte kulinarische Kapazunder der Herbstküche. Der Kürbis ist zuerst einmal das Stichwort für die allseits beliebte Suppe.  So wird der Kürbis zum wärmenden Soulfood für die kalten, unfreundlichen Tage. Trotzdem darf man den Kürbis nicht auf die Suppe reduzieren. Ja, sie ist das Pflichtprogramm, aber im Kürbis steckt natürlich auch die Kür, und die lässt so manche überraschende Choreografie zu.

Wir lieben den Kern der Sache

Wir Österreicher, allen voran die Steirer, pflegen natürlich eine innige Beziehung zu den Kernen des Ölkürbisses. Das daraus gepresste Kürbiskernöl, auch grünes Gold genannt, verfeinert in der richtigen Dosierung nicht nur Salate und Suppen, sondern auch Soßen und Vanilleeis. Wir wissen aber auch durchaus das „fleischliche“ Innenleben des Kürbisses zu schätzen. Der Beweis dafür sind die vielen, mal mehr oder weniger aufwendigen, mal salzigen oder süßen Rezepte, die es rund um den Kürbis bei uns gibt. Ursprünglich in Nord- und Südamerika kultiviert, wird der Kürbis längst weltweit angebaut und wächst fast überall. Nun ja, außer in der Antarktis. Kein Wunder also, dass er in vielen unterschiedlichen Länderküchen auftaucht.

Butternusskürbis, Brot und Nüsse zu einer Schale Borani

Butternuss-Borani aus der Persischen Küche. Das Rezept gibt es auf bauernladen.at ©Andrea Knura

Risotto alla zucca, Kaka Kadu, Nhopi, …

Ganz nach italienischer Art kommt der Kürbis auf Bruschetta, in die Ravioli und sogar ins Tiramisu. Natürlich auch ins Risotto – und zwar in diesem Fall vornehmlich der Hokkaido, weil er so eine schöne Farbe macht und auch kräftig nach Kürbis schmeckt. Aber auch die orientalische Küche mag den Kürbis. Haben sie schon einmal etwas von „Kaka Kadu“ gehört? Das sind Kürbispancakes, eine fluffige Spezialität aus Gilan im Norden Persiens, zudem traditionell glutenfrei und low carb. Oder ein Butternuss-Borani ebenfalls aus Persien. Ein knuspriger Kürbiskuchen aus China – „nan gua bing“ – besteht aus einem Teig aus Kürbispüree und Reismehl, der mit Roter-Bohnen-Paste, Nüssen oder Mungobohnenpaste gefüllt wird. Die Küchlein werden am Ende frittiert und warm gegessen. In Zimbabwe kocht und püriert man den Kürbis, dickt ihn mit Maismehl an, lässt darin ein bisschen Erdnussbutter schmelzen und würzt das ganze entweder süß mit ein bisschen Salz und Zucker und Zimt oder aber mit Muskat oder Piment. Das Ganze ist eine eine Art Porridge, bekannt unter den Namen „Nhopi“. Nicht wegzudenken ist der Kürbis für Currys. Kürbiscurry aus Myanmar wird meistens mit Erdnüssen, Huhn, Tamarinde und einer Vielzahl an Gewürzen zubereitet und über Reis serviert.

„Als Nutztier für den Transport von wuchtigen Aromen wie die des Curry ist der Kürbis lobenswert….“ ,

so die beiden Haubenköche Karl und Rudi Obauer aus dem Salzburger Land in ihrem Buch „Hemmungslos Kochen“, in dem sie neben Curry und Kürbis noch weiteren 23 anderen Wahrheiten über die Gute Küche auf den Grund gehen.

Wahre Kraftpakete

Kürbisse überzeugen nicht nur durch ihren süßen bis nussigen Geschmack und ihr apartes Äußeres, sie haben auch Heilpotenzial. Das liegt an der Fülle an enthaltenen Nährstoffen wie Kalium, Kalzium, Zink sowie die Vitamine A-, C-, D- und E. Wussten Sie, dass der Kürbis auch gut beim Abnehmen unterstützen kann, da er sättigende Ballaststoffe enthält? Sein hoher Wasseranteil macht ihn zu einem wahren Schlankmacher und seine Inhaltsstoffe wirken zudem verdauungsfördernd. Das Beta-Carotin ist immunstärkend und die Antioxidantien schützen den Körper. Kürbis gleicht den Blutzuckerspiegel aus, ist Blutdruck regulierend und stimmungsaufhellend.

Kürbisse sind auch für erstaunliche Fakten gut….

  • Kürbisse sind kein Gemüse, sondern Beerenfrüchte, weil ihre Kerne frei im Fruchtfleisch liegen. Genau genommen werden sie aufgrund ihrer harten Außenschicht als Panzerbeeren bezeichnet – das hört sich dann schon ein wenig stimmiger an.
  • Es gibt rund 800 verschiedene Arten von Kürbissen, ganze 130 Gattungen werden unterschieden. Essbar sind allerdings nur etwa 200 Sorten.
  • Der Weltrekord für den größten oder vielmehr schwersten Kürbis liegt bei 1,226 Kilo. Titelinhaber ist derzeit der Italiener Stefano Cutrupi.
  • Die „Kernproduktion“ eines Kürbisses beläuft sich auf ca. 500 Kerne.
  • Sehr skurril: Kürbisse werden nicht nur gegessen, Wassersportler paddeln in bis zu 350 Kilogramm schweren ausgehöhlten Kürbissen sogar um die Wette.

Noch nicht reif fürs Gemüseboot

bauernladen.at Produzenten sind, soweit es uns bekannt ist, noch keine Kürbiskanuten. Wahrscheinlich fehlt ihnen dazu einfach die Zeit. Zu sehr sind sie wohl mit der Produktion von Kürbiskernöl, Knabberkernen und vielen anderen klassischen Produkten rund um den Kürbis – Schokolade, Chutney und Pesto, Aufstriche, Marmeladen, Salz, Mehl, Nudeln oder Cracker – beschäftigt. Aber wer weiß, vielleicht lassen auch sie sich einmal zu einem “Kürbis ahoi!” hinreißen.