Wo Apfelsaft drauf steht, ist Apfelsaft drin. Oder? Leider ist das nicht immer so. Oftmals handelt es sich nur um ein eingedicktes Industriekonzentrat aus China.

Mann mit Apfel in der Hand, junger Mann mit Apfelkorb

Dort, wo der Traisenfluss von den Alpen kommend in die Donau mündet, kultiviert Familie Preiß ihre Obst- und Weinkulturen. Mit viel Liebe zum Detail und Bedacht begleiten sie ihre Sprösslinge im Jahreskreislauf und leben Wein- und Obstbau im Traisental. ©Weinkultur Preiß

“Fruchtsaftkultur bedeutet für uns den achtsamen Umgang mit den ausgesuchten, vollreifen, handgepflückten Früchten, welche schonend, direkt gepresst und unmittelbar in die Glasflasche gefüllt werden und keine Herstellung aus Fruchtsaftkonzentrat,” so das Credo von Familie Preiß, die sich intensiv auch den alten Apfelsorten widmet und diese sortenrein in Flaschen bringt. Das ist aber nicht selbstverständlich. Apfelsaft ist nämlich nicht gleich Apfelsaft und die Vielfalt an verschiedenen Herkunftsangaben ist zugegeben verwirrend. Die im April 2020 von der EU verordnete Kennzeichnungspflicht der primären Zutaten in Lebensmitteln hat zwar ein wenig Licht ins Dunkel der Herkunft von Äpfeln in Säften gebracht. Ein Hersteller von „österreichischem Apfelsaft“, der die Äpfel nicht aus Österreich bezieht, muss dies seitdem auf der Verpackung verbindlich angeben. So steht nun beispielsweise auf den Apfelsaftpackungen: „Österreichischer Apfelsaft mit Äpfeln aus Österreich, Italien und Ungarn”.

Ein erster Schritt aber …

Auch wenn mit der Verordnung ein „erster Schritt“ gemacht wurde, unklare bzw. täuschende Angaben auf Säften sind noch immer möglich, besonders bei günstigen und daher in großen Mengen abgesetzten Produkten. Schuld daran sind fehlenden Kontrollen. Deshalb auch der Appell von Johannes Schmuckenschlager, dem Präsidenten der Landwirtschaftskammer NÖ an das Verbraucherschutzministerium und BM Wolfgang Mückstein zur Schaffung eines im Gesetz verankerten mehrjährigen Kontrollplanes (MIK), der die Einhaltung der Primärzutaten so rasch wie möglich überprüft. „Darüber hinaus bietet diese Verordnung keine Lösung für die irreführenden Herkunftsangaben ‘Hergestellt in Ö’ oder ‘Abgefüllt in Ö’ und lässt zu viel Interpretationsspielraum, zum Beispiel bei Apfelsaftkonzentrat aus China, das bei österreichischen Herstellern zu Saft verarbeitet wird“, erklärt Schmuckenschlager. Es geht darum, dass die Konsumenten, ohne getäuscht zu werden wissen, wo österreichische Qualität drinsteckt.

Aufklärungsarbeit rund um den Apfelsaft

Die Interessenvertreter appellieren nicht nur für noch mehr Transparenz. Mit einer gezielten Aktion machte die Landwirtschaftskammer Niederösterreich gemeinsam mit dem Landesobstbauverband NÖ auf diese noch immer unklare Herkunftskennzeichnung von Apfelsaft aufmerksam. Unter dem Motto „ „Apfelsaft aus Apfel g’macht“ konnten sich Apfelsafttrinker bei verschiedenen Veranstaltungen in Niederösterreich wertvolle Tipps für den Apfelsaftkauf einholen und auch bei der Herstellung von Apfelsaft – vom Pressen bis hin zum Abfüllen – mit dabei sein.

Direkt gepresster Apfelsaft garantiert Herkunft und Qualität

Zur Erklärung

Direktsaft ist der reine, abgefüllte Apfelsaft, der durch Erhitzen haltbar gemacht ist. Bei der Herstellung von „Apfelsaftkonzentrat“ wird der frisch gepresste Apfelsaft unter hohem Energieaufwand durch Abdampfen von Wasser eingedickt, zurück bleibt eine klebrige, süß-säuerliche Masse. Wird dieses Konzentrat wieder rückverdünnt und abgefüllt, muss die Angabe „aus Konzentrat hergestellt“ angegeben werden.

Martin Sedelmaier, Obmann des NÖ-Obstbauverbandes, ist überzeugt, dass wir für ein vollwertiges und qualitätsvolles rot-weiß-rotes Geschmackserlebnis am besten zu direktgepresstem Apfelsaft von regionalen Direktvermarktern greifen sollten. Oder wir entscheiden uns im Supermarkt zu klar gekennzeichneten Säfte aus dem Regionalregal. Apfelsaft aus der Heimat ist in der Produktion und der Verarbeitung klimaschonend, denn die heimischen Obstbauern bringen ihre eigenen Äpfel ganz ohne Umwege und mit natürlichem Verfahren in die Flasche. Sie haben dabei große Freude an der Sortenvielfalt, die uns die Natur zu bieten hat. Um diese zu erhalten, legen sie großen Wert auf das Fortbestehen von alten Obstbaumarten und so findet man auch die fast vergessenen bodenständigen alten Apfelsorten wie Jakob Lebel, Kronprinz Rudolf, Maschanzker & CO auf ihren Feldern. “Wer Produkte von Obstbauern aus Österreich bezieht, trägt zum Erhalt unserer wunderschönen Kulturlandschaft bei und sorgt dafür, dass die Wertschöpfung im Land bleibt,“ so Sedelmaier.

Regionale Wertschöpfung

Heimischen Obstbauern wie Familie Preiß produzieren Saft aus sonnengereiften handverlesenen Äpfeln. Sie machen es uns möglich, dass der Apfelsaft nicht zum Sündenfall wird.