Die Power der Bauern ist vorhanden – aber sie wird durch (leider wohl berechtigten) vorauseilenden Gehorsam gleich wieder „abgedreht“.

Dreierlei Käse

Milch(produkte), Eier und Fleisch direkt von bäuerlichen Betrieben erfreuen sich immer größerer Beliebtheit bei den Konsumenten. Die Bürokratie „drumherum“ muss deutlich reduziert werden! ©Hinterberger

Es hätte ein motivierender Artikel werden sollen: Weil immer mehr Betriebe und Geschäfte wegen des Coronavirus auf Lieferservices umstellen, tun sich nach Blumen- und Bastelgeschäften oder Metzgern nun auch Bauern zusammen, um direkt von Höfen vor die Haustüren zu liefern.

So auch – sogar bundesländerübergreifend – die Familie Hinterberger aus St. Wolfgang (OÖ), die Familie Wind aus St. Michael im Lungau und die Familie Hillerzeder aus Anthering (Flachgau). In den „guten alten Zeiten“ – also vor höchstens ein paar Wochen – standen sie auf dem Markt oder verkauften ab Hof. Wegen Covid-19 sind die Kunden ausgeblieben und Hinterbergers, Winds und Hillerzeders wußten nicht, was sie mit ihren Lebensmitteln machen sollen.

Deshalb schloss sich Sabine Hinterberger mit ihren Kollegen zusammen und man beschloss, gemeinsam zu liefern: das Fleisch aus dem Lungau, die Eier aus Anthering und die Milch(produkte) eben aus St. Wolfgang. Am Donnerstag und am Samstag war man mit dem gemeinsamen – gekühlten – Lieferwagen unterwegs.

Doch die so sinnvolle und zukunftsorientierte Initiative hielt nur bis zum Montag. Da vergewisserte sich Sabine Hinterberger bei ihrem Steuerberater, ob sie das denn „dürfe“ – und dieser riet ihr dringend ab. Als kleiner pauschalierter Betrieb möge sie – bitte, bitte – zu Ihrem eigenen Schutz sofort davon Abstand nehmen!

Dem Schreiber dieser Zeilen vertraute Hinterberger an, sie sei feig und hätte auf ihren Steuerberater gehört. Wir meinen: Sie hat gut daran getan, dem guten Rat zu folgen, aber das hat ganz sicher nichts mit Feigheit zu tun!

Über die Top-Qualität ihrer Produkte gibt es übrigens keinerlei Zweifel: Hinterberger erhielt mehrfach das renommierte „Kasermandl“, u.a. 2017 sogar in Gold für ihr Himbeerjoghurt, oder in Bronze für ihren „Hiasl-Kas“. Wer sich von ihr beliefern lassen möchte – heute, Donnerstag vormittag, ist sie soeben wieder „von Haus zu Haus“ gefahren, hier ihre Daten: Sabine Hinterberger, 5360 St. Wolfgang, Graben 11, 0650/304 60 88, sabine.hinterberger@gmx.at

Noch ein Hinweis

Die Familie Hillerzeder, „Sperlbauer“ in 5102 Anthering, führt eine rein biologische Landwirtschaft mit rund 80 Schweinen, 1500 Jung- und etwa 3000 Legehennen. Das Sperlgut ist seit mehr als zwei Jahrhunderten in Familienbesitz (Erbhof) und wird seit 1993 von Josef und Maria Hillerzeder bewirtschaftet. Schon 1998 wurde das Sperlgut als einer der ersten Betriebe für artgerechte Tierhaltung ausgezeichnet. „Wichtig ist, dass die Tiere genügend Platz, Auslauf ins Freie und genügend Zeit zum Aufwachsen haben.“ www.sperlbauer.bio