Es tut sich was in der grünen Mark. Die steirischen Direktvermarkter verbannen Plastik freiwillig von ihren Bauernmärkten. “Ohne Plastik, bitte” heißt ihre neue Initiative.

Plastik einsparen

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Der Sturschädel, der den Steirern nachgesagt wird, ist wohl auch nur so ein Vorurteil. Die steirischen Direktvermarkter jedenfalls geben sich äußerst innovativ. Zumindestens, wenn es um Plastik geht. Daran wollen Sie auf keinen Fall festhalten. Deshalb preschen sie voran, und zwar deutlich vor dem Plastiksackerlverbot, das im nächsten Jahr kommt. Freiwillig setzen sie ab sofort auf nachhaltige Alternativen auf den immerhin 150 Bauernmärkten, in sämtlichen Hofläden und den 48 Genussläden. “Plastikfrei-Offensive” heißt die gute Sache, mit der man in der gerade über die Bühne gegangenen Woche der Landwirtschaft an die Öffentlichkeit ging. Die stand steiermarkweit unter dem Motto „Ohne Plastik, bitte – wer isst, ist Teil der Landwirtschaft“. Von jetzt auf gleich wird das Ganze naturgemäß nicht funktionieren, aber in spätestens einem Jahr soll die Umstellung gegessen sein und man selbst völlig plastikfrei. „Seit vergangenem Oktober haben rund 200 Bauern an den Spezialschulungen unserer Fachberaterinnen teilgenommen, um ihr Wissen über alternative Verpackungen zu optimieren“, sagt Kammerdirektor Werner Brugner. Zum Tage nehmen 180 speziell ausgebildete steirische Direktvermarkter an der Offensive teil. Überzeugungsarbeit wird es aber brauchen: „Es ist eine Kostenfrage, wiewohl wenn man die Kunden informiert, dass man fürs nassfeste Papiersackerl 20 Cent mehr nimmt, ist das kein Problem”, so Brugner.

Ein klares Ja zum mitgebrachten Doserl

Schon jetzt und auch künftig sind Kunden gern gesehen, die eigene Behälter mitbringen. Will heißen: Auch der lose Verkauf wird in besonderem Maß propagiert. Die gewünschten Mengen kann man selbst auswählen, vorgefertigte Großpackungen, die dann zur Hälfte im Müll landen, gibt es nicht mehr.

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Warum das Ganze? Weil die Direktvermarkter und die Konsumenten es wollen. Schließlich wünschen sich 74 Prozent der Bevölkerung allem voran beim Lebensmitteleinkauf  nachhaltige und umweltschonende Verpackungen, wie eine Marketagent.com-Umfrage aus dem letzten März bestätigt. Markus Kollmann, der sein Gemüse auf zwei Grazer Bauernmärkten verkauft, kennt die Realität: „Unter der Woche haben bereits 70 Prozent unserer Kunden eigene Verpackungen mit, am Samstag etwa 40 Prozent. Ganz toll sind die waschbaren Netzsackerl“, sagt er. Für die, die keine eigenen Behälter mitbringen? Werden beispielsweise Holzschliffschalen für Obst- und Gemüse angeboten, nassfeste Papiersackerln, Bienenwachstücher oder Pergamentersatzpapier und Mehrweg-Glas. Ja doch, das ist dem Einwegsystem bis zu einer Transportentfernung von 200 Kilometern ökologisch eindeutig überlegen, das weiß man längst – auch unter Berücksichtigung der Transportentfernung, des Transportgewichts, des Rücknahmesystems und der Umweltbelastung beim Waschen. Tatsächlich wartet die Steiermark auch mit einem positiven Beispiel für funktionierende Flaschenrückgabe ohne etabliertes Pfandsystem auf. Die sogenannte “Steiermark-Weinflasche” hat einen Rücklauf von etwa 40 Prozent. Dass die Mehrwegsache auch bei Joghurtgläsern funktioniert, beweisen die Gartlers, ein Direktvermarkter aus Lieboch schon seit 20 Jahren. Gut zwei Drittel der Pfandgläser, die sie auch mit waschbaren Etiketten versehen, kommen zurück. Das Ende der Fahnenstange in Sachen nachhaltige Verpackungen ist das alles aber noch nicht. „Es gibt noch Entwicklungsarbeit für Produkte, die nicht so einfach sind, Gemüse und Fleisch sind natürlich ein sensibles Thema.“  Aber selbst da, wo nicht viel geht, geht doch auch etwas. Beispielsweise ist es derzeit bei Fleisch- und Fleischprodukten unmöglich, auf Vakuumbeutel zur Gänze zu verzichten. Aber Sparen geht immer. Mann kann etwa die Vakuumbeutel effizient, der Produktgröße angepasst einsetzen, wie Fleischdirektvermarkter Andreas Hammer aus Hitzendorf es tut. Oder: „Frischfleisch in vom Kunden bestellte Portionen zu vakuumieren, um beim Einfrieren noch einen Gefrierbeutel zu sparen”, sagt er. In der Steiermark will man am Thema dran bleiben. Ein Wettbewerb soll jetzt weitere Ideen sammeln.

 „Plastikfrei“ Die Landwirtschaftskammer Steiermark und Genussregion Österreich haben gemeinsam den Wettbewerb „Plastikfrei – ohne Plastik geht’s auch!“ initiiert, um die besten Beispiele von Betrieben und Gemeinschaften auf die Bühne zu holen. Die interessantesten Umsetzungsbeispiele bekommen heuer erstmals eine Bühne und werden am 3. Juli  ausgezeichnet. Eingereicht werden kann bis 31. Mai in zwei Kategorien: 1. Einzelbetriebe aus Direktvermarktung, Handel und Event, 2. Gemeinschaften aus Direktvermarktung, Handel und Event.  Die Einreichung erfolgt per E-Mail, mit Projektbeschreibung an die Genussregion Österreich: ­ office@gr-verein.at