Zwischen Tierschutz und Tierwohl
Vollspaltenböden, genverändertes Soja, Antibiotika, artgerecht – die Liste der Themen im Kontext der Schweinefleischproduktion ist lang.
Schweine sind sehr intelligente Tiere. Sie sind neugierig, wollen suchen, untersuchen, schnüffeln, zerbeißen, entdecken. Das wäre artgerecht. Dem gegenüber steht die große Kostenfrage. Faktoren die den Preis beeinflussen sind neben dem Futter (das ist der kleinste), der Platz im Stall und der Arbeitseinsatz. Und jetzt beginnt es: Platz einsparen bedeutet, dass Schlafplatz, Futterplatz, Beschäftigungsplatz und Kotplatz eins werden, „dank“ Vollspaltenboden. Was aus den Tieren rausfällt geht direkt durch die Spalten in die Gülle. Ob es den Schweinen, die sehr reinliche Tiere sind, gefällt, über dem Geruch ihren eigenen Fäkalien zu schlafen, sei dahingestellt. Aber das Einstreuen von Stroh (zum Wohl der Tiere), würden die Spalten verstopfen und man müsste wieder ausmisten. Experten sind überzeugt, dass die Herausforderung für die Zukunft sein wird, die Nutztierhaltung im Sinne der Konsumenten weiter zu entwickeln. Der Konsument, also wir, müssen aber ein gutes Gefühl beim Kauf unseres Schnitzels haben.
Ehtik ist nachzudenken über Moral
Christian Dürnberger vom Messerli Forschungsinstitut in Wien beschäftigt sich mit ethischen Fragen der Nutztierhaltung. Ethik richtet den Blick auf gängige Moralvorstellungen und hinterfragt diese. Aus dieser Sicht heraus sei zunächst einmal festzustellen, dass das Schwein leidensfähig ist. Dies, so Dürnberger, könne uns moralisch nicht egal sein, „das heißt, wir sind dafür verantwortlich, dem Schwein Leid zu ersparen. Hierin zeigt sich der Gedanke des klassischen Tierschutzes. Seit geraumer Zeit allerdings stellen sich viele die Frage: Genügt das? Oder will ein Tier wie ein Schwein nicht mehr, als ‚nur‘ ein leidensfreies Leben? Das Konzept ‚Tierwohl‘ setzt sich genau mit diesen Aspekten auseinander, die über die Leidensfreiheit hinausgehen.“ Manche Akteure in der Schweineproduktion unterschätzen laut Dürnberger noch immer, dass es mehr und mehr Menschen gibt, denen bloßes Leidersparnis bei Nutztieren zu wenig ist – sie wünschen sich nicht nur Schutz vor Leiden für die Tiere, sondern auch Tierwohl.
Es ist doch ein Luxus unserer Zeit, dass wir über Ethik in der Schweinehaltung nachdenken und wieder direkt beim Bauern, bei dem das Schwein ein gutes Leben hatte, einkaufen.
Brechts Zitat
„Zuerst kommt das Fressen, dann die Moral“
ist damit überholt.
Der Verein „Land schafft Leben“ hat sich intensiv mit dem Thema Schweinehaltung in Österreich auseinandergesetzt. Auf der Homepage finden Sie viele informative, spannende Artikel und Interviews.