So schaut’s aus bei den Rindern
Covid-19-verschuldet wurde Österreich „auf Notbetrieb heruntergefahren“. Das ist auch an der Rinderwirtschaft nicht spurlos vorbeigegangen.
Am 25. Februar wurde hierzulande erstmals das Coronavirus nachgewiesen. Unmittelbar darauf – am 27. Februar – brachte das Gesundheitsministerium bundeseinheitliche Richtlinien heraus, fast täglich kamen neue Maßnahmen hinzu. Dabei wurden z.B. die Versteigerungen für Zuchtrinder schlicht abgesagt.
Um Ausnahmen für die Kälber- und Nutzviehabsatzmärkte in Österreich zu erreichen, wurden kürzlich vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (BMLRT) und der Landwirtschaftskammer Österreich (LKÖ) Verhaltensregeln erarbeitet, die bis auf Weiteres umzusetzen sind. „Ziel ist es, mit diesen rigorosen Maßnahmen das Übertragungsrisiko zu minimieren“, sagt Stefan Lindner, Obmann der Zentralen Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Rinderzüchter (ZAR). „Somit trägt auch die Rinderzucht zur Entschleunigung der Ausbreitung des Coronavirus bei.“
Die Folgen auf die Zuchtviehmärkte sind noch schwer abschätzbar, da auch aufgrund der verschärften Einreiseverbote in vielen Ländern der Export von Zuchttieren stark eingeschränkt wurde. Lindner: „Die Landwirtschaft und insbesondere die Rinderwirtschaft leisten gerade in Krisenzeiten wie diesen einen entscheidenden Beitrag. Jetzt ist es wichtig, einen kühlen Kopf zu bewahren. Ich bedanke mich sehr herzlich bei allen Bauern, die mit ihrer täglichen Arbeit einen wertvollen Beitrag für die Versorgungssicherheit der österreichischen Bevölkerung leisten.“ Die Erschließung neuer und vor allem die Aufrechterhaltung bisheriger Zuchtviehmärkte über internationale Landwirtschaftsmessen ist derzeit ebenfalls nicht möglich, zahlreiche Messen wurden abgesagt.
Wertschöpfung für die heimische Landwirtschaft
Die Rinder- und Milchproduktion ist mit einem Anteil von fast 30 Prozent (2,2 Mrd. Euro) am gesamten landwirtschaftlichen Produktionswert (7,4 Mrd. Euro) ein sehr wichtiger Produktionszweig innerhalb der heimischen Landwirtschaft. Mit der Rinder- und Kälberproduktion wurden im vergangenen Jahr 856 Mio. Euro erwirtschaftet. Allein die Zuchtviehexporte brachten für die heimische Landwirtschaft eine zusätzliche Wertschöpfung von 44 Mio. Euro: ein wichtiges zusätzliches Einkommen für die heimischen Bauern, die laut Grünem Bericht im Jahr 2018 einen Rückgang des landwirtschaftlichen Einkommens von minus 3,7 Prozent zu verzeichnen hatten.
Der Durchschnittspreis über alle Rassen hinweg auf den insgesamt 135 durchgeführten Versteigerungen betrug 1.712 € (netto, ohne weibliche Zuchtkälber). Die Preise lagen damit im Schnitt ein Prozent unter jenen von 2018. Die Ab-Hof-Preise lagen bei 1.348 € (netto, inkl. Stiere, Kühe, Kalbinnen und Jungkalbinnen, ohne weibliche Zuchtkälber) und damit 41 Euro bzw. 3,2 Prozent über dem Vorjahreswert.
Der Außenhandel mit Agrar-Erzeugnissen boomte im vergangenen Jahr geradezu und konnte laut AMA-Zahlen um 6,5 Prozent auf 12,3 Mrd. Euro zulegen. Der wertmäßige Anteil heimischer Zuchtrinder beträgt somit 0,36 Prozent: 2019 konnten knapp 26.000 Tiere für den Export selektiert werden, allerdings damit um 9,2 Prozent oder 2.600 Tiere weniger als im Jahr 2018. Die meisten Zuchtrinder wurden mit 10.600 exportierten Tieren (42 Prozent) wieder in den vorder- und zentralasiatischen Raum mit 10.600 geliefert. 4.600 oder 18 Prozent aller Exporttiere gingen ins Nachbarland Italien. Nordafrika sowie die restliche EU importierten jeweils rund 2.000 Zuchtrinder bzw. je acht Prozent.
„Die Zucht- und Nutzrindervermarktung ist ein essentieller Bestandteil für die österreichische Rinderwirtschaft und trägt stark zur Absicherung der Versorgungssicherheit einerseits und zur Absicherung unserer bäuerlichen kleinstrukturierten Landwirtschaft andererseits bei“, kann Lindner die Kritik an Tiertransporten nicht nachvollziehen: „Alle Zuchttiertransporte, die seit Beginn der Krise in Drittstaaten durchgeführt wurden, wurden von den Behörden überprüft. Dabei wurde bestätigt, dass alle Tiere wohlbehalten und gesund angekommen und alle tierschutzrechtlichen Anforderungen rund um den Tiertransport eingehalten wurden.“