Rindervermarktung in der Praxis
Die Einhaltung strenger Covid 19-Schutzmaßnahmen ermöglicht den heimischen Landwirten weiterhin eine halbwegs akzeptable Marktpräsenz.
Absatzprobleme und ein Preisminus infolge der Corona-Pandemie führten in Österreich zu einem deutlichen Rückgang des Produktionswerts von Rindern sowie zu Einbußen in der Schweineproduktion. Positiver fiel die Entwicklung – mit einem Anstieg von 2,9 Prozent infolge höherer Preise – in der Milchproduktion aus.
Die Rinderproduktion musste laut Statistik Austria ein Minus von –7,2% hinnehmen und betrug nur mehr 752 Mio. Euro. Davon wurde alleine über die Zuchtviehexporte 2020 für die heimische Landwirtschaft eine zusätzliche Wertschöpfung von 40 Mio. Euro erwirtschaftet. Der gesamte landwirtschaftliche Produktionswert beträgt nach der zweiten Vorschätzung der Statistik Austria rund 7,7 Mrd. Euro (+3,2%). Der Wert der tierischen Erzeugung betrug rund 3,6 Mrd. (–0,6%), jener der Milch- und Rinderproduktion 2,1 Mrd. Euro (–0,9%).
Die Vermarktung im ersten „Coronajahr“ war natürlich alles andere als einfach. Unter den strengen Verhaltensregeln, die in Abstimmung mit dem Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz und dem Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus ausgearbeitet wurden, konnten immerhin 125 der ursprünglich geplanten 135 Versteigerungen durchgeführt werden. Der Durchschnittspreis über alle Rassen hinweg betrug 1.792 Euro netto (ohne weibliche Zuchtkälber). Die Preise lagen damit im Schnitt um +4,7% über dem Vorjahr.
Auch die Erschließung neuer und vor allem die Aufrechterhaltung bisheriger Zuchtviehmärkte über internationale Landwirtschaftsmessen ist derzeit ebenfalls nicht möglich. Zahlreiche Messen werden bis auf weiteres abgesagt oder finden ausschließlich im Internet statt.
Exportrückgang um –12,4%
In Österreich wurden 2020 rund 1,86 Millionen Rinder gehalten, um –1,3% bzw. 24.100 Tiere weniger als noch vor einem Jahr. Die Zahl der Rinderhalter verringerte sich im Jahresabstand um 2,4% auf 55.000. Die durchschnittliche Bestandsdichte erhöhte sich auf 34 Rinder je Betrieb. Damit ist die heimische Rinderwirtschaft im internationalen Vergleich sehr klein strukturiert.
Von diesen Rinderhaltern beschäftigen sich 20.640 Betriebe intensiv mit der Rinderzucht bzw. sind Mitglied bei einem der aktuell elf österreichischen Zuchtverbände, die in Zusammenarbeit mit den Exportfirmen die Auswahl sowie auch die anschließende Quarantäne der Zuchtrinder für den Export organisieren. So wurden im Schnitt jeden Tag 62 Rinder, hauptsächlich Zuchtkalbinnen, aus Österreich exportiert. Das waren auf das gesamte Jahr gerechnet 22.559 Rinder. Damit wurden um –12,4% oder 3.200 Rinder weniger exportiert als im Vergleichszeitraum des Vorjahres und damit auch ein Zehnjahrestief gemessen an der Anzahl exportierter Zuchtrinder erreicht.
Die meisten Zuchtrinder gingen in den vorder- und zentralasiatischen Raum. In Summe wurden dorthin 60% aller Tiere bzw. insgesamt 13.600 Stk. exportiert. Fast 5.000 Rinder oder 22% wurden direkt aus den Nachbarländern angekauft, davon alleine 3.200 aus Italien. Die restlichen EU-Länder importierten 1.700 Tiere (8%), in den nordafrikanischen Raum gingen vier Prozent bzw. 900 Rinder.
Bezogen auf die einzelnen Rassen wurden im letzten Jahr 17.800 Rinder der Rasse Fleckvieh, 2.100 der Rasse Brown Swiss, 1.800 der Rasse Holstein, 400 Pinzgauer, 300 Grauvieh sowie 200 Rinder der verschiedenen Fleischrinderrassen exportiert. In Bezug auf den Zuchttierbestand hat das Tiroler Grauvieh die höchste Exportquote. So wurden 9,7% aller Herdebuchtiere im Ausland vermarktet, bei Fleckvieh 5,9 und bei den Pinzgauern 5,5%. Österreichweit über alle Rassen hinweg wurden 5,3% der Zuchttiere ins Ausland vermarktet. Die restlichen Zuchtkalbinnen dienten zur Bestandesergänzung der heimischen Zuchtherden.
Im Sinne des Tierwohls
Die Transporte werden dabei von den Exportfirmen nach strengen gesetzlichen Vorgaben durchgeführt. Das oberste Ziel besteht darin, dass die Tiere bei bester gesundheitlicher Verfassung bei den Käufern ankommen. Nach erfolgreicher Lieferung werden den internationalen Kunden Schulungen von namhaften Experten zu den verschiedensten Themen rund um das Rind angeboten.
Für die heimische Rinderzucht haben exportbegleitende Schulungen für Käufer heimischer Zuchtrinder große Priorität: In manchen Fällen kommen auch internationale Delegationen nach Österreich, für die dann eigens Knowhow mit Praxisbeispielen angeboten wird.