Die Forscher der Uni Graz melden 15,2 Prozent Verluste von Bienenvölkern im vergangenen Winter. Die Bundeshauptstadt hat es allerdings schlimmer erwischt.
Ganze Bienenenvölker fallen auf das Bodenbrett oder sie sterben rasch nach dem Schlüpfen und verenden in der Brutzelle. Es ist kein schöner Anblick, weder für Imker, noch für Honigliebhaber. Soweit ist das aber ganz normal. Denn dass der Winter den Bienen zu schaffen macht und die Imker Völker verlieren, ist eigentlich nichts neues. Wie groß die Verluste sind, das eruiert seit 2007/08 das Institut für Biologie der Universität Graz Im Rahmen des Projekts “Zukunft Biene”. Und deren Auswertung im Hinblick auf das letzte Jahr sieht auf den ersten Blick gar nicht so schlecht aus. Die Verluste liegen im Schnitt.
In Zahlen heißt das: Österreichweit haben 15,2 Prozent der eingewinterten Bienenvölker die kalten Monate nicht überlebt. Das sind um 3,4 Prozent weniger als im Winter 2017/18. Der Durchschnitt der vergangenen zwölf Jahre liegt bei 16,3 Prozent.
Warum überleben die Bienen den Winter nicht?
So ganz genau lässt sich das nicht sagen. Das sind einerseits Parasiten und Viruserkrankungen. Aber auch die Witterung und das fehlende Nahrungspflanzenangebot im Winter dürfte eine Rolle spielen. Auffällig ist freilich: Die Verluste sind regional unterschiedlich. Während die Bundeshauptstadt hohe Verluste hinnehmen musste (19,6 Prozent) und auch Vorarlberg (17,7) im oberen Feld liegt, verbuchte das Burgenland viel weniger (9,9 Prozent). Summa Summarum ist der Projektverantwortliche Robert Brodschneider guter Dinge: “Die 15,2 Prozent sind ein Wert, der in etwa den mittleren Verlusten vieler Europäischer Länder entspricht”, sagt er.
Bienen in Österreich
Laut dem Dachverband der österreichischen Bienenzuchtverbände (Biene Österreich) sichern aktuell rund 29.800 Imker mit rund 373.000 Bienenvölkern die Bestäubung der Wild- und landwirtschaftlichen Nutzpflanzen. Die Anzahl der Imker sowie die bewirtschafteten Bienenvölker waren von 1990 bis 2006 rückläufig. Seither ist die Anzahl der Imkerinnen (2006: 23.000) und Imker (311.000) mit zwischenzeitlichen Schwankungen wieder angestiegen. http://www.biene-oesterreich.at
Der Gesamtbestand ist nicht gefährdet. “Ein rund 15-prozentiger Verlust ist über die Saison einholbar und die für die Bestäubung so wichtige Honigbienenpopulation erhaltbar”. Das kalte und feuchte Maiwetter wird man allerdings am geringeren Blütenhonig-Ertrag spüren.Woher kommen die Daten überhaupt? Von 1.534 Imkern – das sind 5,5 Prozent der heimischen Imkereien – mit über 30.000 Bienenvölkern.Wie stark die Anzahl der Honigbienenvölker ist, die den Winter nicht überleben, schwankt über die Jahre und Regionen extrem. Auch das zeigen die gesammelten Daten deutlich. Am höchsten waren sie im Winter 2014/15: Fast ein Drittel der Völker (28,5 Prozent) wurden in diesem Winter dahingerafft. Der Winter danach war dagegen der bisher beste seit dem Messbeginn für die Bienen. Gerade einmal 8,1 Prozent starben damals. Warum die Völker manche Winter so mühelos zu überstehen scheinen und andere ihnen so zusetzen, auch das kann man, sagt Brodschneider nicht stichhaltig sagen. Vermutet wird ein Mix aus Faktoren, die möglicherweise auch interagieren und auf die Bienen einwirken, sagt er. Die Untersuchung wird übrigens auch 2020 im Rahmen des Projekts „Zukunft Biene“ durchgeführt, um langjährige Trends und etwaige neue Bedrohungen rechtzeitig erkennen zu können sowie genauere Ursachen zu identifizieren.