Der Bien – sozialer Superorganismus
Durch ihr perfektes Zusammenspiel wird ein Bienenvolk zu einem einzigartig funktionierenden Organismus. Der Bien ist die Seele des Bienenstocks.
Alleine zu leben ist für die Biene keine Option. Erst in der Gemeinschaft entwickelt sie ihre Intelligenz und wird plastisch und wandlungsfähig. Sie ist ein Teil eines viel größeren Wesens, das aber schwer zu erfassen ist. Denn es hat keinen einheitlichen physischen Körper. Man kann ihm nicht in die Augen sehen oder es streicheln – es ist das Bienenvolk der „Bien“ – ein sozialer Superorganismus.
Ein mystisches Krafttier
Bereits im alten Ägypten galt die Biene als eine Verbindung zwischen Himmel und Erde, war ein Symbol für das Göttliche. Rudolf Steiner, der in den Zwanzigerjahren des vorigen Jahrhunderts eine Reihe von Vorträgen über das Wesen der Bienen hielt und als Gründer der Anthroposophie gilt, erklärt:
„Auf dem Umwege durch den Bienenstock ziehe das ganze Weltenall in den Menschen und so werde die geheimwissenschaftliche Menschenkunde zu einer Weltenkunde“.
Die Biene zeigt uns wie kein anderes Wesen die Schönheit der Natur bringt uns ihre Zusammenhänge näher.
Das Bienenvolk als Seele
Der Ausdruck „Bien“ für das Bienenvolk, der durch die harmonische Zusammenarbeit der Bienen zum Leben erweckt wird, stammt vom Imker Ferdinand Gerstung (1860–1925). In diesem großen Ganzen, in dem bis zu 50.000 Bienen leben, ganz ohne Streitigkeiten und Egoismus, hat jedes Tier seine bestimmte Aufgabe. Königin, Arbeiterinnen und Drohnen leben für das Wohl des „Bien“. Diese Gemeinschaft aber nur als Summe aller seiner Bienen zu beschreiben, als Ansammlung einzelner Individuen, wird „dem Bien“ jedoch nicht gerecht. Durch das Zusammenspiel der Bienen entsteht ein Wesenszug, der nach einem höheren Prinzip funktioniert. Das Bienenvolk ist ein individueller und intelligenter Organismus. Er hat als Ganzes Eigenschaften, die man bei keiner einzelnen Biene findet, die erst durch die Kolonie entstehen. So können die Bienen im Stock die Temperatur dauerhaft halten, obwohl sie keine warmblütigen, sondern als Insekten wechselwarme Tiere sind. Das Volk wiederum formt und definiert viele der Eigenschaften der Einzelbienen. „Die Seele des Bienenstocks ist keine gewöhnliche Gruppenseele, sondern ein besonderes Wesen für sich“, sagte Rudolf Steiner.
Er geht sogar soweit, das Geschehen im Bienenstock mit den Prozessen im menschlichen Gehirn zu vergleichen. Das Schwärmen eines Bienenstockes ist wie das Sterben eines Menschen, der Schwarm die Seele, die aus einem Köper tritt. Zieht ein Schwarm in eine neue Behausung ein, entspricht das einer Geburt.
“Nichts gleicht der Seele so sehr wie die Biene, sie fliegt von Blüte zu Blüte wie die Seele von Stern zu Stern, und sie bringt den Honig heim wie die Seele das Licht,“
schrieb der bekannte französische Schriftsteller Victor Hugo (1802 – 1885).
Großzügig und heilend
Der Bien ist also die Seele des Bienenvolkes, seine geistige Kraft, die die Erde, das Licht, sein Volk und auch den Menschen miteinander verbindet. Und das Wunderbare an ihm: Der „Bien“ ist großzügig und beschenkt uns reichlich. Er arbeitet mit und für die Natur, stellt uns seine heilsamen Naturprodukte zur Verfügung. Ich bin immer wieder überwältigt von der Großzügigkeit der Bienen und begegne dem „Bien“ mit der entsprechenden Dankbarkeit und Demut. Er ist ein Wunderwerk der Schöpfung.
Der Auto: Hans-Peter Rausch, Autor der Neuerscheinung „IMMUNKRAFT der Natur“, Imker, ausgebildeter Apitherapeut und Jurist. Auf seiner Seite apismedicus.at lesen Sie noch mehr interessante Geschichten & Begegnungen mit den Bienen, heimischen Heilkräutern und der Schöpfung.
Links: Stadtbienen