Lesachtaler Stockblattl
24. Dezember im Kärntner Lesachtal. Die typische Mittagsspeise zu „Christfilge“, aus dem Lateinischen „vigilia“ = heiliger Abend, ist das „Stockblattl“ Essen. In Schmalz gebackene, runde Germteigblätter werden mit einer Fülle aus Schwarzbeermarmelade, Mohn, Zimt, Honig, Milch und Rum bestrichen. Schicht für Schicht wird ein Stock, also ein Turm, aufgebaut. Zum Schluss kommt nochmals Mohn und Butterschmalz darüber.
Die im Lesachtal überlieferte Rezeptanleitung lautet:
Der Blattlstock soll aus so vielen Schichten bestehen, wie Personen zur Familie gehören, und so groß sein, dass sich neun Leute drei Tage lang satt essen können. Dieses gemeinsame Essen ist den Familien „heilig“. Niemals sollte man am 24. mittags spontan zu Besuch kommen, denn damit bringt man, nach altem Glauben, Unglück über die Familie.
Gabi Windbichler vom Lesachtaler Mühlenstüberl hat uns ihr Rezept verraten:
Zutaten:
… für 10 Portionen; Zeitaufwand: 2 Stunden
500 g glattes Mehl, 20 g Germ, 50 g Zucker, 250 ml Milch, 1 EL Salz, 50 g Butter, 2 Eier, 40 ml Rum, Butterschmalz, oder ein anderes Backfett zum Herausbacken
Für die Fülle:
130 ml Milch, 65 g Zucker, 160 g feine geriebener Mohn, 20 g Butter, 1 EL Honig, 10 ml Rum, Zimt, Nelkenpulver, abgeriebene Schale von einer halben Zitrone, 1 EL Ribiselmarmelade (oder Schwarzbeermarmelade) 50 g Butter zum Übergießen
Zubereitung:
1. Für den Teig Milch lauwarm erhitzen. Das Mehl in eine Schüssel geben, ein Grübchen machen und die Germ hineinbröseln, diese mit 1 EL Zucker und ein wenig handwarme Milch breiig anrühren, ein wenig Mehl darüberstreuen, zudecken und das Dampfl gehen lassen.
2. Butter in der restlichen Milch zergehen lassen, Zucker darin auflösen und nach kurzem Überkühlen die Eier und den Rum einrühren. Das Dampfl leicht unter das Mehl heben, salzen und die Milchmischung zugeben.
3. Den Teig mit der Küchenmaschine zu einem mittelfesten Germteig verkneten, bis er sich vom Rand löst und seidig glänzt. Zugedeckt etwa 1⁄2 Stunde gehen lassen, bis sich das Volumen verdoppelt hat.
4. Aus dem Teig eine Rolle formen und in sieben gleich große Stücke teilen. Jeden Teil zu einer Kugel rollen und kurz gehen lassen. Jede Kugel als „Stockblattl“ in Tortenformgröße auswalken, auf einem bemehlten Brett zugedeckt etwas rasten lassen und dann in heißem Butterschmalz goldbraun herausbacken. Herausnehmen und auf Küchenpapier abtropfen lassen.
5. Für die Fülle Milch mit Zucker in die übrigen Zutaten einrühren und kurz quellen lassen. Falls die Masse zu weich wird, kann man noch etwas Mohn dazugeben.
6. Butter zerlassen. Das erste „Stockblattl“ auf eine Platte legen, Fülle etwa fingerhoch darauf verstreichen, mit zerlassener, aber nicht brauner Butter übergießen, dann das zweite Blattl darauf legen, wieder mit Fülle bestreichen und mit Butter übergießen. So oft machen, bis alle sieben Blätter übereinander liegen. Auf das letzte Blattl nach der Mohnfülle besonders viel zerlassene Butter gießen, sodass sie rundherum abrinnt und zu Tropfen erstarrt.
7. Im Ganzen servieren und dann in kuchenförmige Stücke zerteilen. Guten Appetit!