Das ist eine der Lebensfragen von Sissy Sonnleitner. Haubenköchin, Vorreiterin der Alpen-Adria Küche und damit Vordenkerin der Regionalität.

Frau mit Kinn aufgestützt

Sissy Sonnleitner betrieb das Landhaus „Kellerwand“ in Kötschach-Mauthen. ©Andrea Knura

Eigentlich wäre Sissy ja im wohlverdienten Ruhestand. Wenn da nicht all diese essenziellen Themen wären, die sie Zeit ihres Lebens als Köchin begleitet haben. In ihrem Blogg „Liebe schafft alles“ widmet sie sich jetzt der Suche nach Antworten. Lesen Sie hier einen Auszug aus Sissys Beitrag Mahlzeit.

Mahlzeit!

Als Köchin überschaue ich mit 51 Berufsjahren die facettenreiche Entwicklung vom Toast Hawai über die französische Hochküche und die neue Regionalisierung bis hin zur fragwürdigen Molekularküche. Moden, Trends, Bedürfnisse der Gäste und eigene Wahrnehmungen haben viel Neues und Spannendes gebracht. Dazu kommen Erfahrungen mit unzähligen Diäten, die meinen eigenen Lebens- und Leidensweg markierten. Und da ist noch die intensive Beschäftigung mit Essstörungen aller Art in unserer Familie.

Der buddhistische Weg zum gesunden Gewicht

Im Buch „achtsam essen, achtsam leben“ beschreiben der Meditationslehrer Thich Nhat Hanh und die Ernährungswissenschaftlerin Lilian Cheung einen ganzheitlichen Weg zum gesunden Gewicht. Ganz schnell machen sie klar, warum kurzfristige Diäten relativ sinnlos sind. Denn die Wurzel des griechischen Wortes weist schon hin, worauf es wirklich ankommt: díaita bedeutet so viel wie Lebensführung.

„Neben der festen und flüssigen Nahrung kennen die buddhistischen Lehren noch drei weitere Arten der Nahrung,“ schreibt das Autorenteam.

  • Sinneseindrücke: sehen, hören, schmecken, riechen, berühren, denken
  • Wollen, Absichten: unsere innersten Motive, unsere tiefsten Wünsche
  • Bewusstsein: die Gesamtheit aller Gedanken, Worte und Taten, die wir in unserem Leben getätigt haben, ebenso wie das Wissen, die Gewohnheiten, Begabungen und Wahrnehmungen unserer Vorfahren.

Daher sollten wir die vier heilsamen Arten der Nahrung täglich und achtsam zu uns nehmen. „Gesundes Essen und Trinken, positive Sinneseindrücke, Absichten und geistige Gebilde für unser Bewusstsein. Das wird uns und unseren Liebsten ganz konkret Nutzen bringen“, rät das Autorenduo.

Was du für dich tun kannst

Der Journalist Michael Pollan hat sich mit den Verwandlungsprozessen zwischen Natur und Kultur beschäftigt, die beim Kochen passieren. In seinem Buch „Kochen. Eine Naturgeschichte der Transformation“ finden sich auch ganz praktische Tipps, wie gesundes Leben gelingen kann:

  • Iss Lebensmittel – vorwiegend pflanzlicher Natur, von guten Böden.
  • Meide Produkte, die unaussprechliche Zutaten, unbekannte Zutaten, mehr als 5 Zutaten und fructosereichen Maissirup enthalten.
  • Kauf, so oft es geht, bei Produzenten direkt ein.
  • Zahl mehr, iss weniger.
  • Iss wenig, was deine Großmutter nicht als Lebensmittel erkannt hätte.
  • Iss immer am Esstisch! NEIN, ein Schreibtisch ist kein Esstisch.

Dem will ich noch hinzufügen:

Koch selber! Nimm dir die Freiheit, zu wissen, was in deinem Essen steckt.

Bewusst genießen

Genießen ist etwas Schönes. Mit Dekadenz hat das nichts zu tun, wenn du bewusst genießt. Wenn du nachfragst und nachschaust, woher die Lebensmittel kommen, die du isst. Wenn du weißt, unter welchen Bedingungen sie hergestellt werden, welche Folgen die Produktion hat, ob die Produzent*innen von ihrer Arbeit leben können.

Wer seine Entscheidungen von all diesen Bedingungen abhängig macht, macht sich die Wahl nicht leicht. Ganz im Gegenteil. Das Handeln nach diesem Wissen trennt Essen von dem rein sinnlichen Genuss und führt hin zum göttlichen Aufbau von Körper, Geist und Seele. Das ist letztendlich das tiefe Geheimnis von Kochen.

„Die Köchin ist eine Magierin, die Glück verteilt“

Links: Sissy Sonnleitner  Liebe schafft alles

Literatur:

Tanja Busse
– Die Ernährungsdiktatur

Thich Nhat Hanh, Dr. Lilian Cheung
– achtsam essen, achtsam leben. Der buddhistische Weg zum gesunden Essen

Michael Pollan
– Kochen. Eine Naturgeschichte der Transformation

Sissy Sonnleitner
– Um einen Tisch. Feste, Alltag und Fasten. Ausgewählte Rezepte im Reigen der Jahreszeiten mit Essays und Gedanken.