Biodynamischer Weinbau ist am BioWeinGut Lehner in Gols ein Schritt nach vorne, frei von allem, was belastet. Das Ergebnis: lebendige Weine.

Winzerfamilie

Sebastian, Sigrid, Viktoria und Erwin Lehner. ©BioWeinGut Lehner

Es gibt viele Faktoren, die auf die Qualität eines Weines Einfluss haben. Und dann ist da der Winzer, oder in diesem Fall Familie Lehner und der biodynamische Weinbau. Also vier eigene Köpfen, Ideen und die Interpretation der Landschaft, die den Wein einzigartig machen. Zwischen Neusiedlersee und ungarischer Grenze, 50 Kilometer südlich von Wien, liegt der Weinort Gols. Das besondere hier ist bekannt: Auf überschaubarem Raum kommen vielfältige Geländeformen und verschiedenste Bodenstrukturen vor. “Unsere Weingärten steigen die Südwesthanglagen hinauf oder weiten sich in der Ebene zum See hin. Sie wachsen auf schottrig, sandigen Böden mit schluffigem Untergrund oder auf schwerem, fruchtbarem Löss,“ erläutert Sigrid Lehner, die als Quereinsteigerin und biodynamische Winzerin einen besonderen Draht zu ihren Reben hat, und auch mit ihnen spricht. Das kontinentale Klima der ungarischen Tiefebene mit kalten Wintern und heißen Sommern, wenig Niederschlag und viel Sonne und natürlich der Einfluss des Neusiedlersees begleiten die Winzerin durchs Jahr. „Unsere Weinstöcke sind im Stande grandiose Trauben zu liefern. Hohe Reifegradationen, wunderschöne reife Tanninstrukturen und die besondere Aromatik, von Wärme geprägt, zeichnen unsere Weine aus. Es ist Terroir, wenn der Wein seinem Ursprung offenbart.“ Ihre Hauptaufgabe sehen die Lehners in der Pflege der Böden, denn nur ein lebendiger Grund lässt gesunde Pflanzen gedeihen, die reife Früchte tragen.

Was bedeutet biodynamischer Weinbau?

Beim biodynamisch orientierten Weinbau werden verschiedene Maßnahmen des biologischen Pflanzenschutzes bzw. integrierten Pflanzenschutzes in sehr strenger Form angewendet. Das gesamte Ökosystem und deren natürlichen Ressourcen werden geschont und die Lebensprozesse im Zusammenwirken irdischer und kosmischer Kräfte gezielt gefördert. Das Hauptaugenmerk gilt den Arbeiten im Weinberg. Der Rebschnitt, das Düngen, das Jäten und auch die Ernte richten sich nach einem Aussaatkalender. Der Boden sollte zumindest einmal im Jahr gepflügt werden, wenn möglich mit Pferdegespann und nicht mit Traktor. Er ist mit Kompost zu revitalisieren und mit Mineralien zu behandeln, damit er wieder zum Lebensraum vielfältiger Mikroorganismen mit natürlichem Gleichgewicht wird. Die Biodiversität, also die Erhaltung der Artenvielfalt, und Nachhaltigkeit spielen eine große Rolle.

Und wie unterstützt die biodynamische Winzerin die Reben?

Foto: BioWeinGut Lehner

„In ihren ersten Jahren hat es der junge Weinstock nicht leicht, wir lassen ihn sein Wasser finden, so wurzelt er selbständig metertief in die Erde. Ein achtsamer Rebschnitt, immer individuell angepasst, zur richtigen Zeit, legt den Weg für das Vegetationsjahr fest. Ab dann unterstützen wir nur mehr, wir belassen alle Triebe und streifen Blätter nur ab, wenn es zur Belüftung nötig ist. Gelangen dann die Reben über Rahmen hinaus, wickeln wir sie um den obersten Draht, damit sie in ihrem natürlichen, wesenhaften Instinkt folgen und weiter wachsen können. In Dankbarkeit dürfen wir uns so jedes Jahr für die reiche Ernte freuen.“ Gemeinsam mit ihrem Mann Erwin, er ist der „geborene“ Winzer und ihren Kindern Sebastian und Victoria leben sie für den Weinbau. Den Reben gestatten sie ihre Wesenhaftigkeit, so wenig wie möglich greifen sie in die Vegetation ein. “Die Weinwerdung im Keller unterstützen wir, ohne zu verändern, ohne zu erzwingen, gleichsam einer Waldorfschule.” Erwin ist übrigens “der Lehrer” im Weinkeller.

Uns machen die Unterschiede aus

So unterschiedlich wie die Mitglieder der Winzerfamilie Lehner, so sind auch die Weine.  Ein bisserl penibel und genau, manchmal regelverhaftet, aber auch endlos entspannt und spürig, erdverbunden und bodenhaftend, oft etwas durcheinander, regellos und kunterbunt. „Es sind Weine, die unsere Persönlichkeiten tragen, sie widerspiegeln ganz einfach Lebendigkeit.“

Und was den Lehners dabei am besten gefällt ist, dass sie etwas schaffen, das ausschließlich der Freude und dem Genuss dient.