Wir sind reif für die Quitte
Im römischen Reich war die Quitte Symbol für Liebe, Glück und Fruchtbarkeit. Bei uns feiert die fast in Vergessenheit geratene Frucht ihr großes Comeback!
„Quitte? Nein, kennen wir nicht!“, hört man leider viel zu oft. Oder man kennt die Frucht, hat aber keine Ahnung, was man damit machen kann. Kein Wunder: Ist doch die hübsche gelbe Quitte in den Obstregalen so gut wie nicht vorhanden. Zum Glück gibt es aber heimische Produzent, die sehr kreativ in Sachen Quitte sind.
Der widerspenstigen Zähmung
Warum wir die Quitte fast aus den Augen (und aus dem Mund) verloren haben, liegt wohl auch an ihrer spröden Schönheit. An ihrem unzugänglichen Äußeren. Auch wenn sie uns vollreif verlockend zitronengelb auffordert – den herzhaften Biss in die Quitte sollte man lieber nicht wagen. Und das nicht nur aus geschmacklichen Gründen, sondern auch aus Liebe zu seinen Zähnen. Die Frucht ist umhüllt von einem filzigen Flaum voller Bitterstoffe. Ungenießbar, hartleibig und widerborstig. Von rund 200 Quittensorten sind nur sehr wenige in rohem Zustand genießbar.
Die Quitte – eine Diva
Es scheint fast so, als würde sie sich mit ihrer dicken pelzigen Schale gegen jede Verarbeitung wehren. Man muss ihr zu Leibe rücken. Aber hat man erst einmal ihre unbarmherzige Schale durchdrungen, offenbart sich ein ganz zauberhafter Duft, der die geschmacklichen Möglichkeiten der Frucht erahnen lässt. Die Quitte ist eine richtige Diva. Sie will erobert werden und fordert unsere ganze Zuwendung, damit wir dann in Form von Marmelade und Mus, Gelee oder Kompott, Saft, Likör, Brand, Quittenbrot etc. ihr Aroma genießen können. Und das ist ein ganz besonderes. Intensiv und parfumartig. Zum Apfel oder Birnengeschmack gesellen sich noch ein Hauch von Zitrone und Rose. Sehr passend dazu auch die farbliche Verwandlung der Quitte in ein verführerisches Rosa bis Rot.
Die Quitte gehört wie Apfel und Birne zum Kernobst und damit zu den Rosengewächsen.
Der Quittenbaum ist mit seinen im Mai und Juni reinweiß bis zartrosa Blüten auch eine schöne Zierpflanze. Bienen und Hummeln fliegen auf die Quitte.
Ein antiker Star
Quittenwissen
Apfelquitten sind rund, sehr hart und holzig, haben aber ein intensives Aroma. Birnenquitten laufen zum Stil hin länglich zu, sind weicher, dafür aber mild im Geschmack.
Dulce de Membrillo: Eine schnittfeste Quittenpastete, die man in Nord-Spanien und Südamerika zu Käse und anderen kalten Tappas serviert. Ein bisschen wie unser Quittenbrot, aber noch intensiver im Geschmack.
Das vergessene Kernobst kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Die Quitten wuchsen bereits in griechischen Sagen und im alten Rom. Sie galten als ein Symbol für Liebe, Glück und Fruchtbarkeit. Sogar die verbotene Frucht im Paradies soll kein Apfel, sondern eine Quitte gewesen sein und Aphrodite’s goldener Apfel war ebenfalls eine Quitte. Römischen Männer nutzten den intensiven Duft der „wolligen Zitrone des Nordens“, um die Frauen zu betören. Den Römern haben wir es dann auch zu verdanken, dass die Quitte schließlich ihren Weg nach Europa fand. Der Name der Quitte leitet sich aus der griechischen Bezeichnung Kydomalo ab. Kydonia ist eine kretische Stadt, und “Malum” bedeutet Apfel. Kydomalon ist also der Apfel aus Kydonia. Im Althochdeutschen entwickelte sich der Begriff dann zu „Quitina“ und später zum Quittenapfel weiter. Botaniker orten den Ursprung der Quitte jedoch eher in Zentralasien, vermutlich im Kaukasus.
Die Guten Kräfte der Quitte
Davon hat sie ganz viele. Schon 1539 versicherte Hieronymus Bock „niemand besitzt genug Gewandtheit im Reden, um all die guten Kräfte der Quitten so zu erklären, wie sie es verdient hätten“.
Die Quitte überzeugt nicht nur durch ihren herrlichen Duft und ihren einzigartig köstlichen Geschmack. Ihr Reichtum an Vitamine und Nährstoffen macht sie zu einer ganz besonders gesunden Frucht – Vitamin A, B, C, Kalium, Natrium, Zink, Eisen, Kupfer und Fluor. Besonders hervorzuheben ist aber vor allem ihr Pektingehalt. Sie wissen ja: Pektine sind Schleimstoffe, die die Fähigkeit besitzen zu gelieren und dadurch große Mengen Wasser zu binden.
Sie wirken sich positiv auf die Darmflora aus und können unerwünschte Stoffe wie beispielsweise Schwermetalle binden. Sind Pektine im Darm vorhanden, wird auch Zucker viel langsamer resorbiert. Das hält den Blutzuckerspiegel im Lot. Die Quitte ist zudem auch eine ganz leichte Frucht- 100 g frischen Quitten haben nur 40 kcal. Das ist im Vergleich zu anderem Obst relativ niedrig.
Die Quitte räumt auf
So ist die Quitte in der Küche als auch in der Naturheilkunde eine echte Bereicherung. Schon Hippokrates, der berühmteste Arzt des Altertums, hat die Quitte bei Magen-Darm-Problemen und Fieber verschrieben. Abgesehen vom Fruchtfleisch und der Schale kommen in der Naturheilkunde auch die Samen und Blätter der Quitte zum Einsatz. Hildegard von Bingen (1098-1179) schrieb über die Quitte: „Wer gichtkrank ist, esse oft die Quittenfrucht gekocht oder gebraten und sie räumt mit dem Gichtstoff in ihm auf.“ In der Kosmetik hat die Quitte aufgrund ihrer beruhigende und pflegenden Eigenschaften einen festen Platz.
Quittenzeit auf bauernladen.at
Wie gut, dass einige unsere Produzenten auf bauernladen.at dazu beitragen, der gelben Powerfurcht wieder zu mehr Anerkennung zu verhelfen. Sie holen die harte und ziemlich saure Frucht vom Baum und verarbeiten sie zu köstlichem, dickflüssigem, rosarotem Sirup, zu Marmeladen und Gelees, zu Quittenbrot wie aus Großmutters Zeiten, zu ganz besondern Likören und Schnäpsen, zu preisgekrönten Schaumweinen, zu Essenzen und Essig. Sie stecken die Quitten in den Senf und in Knödel und kombinieren sie mit anderen Früchten.