Unsere Imker mussten ihre Honigbienen während der Hochblüte im Frühling füttern. Warum? Weil Bienen erst ab 12 °C und bei trockenem Wetter fliegen.

Gabriel Wurzer, Imkerei Dolomitenbiene, musste seinen Bienen im Mai noch zufüttern. ©Imkerei Dolomitenbiene

Lisa Wurzer bei ihren Bienen. @Dolomitenbiene

„Durch das kalte Wetter im April und im Mai, musste heuer mehr als üblich mit Zuckersirup bzw. Honigwaben aus dem Vorjahr zugefüttert werden. Würde man nicht füttern, dann würde die Königin keine bzw. viel weniger Eier legen und die Volksstärke wäre dann im Juni, wenn in Kärnten und Tirol die Waldtracht einsetzt zu gering, um nennenswerte Honigmengen einzutragen. Es geht also primär bei der Frühjahrsfütterung darum, starke Völker zu haben und weniger ums Überleben der Bienenvölker,“ erklärt uns Gabriel Wurzer, Imkerei Dolomitenbiene in Lienz. “Es gibt zwar immer wieder solche Jahr, dennoch ist es ungewöhnlich,” meint dazu auch Wolfgang Pointecker, Obmann von Biene Österreich, dem Dachverband der Erwerbs- und Freizeitimker, und Präsident des österreichischen Erwerbsimkerbunds. Der Imkerprofi zieht nach einem Rundruf eine erste Zwischenbilanz des Honigjahres. “Es gibt fast keinen Blütenhonig. Bei den meisten Imkern entfällt der erste von zwei Schleuderterminen.” Schleudern, das ist die Methode, den Honig aus den Bienenwaben zu gewinnen, um ihn danach zu sieben und unverfälscht in Gläser abzufüllen.

Gabriel macht noch auf ein weiteres Problem aufmerksam. „Das kalte Wetter führt auch dazu, dass die vielen Flugbienen zu wenig Beschäftigung haben. Dadurch entsteht in vielen Völkern der sogenannte Schwarmtrieb und sie beginnen Königinnenzellen (Weiselzellen) anzulegen. Ist man als Imker dann nicht rechtzeitig zur Stelle um durch die Bildung von Ablegern oder andere Maßnahmen gegenzusteuern, wird ein Teil des Volkes, sobald es das Wetter zulässt, mit der alten Königin als Schwarm den Stock verlassen. Grundsätzlich ist aber zu sagen, dass der Schwarm die natürlichste Form der Fortpflanzung ist. Der Imker versucht diese aber möglichst zu verhindern, um starke Völker zu haben.“

Kalter nasser Frühling

Der Zeitpunkt für die erste Honigernte liegt nach der Raps- und Obstbaumblüte meist Ende Mai. Die Vorarbeit dafür konnten die Honigbienen allerdings nicht leisten. Denn das ungewöhnliche Wetter hat ihnen die Arbeitsverhältnisse heuer vermasselt. Während die wichtigsten Nektarlieferanten blühten, war einer der zehn nassesten und trübsten April-Monate der Messgeschichte (Quelle: ZAMG), und der Mai startete nicht besser. können, konnten sie voll blühende Obstbäume wie Marille, Apfel oder Birne und Frühlingsblüher wie Raps oder Löwenzahn nicht aufsuchen. Wolfgang Pointecker rechnet alleine in seinem Betrieb mit 80 Prozent Ernteausfall.

 “Als es endlich warm wurde, war alles verblüht.”

Während das Nektarbuffet für Insekten normalerweise am üppigsten ist, mussten viele Imker ihre Völker nun mit Futter aushelfen, damit ihre Völker nicht verhungern.

Hoffnung auf Spätblüher und Waldhonig

In Ostösterreich, Niederösterreich und dem Burgenland besteht Hoffnung auf typische Spätblüher wie Sonnenblumen und Akazie. Doch viele Akazienbäume leiden unter Hitzeschäden der vergangenen zwei Jahre, dazu kam der Frost im April dieses Jahres.

Nachdem beim Blütenhonig dramatische Ausfälle zu verbuchen sind, hofft Pointecker auf den Waldhonig. „Die Honigbienen nehmen dafür den Honigtau, den andere Insekten an Fichten, Eichen oder Tannen produzieren, auf und bringen ihn in den Stock ein, wo er von den Stockbienen weiterverarbeitet wird.“ Waldhonig hat eine dunklere Farbe, schmeckt unvergleichlich würzig und gilt unter Honig-Connaisseuren als besonders wertvoll.

TIPP: Wer unverfälschten Honig will, sollte auf das Etikett achten. Dort ist im Idealfall nicht ein Abfüllbetrieb, sondern der Name und Ort der österreichischen Imkerei genannt. Oder noch besser: Direkt beim Imkerbetrieb kaufen, der in der Nähe ist.