Beim Austrian Summit on Natural Products wurde unter anderem über die noch unentdeckten Geheimisse von Olivenöl und Knoblauch referiert.

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Wer Knoblauch isst, der hat ein Geruchsproblem. Aber er tut seiner Gesundheit etwas Gutes. An beidem besteht kein Zweifel. Die weltweit in fast allen Küchen und Kulturen verwendete Knolle wirkt positiv auf unser Blut- und Kreislaufsystem, stärkt die Immunkräfte und den Darm. Nicht nur unsere in dem Zusammenhang gern genannten Großmütter wussten das, sondern schon die der alten Ägypter. Dort galt die Knolle als heilige Pflanze. Die Arbeiter am Bau der Pyramiden wurden zwecks Erhaltung ihrer Gesundheit damit versorgt, Pharaonen erhielten ihn als Grabbeigabe. Und obwohl man schon so viel über die Eigenschaften des Knoblauchs weiß, könnte die Forschung noch weiteres zu Tage bringen. Jedenfalls glaubt das David Mirelman vom Weizmann Institute in Rehovot. Er untersucht die Biomoleküle im Knoblauch. Im Mittelpunkt seines Interesses steht dabei Allicin, eine schwefelhaltige Verbindung, die aus der Aminosäure Alliin entsteht, die im Knoblauch enthalten ist. Allicin gibt dem Knoblauch sein ausgeprägtes Aroma, seinen scharfen Geschmack und wirkt antibiotisch. Mirelmans Intention ist es, Allicin auch zur Abtötung pathogener Pilze oder sogar Krebszellen zu verwenden. Was er und sein Team versuchen, ist, direkt am Tumorgewebe Allicin herzustellen, um damit Tumorzellen zu vernichten. Erfolge mit Mäusen gibt es schon, deren Krebstumore zerstört wurden, ohne gesunde Zellen zu beschädigen. Darüber hat Mirelman jetzt beim Austrian Summit on  Natural Products gesprochen, der gerade in Seefeld in Tirol über die Bühne ging. Diese Konferenz versammelt Experten, die pflanzliche Naturstoffe erforschen und ihren möglichen Einsatz in Pharmazie, Kosmetik und Ernährung prüfen. Dahinter steht das Phytovalley Tirol, zu dem sich einschlägige Institutionen in Innsbruck zusammengeschlossen haben. “Wir wollen bei unserer jährlichen Konferenz die Weltspitze mit Nachwuchsforschern zusammenbringen”, erläuterte Phytovalley-Inititator Günther Bonn.

Exzellente Olivenöl-Abfallverwertung

Ebenfalls breiten Raum auf der Konferenz  nahm die Analyse von Olivenöl ein, der man sich in dem von der EU initiierten Olive-Net-Projekt widmet. Über 1,7 Millionen Euro stehen dafür zur Verfügung, 12 Forschungspartner sind daran beteiligt – darunter das Austrian Drug Screening Institute ADSI, eine Tochter der Universität Innsbruck. Der triftige Grund für das Projekt: in der Frucht des Olivenbaums stecken Substanzen, die in Wechselwirkung mit dem menschlichen Organismus Entzündungen, Arthritis, kardiovaskulären Erkrankungen und dem zellulären Alterungsprozess vorbeugen – die Polyphenole. Bei Inhaltswerten von fünf Milligramm pro 20 Gramm Olivenöl erlaubt die EU heute schon den Vermerk, dass das Produkt dazu beiträgt, “die Blutfette vor oxidativen Schäden zu schützen”. Dazu kam ein ungelöstes Umwelt- und Abfallproblem, das die Forscher aufhorchen ließ. Parallel zu den über zwei Millionen Tonnen Olivenöl der jährlichen europäischen Produktion fallen nämlich auch rund 30 Mio. Tonnen Abfall wie Pressrückstände, Waschwasser und Olivenblätter an, die aber ebenfalls bioaktive Substanzen wie Polyphenole enthalten.

30 Tonnen Abfall fallen bei der jährlichen Olivenölproduktion in Europa an. Und der könnte nutzbar sein. ©Panthermedia

Die Zielsetzung lautet nun, diese Stoffe auch aus den “Abfällen” zu gewinnen, um am Ende hochqualitative Produkte für die Phytopharmazie, die Naturkosmetik, aber auch die Nahrungsergänzungsindustrie zu entwickeln. Dazu braucht es neuartige Extraktions- und Analysemethoden, die die relevanten Inhaltsstoffe und -mengen schnell und sicher belegen, denn bisher musste man sich auf vage Interpretationen verlassen.

Think global, act Local

Wie das jeweilige lokale Naturerbe in verschiedenen Ländern bereits genutzt wird, auch das offenbarte sich in Seefeld. Dort fand sich beispielsweise Alvaro Viljoen aus Pretoria in Südafrika ein, der sich dem Nachweis von Wirkstoffen in der traditionellen afrikanischen Medizin widmet. Francisco Macías aus Cadiz wiederum forscht an der Frage, ob die in Spanien heimische Cherimoya-Frucht, die sich durch ihren Reichtum an Fruchtzucker und den Vitaminen A, C, B1, B2 und Kalium auszeichnet, für die Phytopharmazie brauchbar ist.

Sogenannte Mastix “Tränen” aus Chios wirken antibakteriell und reduzieren Karies. © PantherMedia /gioiak2

Und Argyropoulou Aikaterini aus Athen schließlich hat sich gleich zwei griechischen Naturprodukten verschrieben: Dem Matixharz (“Chios Mastic gum”) und dem allseits bekannten griechischen Bergtee. Mastix war als Zahnpflegemittel schon in der Antike ein Export-Schlager und ist auch heute international gefragt. Neue Studien bestätigen die antibakterielle Wirksamkeit: Keime, die für die Bildung von Karies und Parodontitis ursächlich sind, können durch Mastix erfolgreich reduziert werden. Griechischer Bergtee gilt als Serotonin-Booster, der unter anderem bei geistiger Erschöpfung und Schlafstörungen hilft.

https://www.phytovalley.org/