Rosé in der Nische zwischen dem Rot- und Weißwein. Das war einmal. Heute schätzt man seine frische und leichte Art, zart mit durchaus Tiefgang.

Am 14. August wird der internationale Feiertag des Roséweins gefeiert. ©Unsplash

Sommer ohne Rosè? Unvorstellbar! Der Karrieresprung des Rosés ist natürlich vor allem unseren Winzern und ihren Qualitätsansprüchen zu verdanken. So hat sich der heimische Rosé zu einem sehr eigenständigen Wein mit Charakter entwickelt. Er ist einerseits frisch und fruchtig, anderseits angereichert mit leichten Gerbstoffe und Tanninen. Ein richtiger Stoff zum Verlieben.

Sanftes Erröten

Natürlich staunt man zuerst einmal über seine Fassade, sein besonderes Farbspektrum, das von hellem Kupfer über blasses Pink bis hin zu leichtem kirschrot reicht. Aber was steckt eigentlich hinter dieser besonders zarten Farbpalette? Weinkenner wissen natürlich, was ein Rosé ist. Aber wussten Sie, dass er keine Mischung aus Rot- und Weißwein ist?

Rosé ist kein Verschnitt von Weiß- und Rotwein!

Für einen Roséwein werden rote Rebsorten verwendet. Er wird aber im Wesentlichen wie ein Weißwein  hergestellt, da die Gärung nach dem Pressen erfolgt (Mostgärung). Übrigens ist die Vermischung von Weiß- und Rotwein ebenso wie die Vermischung von weißem und rotem Traubenmost in der gesamten EU verboten.

Facettenreich

Über Stil und Charakter eines Roséweines entscheiden verschiedenste Faktoren. Natürlich spielen zuerst einmal die Rebsorten und ihre unterschiedlichen Anbaugebiete eine wichtige Rolle in der Geschmacksgebung. Viele Winzer bauen ihren Rosé reinsortig aus, aber auch in exzellenten Cuvetierungen spiegelt sich das Können der heimischen Winzer wider.

Feine aber charakterstarke Roséweine aus Österreich

Mancherorts wird in Österreich auch noch vereinzelt der alte Begriff „Gleichgepresster“ für den Roséwein verwendet und viele der roséfarbenen Tropfen sind durch das DAC-System herkunftsgeschützt. Aus der Weststeiermark kommt natürlich ein besonderer Roséwein mit Tradition, ein Unikat – der Schilcher. Seine Grundlage bildet die Rebsorte Blauer Wildbacher, die dort auf zwei Drittel der Anbaugebiete wächst. Nur Weine, die zu 100 % aus der blauen Wildbachertraube gekeltert werden und die ausschließlich in der Steiermark heranreifen, dürfen den Namen „Schilcher“ tragen. Meist geht es aber beim Rosé nicht darum, seine Herkunft schmeckbar zu machen. Die Winzer versuchen vielmehr, einen bestimmten Stil zu kreieren. Aus Österreichs rotem Hauptdarsteller, dem Zweigelt, entsteht ein sehr fruchtiger und würziger Roséwein, der durch seine pinke Farbe ins Auge sticht. Auch St. Laurent und Blaufränkischer sind beliebte Rebsorten unserer heimischen Winzer zur Roséweinherstellung. Hin und wieder sind es auch Cabernet oder Merlot, die durch ihre Frucht und Säure zu sehr attraktiven, sortentypischen Rosés ausgebaut werden.

Wie wird der Rosé gemacht?

Die Unterschiedlichkeit von Rosé-Weinen liegt aber auch an den verschiedenen Herangehensweisen bei der Vinifikation. Der Wein wird durch die Dauer des Schalenkontakts mit dem Most geprägt. Und diese ist je nach Verfahren, genau genommen sind es drei, unterschiedlich lang.

1. Die „Mazerations“ – Methode

Die Mazeration (lat. einweichen) findet bei der Weinherstellung während der Maischegärung statt. Farbe, Gerbstoffe und Fruchtaromen werden aus der Traube (den Traubenschalen) gelöst. Bei der Herstellung von Rotwein bleibt der Wein bis zu mehreren Wochen zusammen mit den Traubenschalen im Gärtank. Der Rosé wird aber im Wesentlichen wie ein Weißwein hergestellt, da die Gärung nach dem Pressen erfolgt (Mostgärung). Bei einem Roséwein ist dieser Kontakt hingegen ein ephemerer – er dauert nur wenige Stunden, manchmal sogar nur Minuten. Die unterschiedlichen Rosé-Stilistiken hängen als von der Dauer des Kontakts der Trauben mit dem Most ab. Je länger dieser ist, desto kräftiger ist natürlich die Farbe des Rosés, und desto voller und intensiver ist auch sein Geschmack.

2. Die Abpress-Methode

Hier geht es ganz ohne Mazeration. Der Most kommt nicht gemeinsam mit den Schalen in einen Tank. Der Winzer presst die roten Trauben direkt, sodass der Saft nur eine leichte Rosafärbung annimmt. Auf diese Weise geben die Schalen nur wenig Farbe (und wenig Aroma) an den Most ab und er wird anschließend wie ein Weißwein weiter vinifiziert. Das Verfahren dient in erster Linie dazu, den Rotwein zu konzentrieren, es entsteht aber auch wunderbare Roséweine.

3. Die „Saignée“ – Methode

Eine besondere Herstellungstechnik für den Roséwein ist das Saignée-Verfahren, bei der er als Nebenprodukt der Rotweinerzeugung entsteht. Saignée bedeute so viel wie „Aderlass“ oder „ausbluten“. Und das tun die Schalen ja, wenn sie mit dem Most in einem Tank verweilen. Allerdings werden diese dann nicht entfernt, sondern der rosafarbene Most wird abgelassen und in einem eigenen Tank weiterverarbeitet. Der verbleibende Most mit den Schalen wird weiter mazeriert und zu einem Rotwein ausgebaut. Die Roséweine aus dieser Saftabzugsmethode sind meist schlanke, frische und fruchtige Sommerweine.

Ein sommerlicher Wein mit Terassenflair

Fest steht. Der österreichische Rosé ist schon lange kein Wein mehr, mit dem man sich blamiert, wenn Gäste kommen. Unsere ambitionierten Winzer zeigen, wie gut dieser Wein-Typ schmecken kann – von knochentrocken und fruchtig bis elegant perlend als Champagner. Er ist durchaus geeignet für den Soloauftritt, passt aber auch wunderbar in einen Cocktail. Sein sommerlich erfrischender Charakter kann einen sogar zu Hause in Urlaubsstimmung versetzen. Zudem ist er, auch wenn ihm viele das immer noch nicht zutrauen, ein hervorragender Speisebegleiter. Gerade das Zusammenspiel seiner Säure und Frucht setzt manches Gericht erst so richtig in Szene. Natürlich stehen dem Rosé Geflügel und Gemüse besonders gut. Ist er kräftig genug, kann er aber durchaus auch mit ein Stück Steak vom Grill begleiten. Eine super Alternative zum Rotwein an heißen Tagen. Der Rosé ist überraschend facettenreich. Überzeugen Sie sich doch einfach selbst.