Warum sollen wir Teebeutel im Garten vergraben und was hat das mit dem komischen Waldrapp zu tun? Es bringt Spaß und Forschung in unseren Alltag!

Wenn Sie einen Waldrapp sehen, können Sie Teil eines Forschungsprojektes werden. ©Pixabay

Der Fachausdruck heißt „Citizen Science“ und er steht für durchaus ernsthafte Forschung, die in Zeiten von Social Distancing jeder mitbetreiben kann. Die Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) koordiniert dafür die Plattform „Österreich forscht“, die durch ihre Vielfalt besticht. Die meisten der gelisteten Citizen Science Projekte sind dem Virus zum Trotze weiterhin aktiv. Manche Forschungsvorhaben setzen zwar darauf, dass Menschen auf ihren täglichen Wegen die Verbreitung von Tieren, Pflanzen oder Pilzen melden, dass sie in der Gruppe gemeinsam neue Fragestellungen entwerfen, Daten auswerten oder Archive nach alten Dokumenten durchforsten. Aber all dies ist trotz allem möglich oder es finden sich neue Wege der Zusammenarbeit.

Beim Projekt Tea Bag Index der AGES z.B. stehen Teebeutel im Mittelpunkt: Man vergräbt sie im Garten, lässt sie verrotten, gräbt sie nach drei Monaten wieder aus und wiegt sie ab. So erhält man Daten von der Zersetzungsrate im eigenen Boden, die dann u.a. auch Klimaforschern helfen, mehr über die Auswirkungen des Klimawandels auf unsere Böden zu erfahren.

Oder Biodiversitätsmonitoring mit Landwirten: Bauern stehen derzeit bekanntlich sehr im Fokus, wenn es darum geht, unsere Grundversorgung sicherzustellen. Neben der wichtigen Aufgabe der Lebensmittelproduktion, kann man hier helfen, Biodiversitätsindikatoren und somit Informationen über Zusammenhänge zwischen Artenvielfalt und Bewirtschaftung von Extensivgrünland zu erforschen. Auswertungen der gemeldeten Beobachtungen können zeigen, welche Bewirtschaftungsart für den betrachteten Wiesentyp gut geeignet ist und daher zu sicheren Beständen der beobachteten Indikatorarten führt. In Folge können Bewirtschaftungsauflagen besser evaluiert werden.

Weitere spannende Projekte

naturbeobachtung.at: Sollten Sie auf Balkon, Terrasse, im Garten oder bei kurzen Spaziergängen Tiere, Pflanzen oder Pilze melden wollen, so ist das natürlich weiterhin möglich.

StadtWildTiere: Wenn Sie Wildtiere in der Stadt sehen (von Ihrer Wohnung aus oder bei kurzen Spaziergängen), melden Sie diese bitte.

Projekt WaldrApp: Sie sehen Waldrappe von Ihrer Wohnung oder von Ihrem Garten aus? Vielleicht wohnen Sie abgeschieden und sehen, wie die Waldrappe in der Nähe auf einer Wiese landen? Oder Sie entdecken die Vögel bei einem kurzen Spaziergang durch den Wald? Dann melden Sie diese ans Projekt!

Ein weiteres Projekt, bei dem man von der eigenen Wohnung aus mitmachen kann, ist NestCams der Konrad Lorenz Forschungsstelle der Universität Wien. Ein internetfähiges Gerät ist das einzige Werkzeug, das man braucht, um das Verhalten von brütenden Grauganspaaren zu analysieren. 

ornitho.at: Auch BirdLife Österreich hat unter #StayHomeAndWatchOut mitgeteilt, dass man trotz Ausgangsbeschränkungen weiterhin mitforschen kann. In einer kurzen Anleitung werden Möglichkeiten aufgezeigt, von zu Hause aus Vögel zu beobachten und zu melden. Erste Ergebnisse können bereits angesehen werden.

Bei „Blick ins Dickicht“ der Österreichischen Bundesforste können Familien Spurentunnel basteln und im eigenen Garten aufstellen, um herauszufinden, ob dort die seltene Haselmaus lebt. So kann deren Verbreitung in Österreich erforscht werden. 

Auf Roadkill-Spur

Wichtig ist Forscherengagement auch beim Projekt Roadkill. Selbst wenn man derzeit nicht oder kaum auf den Straßen unterwegs ist bzw. sein kann, kann man die Datenlage verbessern: Einfach bereits gemeldete Roadkills durchschauen und helfen, wenn sie nicht oder vielleicht falsch identifiziert wurden. Einfach die Kommentarfunktion nutzen, um eine korrekte Artbestimmung vorzuschlagen bzw. das eigene Wissen zu teilen. Dies hilft den Personen, die diese Einträge gemacht haben, stetig mitzulernen und Arten besser zu identifizieren.

Manche Projekte lassen sich auch mit ohnehin längst anstehenden Tätigkeiten im Haushalt verbinden. Wenn einem zum Beispiel beim Entrümpeln alte Fotos oder Filmaufnahmen unterkommen, dann kann man diese an die Topothek weitergeben, wo Ortsarchive online erstellt werden. 

Weitere Infos zu diesen und weiteren Mitforschmöglichkeiten:

www.citizen-science.at

www.boku.ac.at

www.naturbeobachtung.at