Lange Trockenheit, Extremwettereignisse, erschwerte Marktbedingungen und nun auch noch Covid-19 machen das ökonomische Überleben schwer. 

„2019 geht als drittwärmstes Jahr der 252-jährigen Aufzeichnungen in die Geschichte ein“, sagt Land&Forst Betriebe-Präsident Felix Montecuccoli. ©Land&Forst Betriebe Österreich

Der wirtschaftliche Stellenwert kann schwerlich unterschätzt werden: Als freiwillige Vereinigung der heimischen Landbewirtschafter bewirtschaften die Land&Forst Betriebe Österreich hierzulande ein Drittel des Waldes und produzieren jede fünfte Tonne des heimischen Getreides. Jetzt schreien, nein, fast liesse sich sagen, brüllen sie Alarm. „2019 geht als drittwärmstes Jahr der 252-jährigen Aufzeichnungen in die Geschichte ein“, sagt Land&Forst Betriebe-Präsident Felix Montecuccoli. „Erneute Rekord-Schadholzmengen, zunehmende Schadinsekten, staubtrockene Böden, Waldbrände und Dürreschäden gestalten das ökonomische Überleben und eine nachhaltige Bewirtschaftung für die heimischen Betriebe nahezu unmöglich. Die Auswirkungen des Klimawandels sind nicht mehr zu leugnen und treffen uns sehr hart.“

2019 betrug die österreichische Gesamt-Holzernte 18,9 Mio. Festmeter und damit um 1,5 Prozent weniger als 2018. Der Klimawandel spiegelt sich jedoch in einer Rekord-Schadholzmenge von 11,7 Mio. Festmeter wider: 4,9 Mio. (vorrangig) Borkenkäferholz mit den Hauptschadensgebieten Wald- und Mühlviertel, 6,8 Mio. Sturm-, Eis- und Schneeschäden, hauptsächlich in Tirol, Salzburg, Steiermark und Kärnten.

„Die Situation in den Nachbarländern stellt sich ähnlich bis noch dramatischer dar und führt zu einem enormen Markt- und Preisdruck“, erklärt Montecuccoli. Aus einem Gesamt-Rohholzimport von 11,1 Millionen und einem Gesamt-Rohholzexport von 0,9 Millionen Festmeter ergibt sich somit eine Netto-Rohholz-Außenhandelsbilanz 2019 von 10,2 Millionen Festmeter.

Forstwirtschaft am Verhungern

Dabei sank der Jahresdurchschnittspreis für Nadelsägerundholz 2019 im Vergleich zu 2018 von 85,6 auf 74,4 Euro pro Festmeter und befindet sich somit seit mehreren Jahren auf kontinuierlicher Talfahrt. „Wir brauchen Preise auf dem Niveau von 2013 bis 2015 von 90 Euro und mehr, um nachhaltig wirtschaften zu können“, rechnet Montecuccoli vor. „Heute befinden wir uns bereits 30 Prozent darunter! In den vergangenen drei Jahren haben heimische Waldbesitzer einen Schaden von rund einer halben Milliarde Euro erlitten – und auch für heuer werden weitere hunderte Millionen Euro erwartet.“

Trockenheit, Hitze, fehlende Niederschläge, Schadinsekten und die damit einhergehenden Herausforderungen wie erhöhe Kosten für Aufforstung, Waldpflege, sinkende Preise, Sortimentsverschiebungen, eine noch nie dagewesene Marktsättigung und erschwerte Arbeitsbedingungen führen zu erheblichen Verlusten bei einem Großteil der Betriebe. Und nun hat auch noch die Covid-19 die Land- und Forstwirtschaft voll erwischt. Montecuccoli: „Die Forstbetriebe kämpfen aktuell mit Arbeitskräftemangel, Nachfragerückgang, erschwerten Aufarbeitungsbedingungen sowie mit Holzpreisen, die im Keller sind und eine Holzernte unrentabel machen.“ Die Land&Forst Betriebe fordern deshalb u.a. einen „Pakt zur Rettung des Waldes“ mit einem Fonds über eine Milliarde Euro für drei Jahre, Logistikmaßnahmen und Unterstützung, rasche Bewilligung und Finanzierung von Nasslagern, eine sofortige Verlängerung des Biomasseförderung-Grundsatzgesetzes und rasche Umsetzung des Erneuerbaren-Ausbau Gesetzes, die Möglichkeit alternativer Flächennutzung zur Gewinnung von erneuerbarer Energie sowie eine Steuerentlastung für die Land- und Forstwirtschaft.

Klimawandel auch in der Landwirtschaft

Obwohl die Ausgangslage 2019 durch den milden Winter und das trockene Frühjahr sehr schlecht war, konnte durch den regenreichen Mai das Schlimmste verhindert werden. Rübenflächen konnten gerettet, Grünfutterlager wieder aufgefüllt werden und Hackkulturen erzielten eine sehr gute Ernte. Im Ackerbau erfuhren die Winterungen einen Schlag durch die lange Frühjahrsdürre. Die Getreideernte war nach zwei trockenen Jahren wieder auf einem durchschnittlichen Niveau. Insgesamt macht sich jedoch der Klimawandel in der Schadenssumme bemerkbar: Von 150 Millionen Euro Schaden 2019 in der Landwirtschaft waren mehr als 100 Millionen durch Hitze und schlechte Niederschlagsverteilung verursacht.

Heuer ist die klimabedingte Situation der Landwirtschaft abermals sehr ernst. „Die Winterungen haben bereits erheblichen Schäden erlitten und wenn es nicht bald ausgiebig regnet, sind auch die Sommerungen, speziell die Hackkulturen, in Gefahr“, warnt Montecuccoli. Zusätzlich nehmen Anzahl und Vielfalt der biotischen Schädlinge zu, so dass ein ausreichender Pflanzenschutz immer schwieriger wird. „Der erste Schnitt im Grünland steht in vielen Gebieten Österreichs vor einem Totalausfall.“ Außerdem sind Ackerbau-Betriebe mit längeren Lieferzeiten und Preisschwankungen bei Saatgut und Düngemittel konfrontiert, von der Gastronomie abhängige Landwirte kämpfen mit extremen Umsatzeinbußen und auch ein Arbeitskräftemangel ist großflächig zu spüren. Summa summarum, so warnen die Land&Forst Betriebe Österreich, „fahren wir weiterhin 140 km/h auf einer vierspurigen Autobahn, von der wir wissen, dass sie demnächst in einen rumpligen Feldweg übergeht. Zahlreiche Ausfahrten zeigen sich, aber das Lenkrad wird nicht umgerissen. Es bleibt nicht mehr viel Zeit, dies zu tun!“