Ja zu “Made in A”
2018 ist die heimische Nahrungsmittelproduktion um kräftige 2,4 Prozent gewachsen. Die Auslands-Nachfrage ist daran ganz und gar nicht unbeteiligt.
Wer in Österreich Nahrungsmittel herstellt, der ist im Plus. Genauer gesagt gab es im Vorjahr ein Produktionsplus von 2,4 Prozent, sagt der UniCredit Bank Austria Branchenbericht. Damit liegt man gut im Rennen, nämlich über dem Durchschnitt der letzten Jahre. Das war die gute Nachricht. Die schlechte: Die Erzeugerpreisentwicklung war schwach und bremste das Umsatzwachstum. Knapp zwei Prozent stieg der auf 18,1 Milliarden Euro. Wobei man heimische Nahrungsmittel ganz besonders im Ausland schätzt und der Absatz dort das geringe heimische Umsatzplus aufwog. In Zahlen stiegen die Nahrungsmittelexporte um 1,5 Prozent auf 8,1 Milliarden Euro. Offenbar mag man im Ausland nicht nur Manner, sondern auch Molkereiprodukte, Gemüse, Obst und Tierfutter, das aus Österreich kommt. Damit erzielten wir die stärksten Exportzuwächse. Alleine Obstsäfte bringen 300 Millionen Euro heim.
Womit punkten österreichische Lebensmittel im Ausland?
Die einfache Antwort: Das Angebot ist konkurrenzfähig, die Produktqualität hoch und die Märkte offen. Zwar gehen über die Hälfte der Produkte nach Deutschland und Italien, immerhin aber auch schon 16 Prozent nach Ungarn, in die Schweiz und Slowenien. Osteuropa ist und bleibt ein Thema, mehr noch beim Import, als beim Export. Was importiert man? Vor allem gering verarbeitete, günstige Nahrungsmittel, die im Schnitt 60 Cent pro Kilogramm kosten. Dank dieser Vorprodukte bleibt man konkurrenzfähig. Bei den EU15 zahlt man dafür 1,7 Euro pro Kilo. Was die Spezialisierung auf hohe Produktqualität betrifft, so wächst der Verarbeitungsgrad der Nahrungsmittelexporte zunehmend langsamer. Von Mitte der 90er Jahren bis 2008 hat der durchschnittliche Exportwert um etwa 3,5 Prozent im Jahr zugelegt, in den folgenden zehn Jahren nur mehr um rund ein Prozent im Jahr. Außerdem dominieren noch immer relativ gering verarbeitete Waren den Produktkatalog wichtiger Exportsegmente, etwa bei Fleisch und Molkereiprodukten. Der Exportwert von Molkereiprodukten aus Österreich liegt aufgrund des hohen Rohmilchanteils bei 1,2 Euro pro Kilogramm, im Vergleich dazu der Importwert bei 1,8 Euro pro Kilogramm. „Vorsichtig interpretiert zeigt die Entwicklung der Produktwerte im Nahrungsmittelexport, dass der Qualitätsaspekt zumindest im Branchendurchschnitt an Wachstumsgrenzen gestoßen ist“, sagt UniCredit Bank Austria Ökonom Günter Wolf.
Von Exporterfolgen und steigenden Außenhandelsdefiziten
Dennoch: Der exportorientierte Teil der Nahrungsmittelerzeugung lässt die Gesamtbranche erblassen. Die zugehörigen Zahlen sprechen Bände. Während der Branchenumsatz von 2008 bis 2018 insgesamt um rund ein Fünftel zulegen konnte, hat sich der darin enthaltene Auslandsumsatz mehr als verdoppelt. Von den knapp drei Milliarden Euro Umsatzzuwachs in dem Zeitraum wurden in Summe 2,1 Milliarden Euro im Export lukriert. Gleichzeitig ist die Exportquote der österreichischen Nahrungsmittelerzeugung von 28 Prozent auf 35 Prozent 2018 gestiegen. Trotzdem ist die Außenhandelsrechnung mit Nahrungsmitteln noch tiefer ins Minus gerutscht. Wieso das denn, fragt man sich jetzt zu Recht. Wolf erklärt das so: „Österreichs Außenhandelsdefizit mit Nahrungsmitteln wächst, weil die Exportüberschüsse mit Milchprodukten und mit Fleischwaren den steigenden Import von Gemüse, Gewürzen und Fisch nicht mehr ausgleichen können.” Einen plausiblen Hintergrund gibt es dazu auch: Die überdurchschnittlich stark gestiegene Nachfrage der heimischen Konsumenten nach Obst und Gemüse kann schlicht nicht mehr durch eigene Produktionen gedeckt werden.
Die Konsumenten-Nachfrage schwächelt
So weit, so gut. Was darf die heimische Lebensmittelerzeugung aber 2019 erwarten? Darüber hat sich Wolf auch Gedanken gemacht. Er erwartet wieder Impulse aus dem Ausland, angetrieben vom Anstieg der Binnennachfrage in wichtigen europäischen Absatzmärkten der Branche, vor allem in Deutschland”. Und das Wachstum? Schätzt er auf ein bis zwei Prozent ein, etwa auf dem Niveau der letzten zehn Jahre. Was bisher in diesem Jahr geschah, resümiert der Bericht auch. Man ist mit frischem Schwung gestartet. Im Jänner gab es ein Produktionsplus von 3,5 Prozent und im ersten Quartal ein Beschäftigungswachstum von durchschnittlich 2,1 Prozent. Derzeit gibt man sich auf Herstellerseite pessimistischer, was die Produktionserwartungen für die kommenden Monate betrifft. Dass das Konjunkturbild noch positiv ist, liegt weniger an den heimischen Haushaltseinkommen und der Konsumnachfrage – beides wird 2019/20 schwächeln, sondern am Tourismus. Dorthin gehen rund 40 Prozent der Lebensmittel. Aber warum schwächelt die Konsumentennachfrage? Ganz einfach: Die Zahl der Konsumenten allgemein sinkt, der Anteil der alten Menschen steigt. Und die essen schlicht weniger. Am Ende wird in Privathaushalten immer weniger für Lebensmittel ausgegeben. Waren es vor 30 Jahren im Schnitt noch 12 Prozent des monatlichen Budgets, stand man 2017 bei neun Prozent. Womit wir wieder beim Export sind. Warum? Weil der bisher für einen Ausgleich sorgte. Dummer Weise werden die Konsummuster in allen Ländern aber immer ähnlicher. Das geht an den Nahrungsmittelproduzenten nicht spurlos vorüber. Noch gibt es zwar hohe Ausgabenunterschiede, die von 26 Prozent in Rumänien bis zu sieben Prozent in Großbritannien reichen, aber sie werden geringer. Nicht zuletzt deshalb fällt Wolfs Schlussbemerkung auch etwas gedämpft aus: “In Summe kann die Branche keine stärkeren Wachstumsimpulse erwarten und ein Produktionswachstum von mehr als drei Prozent im Jahr bleibt die Ausnahme.”