Herber Verlust
Die zunehmende Trockenheit verursacht so einiges. Sinkende Bauerneinkommen zum Beispiel. 2018 verdienten die heimischen Landwirte 10 Prozent weniger als 2017.
Mit Wind und Wetter kann man nicht in Honorarverhandlungen treten. Deshalb spüren die, die unter freiem Himmel arbeiten, den Klimawandel auch in ihrer Geldbörse. Der gerade veröffentlichte “Grüne Bericht” des Umweltministeriums bestätigt, dass Österreichs Bauern nach zwei positiven Jahren 2018 wieder einen zweistelligen Einkommensverlust hinnehmen mussten. Dafür wurden die Daten von 2.000 Betrieben ausgewertet. Im Schnitt erwirtschaftete ein land- oder forstwirtschaftlicher Betrieb 28.035 Euro, 10 Prozent weniger als 2017. Das Jahr war zu trocken.
In Vorarlberg, Nord-Tirol und Salzburg, in Oberösterreich und weiten Teilen Niederösterreichs gab es um bis zu 40 Prozent weniger Niederschlag als im Schnitt. Dazu schlug man sich noch mit dem wärmsten April seit 1800 herum. Am Ende stand ein trockenheitsbedingter Schaden von 230 Millionen Euro. Mit anderen Wetterkapriolen kämpften der Süden und der Osten. Da führten schwere Hagelunwetter, Starkregen und Überschwemmungen zu 30 Millionen Euro Schaden. Den Futterbaubetrieben fielen bis zu zwei Schnitte im Grünland aus und die Bergbauern hatten es besonders schwer. Dennoch ist ihr Einkommen nur um acht Prozent gesunken. Möglich machten das die Maßnahmen der Ländlichen Entwicklung, insbesondere das Agrarumweltprogramm (ÖPUL) und die Ausgleichszahlungen.
Billige Schweine, riesige Ernteausfälle und der Borkenkäfer
Der grüne Bericht
wertet die Einkommensergebnisse von rund 2.000 freiwilligen land- und forstwirtschaftlichen Buchführungsbetrieben aus einem Kalenderjahr aus und beschreibt die Entwicklung der Landwirtschaft, die erforderlichen Maßnahmen sowie die Verteilung entsprechender Fördermittel. 2017 erreichten die Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft noch annähernd das Niveau von 2012. 2018 sanken die Einkünfte um 10 Prozent. https://gruenerbericht.at
In Ostösterreich gab es außerdem wetterbedingt starke Ernteausfälle. Ganz zu schweigen von Schädlingen, wie dem Drahtwurm, dem Derbrüsselkäfer und diversen Krankheiten, die allem voran den Erdäpfel- und Rübenbauern zu schaffen machten. Am schlimmsten traf es 2018 aber die Forstbetriebe. Durch Hitze, Stürme und Trockenheit, gepaart mit einer massiven Ausbreitung des Borkenkäfers vor allem im Nordosten Österreichs, gerieten die Holzpreise massiv unter Druck. Alleine könnten die Bauern all diese Herausforderungen nicht mehr bewältigen. Warum eine flächendeckende Bewirtschaftung überhaupt noch immer möglich ist? Weil der Bund, die Länder und die EU finanziell einspringen. 2018 machten die öffentlichen Zahlungen im Durchschnitt 16 Prozent vom Ertrag aus, bezogen auf die Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft waren es 68 Prozent. Weniger Erträge im Acker- und Futterbau wurden mit Direkthilfen und Zinsenzuschüssen in der Höhe von rund 22 Millionen Euro abgefedert. „Weiters wurde für den Forst ein umfangreiches Maßnahmenpaket geschnürt. Somit konnten höhere Einkommensverluste abgefedert werden“, erklärte Umweltministerin Maria Patek. Wie man weiter gegensteuern will? Mit der Weiterentwicklung und Bündelung der Ernte- und Tierversicherungen und einer Erhöhung der Zuschüsse für diese Maßnahme auf 55 Prozent.
“Wesentliche Teile der Steuerreform unerledigt”
Josef Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, gibt sich damit nicht zufrieden. Er sagt, das Dürrepaket sei wichtig gewesen, aber nach wie vor seien wesentliche Teile der Steuerreform unerledigt und weitere Schritte in der Risikoabsicherung notwendig. “Vor diesem Hintergrund ist auch eine vollständige Ausfinanzierung der derzeit in Verhandlung befindlichen Gemeinsamen EU-Agrarpolitik (GAP) auf bisherigem Niveau unerlässlich.”
Tatsächlich ist die GAP eine Art Sicherheitsnetz, allem voran für Österreich. Heimische Betriebe erhalten einen hohen Anteil der Zahlungen aus der so genannten zweiten Säule – das ist die “ländliche Entwicklung”. Über die Hälfte der Förderungen (51 Prozent) entfielen 2018 darauf. Davon profitieren nicht nur die eingangs erwähnten Bergbauern, sondern auch Bio-Bauern und alle, die am Agrarumweltprogramm ÖPUL teilnehmen – das tun ganze 80 Prozent der heimischen Betriebe. Moosbrugger reicht das alles aber noch nicht. Er fordert einen Ausstieg Österreichs aus der fossilen Energie und sieht die Politiker am Zug. “Das Parlament kann noch in den nächsten Wochen eine klare Entscheidung zugunsten von Biomasse treffen.”