Bio ist doch besser für’s Klima
Biologisch bewirtschaftete Ackerböden emittieren weniger Treibgase als konventionelle, zeigt ein Langzeitversuch. Wie viel weniger, das überrascht.
Ist die Landwirtschaft der größte Klimakiller, den wir auf Lager haben? Nein, aber sie trägt immerhin mit einem Anteil von rund elf Prozent zu den weltweiten Treibhausgasemissionen bei. Das ist nicht nichts. Wo sie herkommen, weiß man auch. Den höchsten Anteil nehmen die Bodenemissionen ein – allem voran in Form von Lachgas. In diesem Zusammenhang wurde bisher gern den Biobauern der schwarze Peter zugeschoben.
Pro Tonne Pflanzenertrag sollten biologisch bewirtschaftete Flächen mehr Treibhausgase emittieren, glaubte man.
Doch jetzt zeigen die Ergebnisse des so genannten DOK-Langzeitversuchs des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) und des Kompetenzzentrums für Landwirtschaftliche Forschung Agroscope ein völlig anderes Bild. Die Biobauern sind damit aber nicht nur aus dem Schneider. “Der Biolandbau leistet sogar einen Beitrag zur Minderung des Klimawandels”, sagt Versuchsleiter Andreas Gattinger, der heute Professor an der Uni Giessen ist. Genauer gesagt entstehen auf Bioäckern sehr viel weniger Treibgase pro Hektar als auf konventionellen. Jedenfalls, wenn sie langfristig so bearbeitet werden. Und auch pro Tonne Ertrag ist man mit Bio in Sachen Klimaschutz auf der besseren Seite oder jedenfalls gleichauf, wie beim Mais.
40 Jahre Anbauvergleich zeigen: Bio hat die niedrigsten Lachgaswerte
Seit 1978 vergleichen FiBL und Agroscope den biologisch-dynamischen, den organisch-biologischen und den konventionellen Anbau von Ackerkulturen wie Weizen, Kartoffeln, Mais, Soja oder Kleegras am selben Standort. Nun wurde in der Kulturfolge Kleegras-Mais-Grünbrache das in der Landwirtschaft wichtigste Treibgas Lachgas (N2O) in fünf Anbausystemen bestimmt, je zwei biologischen, zwei konventionellen und einer ungedüngten Kontrolle. Und der Gewinner? Ist Bio. Rund 40 Prozent niedrigere Lachgasemissionen wiesen die bio bewirtschaften Flächen gegenüber den konventionellen pro Hektar auf. Bezieht man das Ganze auf die Erträge, hat “biologisch-dynamisch” die Nase vorn, die “Nulldüngung” liegt ganz hinten in Sachen Klimaschutz. Eine Ausnahme machte der Maisertrag. Da zeigten sich keine Unterschiede in den Lachgasemissionen zwischen biologischer und konventioneller Bewirtschaftung.
Für die Wissenschaftler ist die Sache klar: Die Ergebnisse des Versuchs belegen “dass nicht allein der Düngerverzicht, sondern eine gezielte Bewirtschaftung mit vielfältiger Fruchtfolge und Hofdünger wie Mist und Gülle zur Aufrechterhaltung wichtiger Bodenfunktionen zur Emissionsminderung im Pflanzenbau führt.” Dass wichtige Indikatoren für Bodenfruchtbarkeit wie pH-Wert, Humus sowie die mikrobielle Biomasse im Boden negativ mit den Lachgasemissionen korrelierten, bestätigen die Erkenntnisse. Die Forscher sind sicher: “Mit diesen Erkenntnissen lassen sich landwirtschaftliche Bewirtschaftungssysteme hinsichtlich ihrer Treibhausgasemissionen optimieren.”
DOK-Versuch: Dabei handelt es sich um den weltweit bedeutendsten Langzeit-Feldversuch zum Vergleich biologischer und konventioneller Anbausysteme. In einem praxisnahen Versuchsdesign werden seit 1978 der biologisch-dynamische, organisch-biologische und konventionelle Anbau von Ackerkulturen wie Weizen, Kartoffeln, Mais, Soja oder Kleegras am selben Standort verglichen. Zusätzlich gibt es ein rein mineralisch gedüngtes, viehloses konventionelles Verfahren.