Die gute Nachricht: Die heimische Nachhaltigkeitsberichterstattung verbessert sich. Die schlechte: Der Klimawandel wird nicht ernstgenommen.

Hände mit kleiner Weltkugel

Wer Investoren gewinnen möchte, braucht heute eine überzeugende Nachhaltigkeitsberichterstattung und eine Nachhaltigkeitsstrategie für sein Geschäftsmodell. ©unsplash

Gesetze können durchaus etwas Nützliches bewirken: Aufgrund des Nachhaltigkeits- und Diversitätsverbesserungsgesetzes (NaDiVeG) ist 2019 der Anteil vor allem der Top-Unternehmen MIT Nachhaltigkeitsbericht erneut gewachsen – von 35 auf 42 Prozent. Von den Unternehmen des Prime Market haben bereits 95 Prozent einen Nachhaltigkeitsbericht erstellt, bei den öffentlichen Unternehmen ist ebenso ein Anstieg erkennbar (von 33 auf 38 Prozent). Bei Unternehmen, die dem NaDiVeG unterliegen, ist eine Zunahme der eigenständigen Berichte außerhalb des Lageberichts von 50 auf 56 Prozent zu erkennen.

„Die Nachhaltigkeitsberichterstattung ist nicht zuletzt durch das NaDiVeG zu einem wichtigen zusätzlichen Entscheidungskriterium für Investoren geworden“, erklärt Georg Rogl, Leiter des Bereichs Climate Change and Sustainability Services bei der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY Österreich, die sich mit der Klimaberichtserstattung auseinandergesetzt hat. „Während Finanzergebnisse oft nur eine Momentaufnahme sind, lassen nichtfinanzielle Kennzahlen langfristigere und ergänzende Rückschlüsse auf die Entwicklung eines Unternehmens zu. Wer Investoren gewinnen möchte, braucht heute eine überzeugende Nachhaltigkeitsberichterstattung und eine Nachhaltigkeitsstrategie für sein Geschäftsmodell. Der Begriff ‚Nachhaltigkeit‘ wird zum Synonym dafür, wie sich Unternehmen an globale Megatrends anpassen und zukunftsfähig machen.“

Auffallend hoch ist auch der Anteil der „GRI-referenced“-Berichte bei den NaDiVeG-pflichtigen Unternehmen. (GRI bedeutet Global Reporting Initiative.) Diese Option wurde bereits von 16 Prozent der Unternehmen angewandt, letztes Jahr lag der Anteil noch bei sieben Prozent.

Stiefkind Klimawandel

Bei der erstmaligen Erhebung der Berichterstattung zum Klimawandel im Prime Market hat sich gezeigt, dass die Mehrheit der dort vertretenen Unternehmen den Klimawandel zwar wenigstens als wesentlich wahrnimmt (74 Prozent) und zumindest Zahlen zu Emissionen berichtet (76 Prozent), die inhaltliche Qualität und Tiefe der Berichterstattung ist jedoch noch nicht sehr weit entwickelt.

So hat sich weniger als ein Drittel (!) der Unternehmen quantitative Klimaschutzziele gesetzt (31 Prozent) oder indirekte Emissionen aus der Wertschöpfungskette, sogenannte Scope 3 Emissionen, berichtet (29 Prozent).