Mit 13 Prozent mehr Getreide gegenüber dem Dürrejahr 2018 rechnet die Landwirtschaftskammer. Das liegt aber noch unter dem fünfjährigen Schnitt.

Klimafittere Sorten und langfristig auch Bewässerung könnten die heimische Getreideernte sichern. ©Unsplash

Endlich ist Land in Sicht. Oder sagen wir besser, mehr Getreide. 2017 und 2018 war Österreich doch recht gebeutelt, was die Getreideernten betrifft. Zu trocken waren die Sommer. Die gute Nachricht: Heuer könnte sich das Blatt wenden und die Ernte deutlich besser ausfallen. So lautet jedenfalls die jüngste Prognose der Landwirtschaftskammer. In Zahlen sagt man 2,95 Mio. Tonnen Getreide exklusive Mais voraus. In anderen Worten ergibt das zwar immer noch ein Minus von 2,4 Prozent gegenüber dem fünfjährigen Schnitt. Dem gegenüber steht aber ein Plus von 13 Prozent gegenüber dem Dürrejahr 2018. Schlechter sieht’s in Sachen Getreide übrigens bei den Nachbarn aus. Der deutsche Bauernpräsident Joachim Rukwied erwartet für dieses Jahr nur eine knapp durchschnittliche Ernte. Wie will man hierzulande den Turn Around vollständig schaffen? Unter anderem mit hitzebeständigeren, resistenteren Sorten, der Reduktion des Bodenverbrauchs, mit Humusaufbau, Risikoabsicherung für die Bauern und langfristig auch mit Bewässerung. Letzteres bringt der ehemalige Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich ins Spiel.

Unsicheres Wetter, unsichere Preise

Das Problem dabei: Viele Regionen müssten erst die Infrastruktur für Bewässerungssysteme schaffen. Abgesehen davon gibt es nicht in jedem Jahr und dann auch noch nicht in jedem Monat zu wenig Niederschlag. Heuer waren etwa der Februar, März und April tatsächlich zu trocken. Der über die Maßen feuchte und kühle Mai war dann aber ideal für’s Getreidewachstum. Der wärmste Juni der Messgeschichte seit 1767 mit extremer Hitze präsentierte sich dann wieder als Gegenspieler. Um 5,1 Grad Celsius war er zu warm und hatte nur 50 Prozent der Niederschlagsmenge im Vergleich zum langjährigen Mittel 1961-1990. Solche Wetterwechsel können die Erntemenge natürlich noch beeinflussen. Ebenso unsicher wie das Wetter, ist die Preisentwicklung. In den letzten zehn Jahren lag der Tonnenpreis zwischen 140 und 280 Euro. Aktuell am schwierigsten ist die Lage bei den Biobauern, deutlich mehr Menge von Umstellbetrieben drückt den Bio-Getreidepreis. Aktuell kostet eine Tonne Weizen an der Pariser Warenterminbörse Euronext 183 Euro. Der Preis ist auch deshalb so gedämpft, weil die weltweiten Lager noch relativ voll sind. Aber es braucht nur eine schlechte Ernte, etwa in den USA oder der Ukraine, und schon schießt der Weltmarktpreis wieder hoch.

Kommt eine Herkunftskennzeichung?

Einen weiteren Plan im Sinne der heimischen Bauern gibt es übrigens auch noch: Die Landwirtschaftskammer will das AMA-Gütesiegel als Herkunftskennzeichnung auch bei Getreide einführen. Der AMA-Beitrag ist für den Getreidesektor derzeit per Gesetz auf null gestellt. Erste Gespräche laufen schon, sagte der niederösterreichische Landwirtschaftskammer-Präsident Johannes Schmuckenschlager. Die Verarbeiter? Stehen dem Plan gemischt gegenüber, es gibt sowohl positive wie auch negative Signale. Anders sieht die Sache beim Lebensmitteleinzelhandel aus. Der würde eine Getreide-Herkunftskennzeichnung stark unterstützen.