Der Grill und der Mann sind eins. Männer verteidigen ihre Bastion hinter dem Rost. Wir (Frauen) fragen uns daher, woher diese magische Anziehung kommt?

Grillparty, zwei Männer und eine Frau

Corona hat uns das Grillen, als Outdoor Party, wieder näher gebracht. ©Panthermedia

Die Temperaturen steigen und somit auch der Grilltrieb und die Fleischeslust der Männer. Da stehen sie nun unsere Liebsten, in kurzen Hosen, bewaffnete mit ihren Grillzangen und mit Schürzen mit coolen Aufschriften wie „Auftragsgriller“ oder „Ich bin ein Brater“. Sie entfachen freudig erregt das Feuer. Bringen schwitzend die Kohlen zum Glühen und wissen genau, wann es Zeit ist, das Grillgut zu wenden. Sind dabei lässig und charmant. Obwohl dieser Grillakt den ganzen Mann fordert. Ist doch die Handhabung der notwendigen Ausrüstung mitunter eine technische Herausforderung. Dazu die Hitze und das brutale Ablöschen mit Bier. Der Platz vor dem Grill ist eindeutig ein männliches Terrain. Wir Frauen dürfen uns gerne um das tägliche Kochen kümmern. Bei der Zubereitung eines T-Bone Steaks unter freiem Himmel aber, übernehmen die Männer das Kommando. Wir möchten aber zu gerne wissen, was es mit dem Grillritual der Männer auf sich hat? 

Der Urinstinkt wird geweckt

Es gibt Stimmen, die behauten, die Lust, Fleisch über Glut mürbe brutzeln zu lassen, sei ein Relikt aus der Steinzeit, evolutionär in das Verhalten des Mannes eingraviert. Wir haben folgendes Bild vor Augen. Der Mann kommt mit der Beute über den Schultern als Held nach Hause. Dort hängt er das tote Tier in die Flammen und brät es. Nun ja, der moderne Mann muss heute nicht mehr jagen, es reicht der Gang zum Fleischer. Aber vom Spiel mit dem Feuer will er trotzdem nicht lassen. Seit etwa 100.000 Jahren können die Menschen mit Feuer umgehen. Die Zubereitung des Essens über Hitze hat sich auf die Entwicklung des Menschen ausgewirkt. Für den Anthropologen Richard Wrangham ist das Garen des Fleisches,  ein wichtiger Evolutionsschritt auf dem Weg zum Menschen. Das menschliche Gebiss veränderte sich durch die Aufnahme von gekochter Nahrung. Der Mund wurde kleiner, die Kiefermuskulatur schwächer. Der Homo erectus war nicht mehr in der Lage, rohes und fasriges Fleisch zu zerkauen. Nachdem er aber mehr Nährstoffe zu sich nahm, wuchs sein Gehirn. Auch die Sprachentwicklung steht in direktem Zusammenhang mit der Zähmung des Feuers. Diese positiven Erfahrungen unserer Vorfahren mit dem Feuer, sind ein Teil unseres Erbgutes. Während der Mann sich also vor dem Rost inszeniert, die Fleischgabel schwingt und fachmännisch den Garpunkt der Fleischstücke kommentiert, sind wir Frauen darauf „reduziert“, den Rest zu erledigen. Einkaufen, Salate, Soßen und Beilagen vorbereiten, …. am Ende das Saubermachen und Abwaschen. Es kostet uns sehr viel Zeit, das perfekte Umfeld und Ambiente für unsere Grillmeister zu schaffen. Es ist fast so als wären wir wieder Höhlenfrauen und unserer Männer die kraftstrotzenden Anführer. Die Herrscher über das Feuer. 

Lustvolles Grillen

Das Grillen hat aber auf jeden Fall mit Lust zu tun. Man isst mit den Händen, die Finger sind fettig und man nagt genussvoll am Kochen. Niemand wird sich über die Bratensoße auf der Tischdecke brüskieren. Beim Grillen herrscht ein ungezwungenes Miteinander. Benimm-Regeln sind nicht so wichtig. Hauptsache es schmeckt und alle haben ihren Spaß. Ja, und im Mittelpunkt des Grillens steht, neben vielen guten Sachen, immer noch das Fleisch. Männer mögen ein gutes Stück Fleisch. Und somit auch das Grillen.

Barbecue – ein modernes Phänomen

Dann gibt es wieder Stimmen, die sagen, diese Leidenschaft für das Grillen kann nicht durch archaische Verhaltensmuster erklärt werden. Der “Mann am Grill” ist ein modernes Phänomen, das aus Amerika zu uns schwappte. Dort wurde das Barbecue in den 50iger Jahren populär. Das Bild vom grillenden Familienoberhaupt, das sich liebevoll um die Nahrungszubereitung seiner Liebsten kümmert, spiegelte eine heile Welt wieder. Mag sein, dass auch dieser Wunsch nach Harmonie und Familie die Männer heute noch an den Grill zieht. Und wenn das so ist, dann finden wir das natürlich schön.

Die Grillzange als Zepter – der Grill als Statussymbol

Für einige Kulturwissenschaftler ist diese hartnäckige Verteidigung des Platzes hinter dem Grill, und das Festhalten an der Grillzange ein postmoderner Reflex. Im Zuge der Emanzipation mussten die Männer in vielen Bereichen den Frauen Platz machen. Im Grillen hat der Mann ein Refugium, das er sich nicht auch noch nehmen lassen möchte. Er steht im Mittelpunkt, ist Ernährer und Entertainer. Es könnte natürlich auch sein, dass der Mann einfach seine Chance zu nutzen weiß. Das Grillen bietet ihm die Möglichkeit, sich mit relativ wenig Aufwand ins rechte Licht zu rücken und zu inszenieren. Eine andere Überlegung – der Grill ist das neue Statussymbol des Mannes. So mancher lässt sich sein Grill-Equipment einiges kosten. Ein teurer, technisch anspruchsvoller Grill ist vielleicht für so manchen eine gute Möglichkeit sich zu profilieren. Das Gute daran. Der Anstieg der technischen Möglichkeiten hat sich auch auf die Fleischqualität beim Grillen ausgewirkt. Hat Man(n) einen guten Grill wirft er kein x-beliebiges Fleisch auf den Rost. Rasse und Maserung sind ihm wichtig. Er kennt sich mit den Steakcuts aus, kennt den Unterschied zwischen einem Rumpsteak und einem Ribeye. 

Aber im Grunde

ist es doch nicht wichtig, wer am Grill steht? Auch wenn wir Frauen mit dem Drumherum noch genug Arbeit haben, so genießen wir es doch sehr, wenn der Mann die “Zange in die Hand nimmt” und die Gäste versorgt. Manche Frauen werden vielleicht jetzt sagen, dass sie genauso gerne und gut grillen wie Männer. Vielleicht auch besser, in jedem Fall anders. Auch wir Frauen stehen immer öfter unseren Mann an der Glut. Aber letztendlich ist es egal, wer grillt. Es geht schließlich darum wertvolle Zeit mit Freuden und der Familie zu verbringen. Gut zu essen. Regional zu genießen. Und wenn Männer gerne grillen, dann sollen sie das bitte tun. Wir werden Ihnen den Spaß daran nicht verderben und uns gerne auch weiterhin um die Beilagen und die Deko kümmern. 

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