Tarzan gegen Rambo
0,6 Kilo Spargel essen wir Österreicher im Schnitt. Das ist nicht viel, wenn man bedenkt, wieviele unterschiedliche Spargelsorten es zu kosten gäbe.
Ich war Spargeltarzan. Zumindest nannte mich mein Vater so – natürlich liebevoll. Dennoch erfreute mich der Vergleich mit dem blassen Stangengemüse wenig und essen wollte ich ihn schon gar nicht. (Das hat sich geändert!) Was mein Vater sicherlich nicht wusste: Es gibt rund 220 Arten der Gattung Asparagus (Spargel). Das aus dem Griechischen stammende Wort bedeutet so viel wie »junger Trieb«. Unter der für unseren Verzehr geeigneten Gattung des gemeinen Gemüsespargels (Asparagus officinalis) gibt es sogar eine Spargelsorte namens Rambo. Ganz und gar nicht zimperlich – folientauglich, robust und mit sehr dicken Stangen. Viele unterschiedliche Spargelsorten werden gezüchtet, er wächst aber auch wild und ist dann im Geschmack eher bitter. Die zahlreichen Sorten unterscheiden sich grundsätzlich in ihrer Größe, Farbe, Aussaat- und Erntezeit. Es gibt die traditionellen älteren Spargelsorten wie Schwetzinger Meisterschuss“, „Huchels Leistungsauslese“, den Franzosen „Argenteuil“ oder die grüne, schnell wachsende und sehr aromatische „Mary Washington“ aus den USA. Zu den neueren Züchtungen gehören Ramada, Ramires, Rapsody, Primaverde…
Von der Sonne geküsst oder „unter Tag“ gereift?
Grüner, weißer oder violetter Spargel – das sind übrigens keine Sorten, sondern nur das Resultat verschiedener Anbau- bzw. Wachstumsmethoden. Grüner Spargel wird überirdisch angebaut, ist sozusagen sonnengeküsst. Deshalb enthält er im Vergleich zu seinen „Geschwistern“ die „Untertag“ gedeihen auch viel mehr Nährstoffe wie Vitamin C oder das Provitamin Betacarotin. Weißer Spargel hat hingegen niemals das Sonnenlicht gesehen und wird direkt aus der Erde gestochen. Der Violette hat bei der Ernte mit seinen Spitzen schon das Erdreich durchbrochen und sich beim Kontakt mit der „oberirdischen Welt“ verfärbt.
Spargel, regional, saisonal
Nur frischer Spargel ist knackig, saftig und geschmackvoll. Er sollte am besten ein bis zwei Tage nach der Ernte gegessen werden. Das geht natürlich nur, indem man zu regionalem Spargel greift. Zudem unterstützen wir so auch unserer heimischen Spargelbauern. Die Spargelsaison ist kurz:
„Kirschen rot, Spargel tot“
… ist eine alte Bauernweisheit, die auf das Ende der Spargelzeit hinweist. Wer auf den Geschmack von Spargel auch außerhalb der Saison nicht verzichten will – der Stiel vom Brokkoli erinnert sehr stark an den Geschmack von Spargel. Deshalb wird er auch Spargelkohl genannt.
Geschmackvolles Superfood
Der erste Spargel am Teller ist ein jährliches Highlight in meiner Frühlingsküche. Wie einfach doch Genuss
sein kann. Spargel, etwas Butter und ein paar Erdäpfe. Und der Gaumen jubiliert. Überkochter, in Sauce Hollandaise schwimmender Spargel geht gar nicht. Was tut man dem armen Spargel da nur an! Er möchte einfach nur kurz blanchiert oder gedünstet werden. Das reicht ihm um seinen Geschmack voll zu entfalten. Apropos Geschmack? Der ständig den Witterungen ausgesetzte grüne Spargel schmeckt „grüner“ und süßer als der weiße Spargel. Das macht das Chlorophyll. Auch der violette Spargel, der besonders gerne in Frankreich gegessen wird, besticht durch eine aromatische, leicht süßliche Note.
Heilender Spargel
Den Spargel nur unter rein kulinarischen Aspekten zu betrachten wäre eine „grobe Fahrlässigkeit“. Er steckt nämlich voller gesunder Inhaltsstoffe. So wurde er lange Zeit auch nicht wegen seines Geschmacks verspeist. Seine heilende Wirkung stand im Vordergrund. Bereits etwa 3.000 vor Christus setzen die Chinesen den Spargel als Heilpflanze ein. Der berühmte Hippokrates erwähnte rund 400 Jahre vor Christus den wilden Spargel als Heilpflanze.
Spargel enthält Asparaginsäure (entschlackend) und hat ein gutes Verhältnis aus Phosphor, Kalium, Kalzium, Folsäure und die Vitamine A, B1, B2, C, E. Kalium wirkt blutdrucksenkend und ist gut für die Nierenfunktion, Kalzium macht Knochen und Zähne stark. Vitamin A ist gut für die Augen und neutralisiert Sauerstoffradikale. Vitamin C stärkt das Bindegewebe und die Immunabwehr, verhindert Müdigkeit und Depressionen. Unser Nervensystem wird durch das Vitamin E gestärkt und das Vitamin K bietet einen guten Schutz gegen Pilzkrankheiten. Folsäure ist ein wichtiger Stoff für schwangere Frauen oder solche, die es noch werden wollen. Sie unterstützt nämlich die Zellteilung und die Bildung roter Blutkörperchen und somit Wachstum und Entwicklung eines Kindes im Mutterleib. Der verhältnismäßig hohe Stickstoffgehalt regt die Nierentätigkeit an und führt zur bekannten harntreibenden Wirkung des Spargels. Seine kaum vorhandenen Kalorien (ca. 18 Kalorien pro 100 Gramm) machen ihn zum „Figurschmeichler“.
Wussten Sie, dass es die Angst vor Spargel gibt, die in der Fachliteratur als Spargarophobie zu finden ist. Wie gut, dass ich davon nicht betroffen bin.