Äpfel für die Zukunft
Trotz guter Ernteaussichten und hervorragender Qualität stehen die heimischen Apfelbauern unter massivem wirtschaftlichem Druck. Es braucht neue Wege.

In der Steiermark hat am 20. August die Apfelernte begonnen. Die Apfelqualität erreicht heuer ein Spitzenniveau. ©Andrea Knura
In den steirischen Obstgärten herrscht Hochbetrieb. Bereits am 20. August hat die Haupternte mit den Sorten Gala und Sweetango begonnen. Heuer wird eine Erntemenge von 142.000 Tonnen erwartet, nachdem sie im Vorjahr durch Spätfröste auf nahezu die Hälfte gesunken war. Die Apfelqualität erreicht heuer ein Spitzenniveau: Die vielen Sonnenstunden haben Aroma, Farbintensität und Haltbarkeit auf ein Top-Niveau gebracht. Die Trockenheit reduzierte teilweise das Fruchtwachstum – die positive Seite dazu: Aroma und Inhaltsstoffe sind noch ausgeprägter.
Harte Zeiten im steirischen Apfelanbau
In den vergangenen zehn Jahren konnten – bedingt durch den “menschengemachten” Klimawandel mit Wetterextremen, wie Spätfrösten und Dürreperioden – lediglich drei Normalernten eingebracht werden. Hinzu kommen stark gestiegene Betriebskosten, höhere Lohnkosten, neue eingewanderte Schädlinge sowie ein eingeschränktes Pflanzenschutzmittelangebot. Die Folgen sind gravierend: Innerhalb einer Dekade ist die steirische Apfelanbaufläche um 1.500 Hektar geschrumpft, jeder fünfte Betrieb musste die Produktion einstellen. „Das ist ein massiver Einschnitt – eine Ausnahmesituation, mit der die Apfelbäuerinnen und Apfelbauern derzeit konfrontiert sind“, betont Landwirtschaftskammer Steiermark-Vizepräsidentin Maria Pein. „Viele Betriebe mussten in den vergangenen Jahren von der Substanz leben, Investitionen verschieben oder den Betrieb aufgeben.“
… damit es wieder bergauf gehen kann
Seit den ersten schweren Spätfrösten in den Jahren 2016 und 2017 setzen die Apfelbauern auf
Zahlen und Fakten:
900 Apfelproduzenten kultivieren auf 4.750 Hektar steirische Äpfel und sichern damit in der Landwirtschaft sowie im vor- und nachgelagerten Umfeld mehr als 3.000 Arbeitsplätze in der Grünen Mark. Der Transportweg eines steirischen Apfels bis ins Geschäft beträgt 150 Kilometer, während weitgereiste Äpfel aus Neuseeland 19.000 Kilometer bis nach Österreich zurücklegen. Die Steiermark ist der Obstgarten Österreichs: 75 Prozent der österreichischen Apfelanbaufläche liegen in der Steiermark.
Klimawandelanpassung und stellen ihre Betriebe breiter auf. Ein besseres Pflanzenschutzmittelangebot in Österreich würde helfen. Begünstigt durch den Klimawandel breiten sich immer mehr eingeschleppte invasive Schädlinge wie die Kirschessigfliege, Wanzen oder Zikaden aus. Aufgrund des eingeschränkten Pflanzenschutzmittelangebots in Österreich – im Vergleich zu anderen EU-Ländern – richten diese zunehmend erhebliche Schäden bei der Ernte an. Aber auch die Lohnnebenkosten sind ein kritischer Faktor.
Der steirische Obstbau steht mitten in einem Anpassungsprozess. Wir brauchen weiterhin Unterstützung bei den Investitionen in den Frostschutz, für Bewässerung und Kulturschutz sowie Entlastungen bei Arbeitskosten und eine leistbare Frostversicherung“, bekräftigt auch Manfred Kohlfürst, Obmann des steirischen und österreichischen Obstbauverbandes. Und er fordert Realismus beim Thema Pflanzenschutz ein: „Das fortschreitende Verschwinden unverzichtbarer Wirkstoffe zum Schutz unserer Ernten ist längst zu einem ernsten Problem geworden – manche Pflanzenschutzmittel gibt es heute nicht mehr aus Österreich, aber im angrenzenden Ausland. Einerseits müssen neue EU-Zulassungen schneller erfolgen, andererseits sollte selbstverständlich sein, dass Pflanzenschutzmittel, die in anderen EU-Ländern erlaubt sind, auch hier einsetzbar sind.“
Betriebe stellen sich breiter auf und gehen innovative Wege
Die angespannte Lage im steirischen Apfelanbau motiviert viele Produzenten zu neuen Wegen. „Viele unserer Betriebe setzen auf mehrere Standbeine – von Säften, Mosten und Bränden bis zum Direktverkauf – und investieren gleichzeitig in Frostberegnung, Bewässerung und neue Sorten wie Kanzi, Evelina oder Sweetango“, erklärt Obmann Manfred Kohlfürst. So sichern sie die Vielfalt, Qualität und Zukunftsfähigkeit ihres Betriebs.