Zwischen Tierschutz und Tierwohl
Vollspaltenböden, genverändertes Soja, Antibiotika, artgerecht – die Liste der Themen im Kontext der Schweinefleischproduktion ist lang.

Wir wollen, ein gutes Gefühl beim Kauf von Schweinefleisch haben. ©Unsplash
Schweine sind sehr intelligente Tiere. Sie sind neugierig, wollen suchen, untersuchen, schnüffeln, zerbeißen, entdecken. Das wäre artgerecht. Dem gegenüber steht die große Kostenfrage. Faktoren, die den Preis beeinflussen, sind neben dem Futter (das ist das kleinste), dem Platz im Stall und dem Arbeitseinsatz. Und jetzt beginnt es: Platz einsparen bedeutet, dass Schlafplatz, Futterplatz, Beschäftigungsplatz und Kotplatz eins werden, „dank“ Vollspaltenboden. Was aus den Tieren rausfällt, geht direkt durch die Spalten in die Gülle. Ob es den Schweinen, die sehr reinliche Tiere sind, gefällt, über dem Geruch ihrer eigenen Fäkalien zu schlafen, sei dahingestellt. Aber das Einstreuen von Stroh (zum Wohl der Tiere), würde die Spalten verstopfen und man müsste wieder ausmisten. Experten sind überzeugt, dass die Herausforderung für die Zukunft sein wird, die Nutztierhaltung im Sinne der Konsumenten weiter zu entwickeln. Der Verbraucher, auch wir, muss aber ein gutes Gefühl beim Kauf unseres Schnitzels haben.
Ethik ist über Moral nachzudenken
Christian Dürnberger vom Messerli Forschungsinstitut in Wien beschäftigt sich mit ethischen Fragen der Nutztierhaltung. Ethik richtet den Blick auf gängige Moralvorstellungen und hinterfragt diese. Aus dieser Sicht heraus sei zunächst einmal festgestellt, dass das Schwein leidensfähig ist. Dies, so Dürnberger, könnte uns moralisch nicht egal sein, „das heißt, wir sind dafür verantwortlich, dem Schwein Leid zu ersparen. Manche Akteure in der Schweineproduktion unterschätzen laut Dürnberger noch immer, dass es mehr und mehr Menschen gibt, denen bloßes Leidersparnis bei Nutztieren zu wenig ist – sie wünschen sich nicht nur Schutz vor Leiden für die Tiere, sondern auch Tierwohl.
Es ist doch ein Luxus unserer Zeit, dass wir über Ethik in der Schweinehaltung nachdenken und wieder direkt beim Bauern, bei dem das Schwein ein gutes Leben hatte, einkaufen.
Brechts Zitat
„Zuerst kommt das Fressen, dann die Moral“
ist damit überholt.
Der Verein „Land schafft Leben“ hat sich intensiv mit dem Thema Schweinehaltung in Österreich auseinandergesetzt. Auf der Homepage finden Sie viele informative, spannende Artikel und Interviews.



