Die Namen sorgen für Verwirrung. Der Frührote Veltliner ist für seine Leichtigkeit bekannt. Der Rote Veltliner hingegen ist autochton, eine Rarität und wahre Diva.

Josef Sailer, Weingut Sailer Jettsdorf, über seinen Frühroten Veltliner: “Helles Strohgelb Ringlotten, rote Äpfel, Pfirsich, Maracuja, getrocknete Früchte, Lindenblüten Am Gaumen schlank und rank, mineralische Textur, lebendige Säure, exotisch Langer Abgang mit glockenklarer Frucht.” ©Weingut Sailer

„Roter Veltliner und Frühroter Veltliner sind genetisch nicht mal verwandt,“ erzählt Johannes Fiala, Herausgeber Weißwein Guide Austria 2025. Die alte autochthone Sorte Frühroter Veltliner entstammt einer zufälligen Kreuzung der Sorten Roter Veltliner und Sylvaner. Die Sorte stellt keine hohen Ansprüche, ist wegen der frühen Weinreife beliebt zur Primeurweinerzeugung und hat auch als Tafeltraube eine gewisse Bedeutung. Sie bringt volle, extraktreiche, milde und bukettarme Weine. Der Frührote Veltliner ist bei uns auch als Malvasier bekannt, wobei Malvasier international an verschiedenen Orten eine andere Rebsorte sei, erläutert Fiala. Das ist zugegeben verwirrend, eine wirkliche Erklärung dafür gäbe es aber nicht. Weil er einer der ersten Weißweinsorten ist, deren Beeren eine eine rötliche Färbung bekommen, sagen wir Frühroter Veltliner und schätzen seine Leichtigkeit. „Ein sehr sympathischer und animierender Wein für laue Abende auf der Terrasse, der durch seine Finesse und seinen ausgewogenen Charakter brilliert. Die zarte Mineralik ist sehr gut in die Säurestruktur eingebettet, was sich im Abgang widerspiegelt,“ beschreibt Winzer Martin Schwinner seinen Malvasier 2024. Auch am Weingut am Berg am Mittelberg bei Langenlois ist der Frührote Veltliner eine beliebte Sorte. „Ein leichter und unkomplizierter Wein, erinnert etwas an Blüten und Bittermandeln; dezente Primärfrucht; schlanke, aber saftige, ganz helle Fruchtnuancen, animierend und glockenklar, Anklänge von frisch aufgeschlagenen Walnüssen; tänzelt mild und unbeschwert am Gaumen, schöne Balance.“ In Österreich gibt es, laut Wikipedia, von dieser Rebsorte 368 ha, knapp 0,8 % der Weißweinbaufläche. 80 % davon liegen in den niederösterreichischen Hauptanbaugebieten, der Thermenregion um Gumpoldskirchen sowie dem südlichen Weinviertel, dem Kamptal, dem Kremstal und am Wagram.

Roter Veltliner – Stammsorte der Veltliner Gruppe

Ursprünglich wurde der Name Veltliner für die Tochterrebsorte Roter Zierfandler verwendet und erstmals etwa um 1600 von Johann Bahhin in seiner Historia plantarum festgehalten. Bauhin bezeichnete den Roten Zierfandler in Württemberg und im Süddeutschen Raum als Vites Rhaeticas bzw. Veltliner. Später übertrug sich der Name Veltliner auf den heutigen Roten Veltliner. Erst im 19. Jahrhundert erhielt auch in Österreich der Rote Veltliner seinen Namen durch Johann Burger. Im Jahre 1916 entdeckte der Weinhauer Franz Hietl (1898–1980) in Engabrunn, dass trotz des schlechten Blühwetters ein Rebstock, entgegen allen anderen der verschiedensten Veltliner-Varianten, einen Traubenbehang hatte. Er begann daraufhin die langwierige Arbeit der Rebselektion, suchte Kontakt mit der österreichischen Rebenzüchtung in Klosterneuburg und konnte so mit wissenschaftlicher Unterstützung die Klonenzüchtung beginnen. Die Sorte Roter Veltliner wurde daher auch als „Hietl-Roter“ verbreitet. Gemessen an der Gesamtweinbaufläche Österreichs, ist sein Anteil mit 197 ha (Stand 2015) gering. Zu finden ist die Sorte vor allem am Wagram, im Kamptal sowie Kremstal und vereinzelt auch im Weinviertel und in Wien.

Roter Veltliner Hype

Die Wagramer haben sich den Roten Veltliner als Leitsorte an die Fahnen geheftet. “Einer der drei Sorten, die man als große Lage verwenden darf,” so Fiala. Der Rote Veltliner oder auch „Diva des Wagrams“ genannt, ist die Spezialität des Wagrams, da sie nur in Niederösterreich und das vorwiegend im Weinbaugebiet Wagram zu finden ist. Warum? Der Rote Veltliner stellt sehr hohe Lagenansprüche, die im Wagram perfekt erfüllt werden. „Jährlich bereitet diese Sorte dem Winzer aber so einige Sorgenfältchen, da sie als Stammsorte (Ursorte) der Veltliner schwer händelbar ist. Umso größer ist die alljährliche Freude nach einer erfolgreichen Ernte, wenn das erste Achterl verkostet werden kann,“ ist auf der Seite der Winzergruppe Wagramer Selektion zu lesen. Es gelingt großartiges, wie beispielsweise der Wagram DAC Roter Veltliner Fels Bio 2022 vom BIOWeingut Urbanihof in Fels am Wagram, der vom Weisswein Guide Austria 2024 mit 93 Punkten bewertet wurde. „Gold, kräftige Schlieren, diskrete Fruchtnase, Datteln, Kriecherln; mollige Mundfülle, seidige Textur, Apfel- und Birnenkompott, Bleistiftspitzer, saftige Süße, milde Säure, ruhig und gediegen, fruchtiger Abgang, barocker Stil.“ Aber auch Winzer wie Martin Schwinner setzen auf diese autochtone Rebsorte. Besonders empfiehlt er den Roten Veltliner Reserve 2023. „Ein spannender Wein. Der regionale Rote Veltliner mit internationalem Ausbau, lagerte für drei Monate in unserem Hochzeitsfass. Er zeigt sich sehr üppig, komplex und dicht am Gaumen und bringt auch im Abgang noch seine typische Würze hervor.“

Warum trinken wir also Roten Veltliner? „Wer die Authentizität des Wagrams erkosten will greift zum Roten Veltliner,“ greift Johannes Fiala abschließend das Motto der Wagramer Selektion auf.

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