Würzig süß duften die weißen Blüten des Hollerbuschs. Sofort denkt man an Sirup und Gelee. Dann sind da auch noch Mythen und Märchen. Und Frau Holle!

Wir verehren den Hollerbusch und ziehen den Hut vor ihm.©️Andrea Knura

“Wenn Du an einem Holunderbaum vorbeigehst, verneige Dich und zieh Deinen Hut.” Kennen Sie diesen alten Spruch noch? Woher er kommt, weiß man nicht so genau. Eine mögliche und zugegeben einleuchtende Erklärung wäre, dass man von Holunder zwei mal im Jahr profitieren. Im Frühsommer trägt der Holunderstrauch seine weißen Blütendolden. Im Herbst hat man die Holunderbeeren. Sowohl Beeren als auch Blüten gelten als  ganz besondere Naturarznei. Und weil die Blüten nicht nur herrlich duften, sondern auch ein wunderbares Aroma haben machen wir daraus allerlei Köstlichkeiten. Sogar backen kann man die Blüten und noch frisch und warm mit Vanilleeis essen. Schmeckt unglaublich gut. Holunderblütensirup ist sicherlich einer der beliebtesten Säfte in Österreich (… was auch mit Hugo zu tun hat).

Mythen und Märchen

Eine weiter, mögliche Erklärung für die Verneigung vor dem Holunderstrauch ist sein Mythos. Schon bei den Kelten galt der Holunder als heiliger Baum. Er verkörperte die Unendlichkeit des Lebens. Er war der Lieblingsbaum der germanischen Göttin Holla, die uns in Grimms Märchen als Frau Holle begegnet. Holla oder Holda – althochdeutsch von hold, huld – ist eine freundliche und milde Göttin, Schirmherrin der Liebenden und Fruchtbarkeitsgöttin. Vielleicht ist ja unser “Aberglaube” Grund dafür, dass der bis zu sieben Meter hohe Strauch häufig direkt vor Scheunen, Stallungen und bei Bauernhäusern wächst.

Aus dem Volksmund

Alles am Holunder ist gesund und heilkräftig. In den Busch würde nie ein Blitz schlagen. Unter seinem Schutze hielte man sich vor jedem Unfall, Schlangen und Hexen sicher. Im Schlaf unter dem Holunderbaum träume man schön und man würde von Elfen, den Holden der Holla, umtanzt. Es galt als Frevel, einen Holunder zu fällen. Unglück, Leid und Krankheit drohte dem, der es dennoch wagte.

Holunderblüten trinken

Für das Holunderblütenwasser die Blüten von vier frischen Dolden abzupfen. Ein Liter Wasser kochen, abkühlen lassen, zwei Messerspitzen Weinsteinsäture darin auflösen und über die Holunderblüten gießen. Abgedeckt das Ganze einen Tag ziehen lassen, mit Honig süßen. Natürlich kann man auch den Holunderblütensirup selbst herstellen. Man sammelt also rund 50 Blütendolden, setzt sie in  einem großes Gefäß mit 7 Liter Wasser und 10 dag Zitronensäure für 24 Stunden an. Dann das Ganze abseihen, mit Saft und Schale von einer unbehandelten Zitrone und einer Orange verfeinern. Nun wird pro Liter Flüssigkeit 500 g Zucker dazugegeben.  Der Saft wird so lange erhitzt, bis die Flüssigkeit klar ist. In Flaschen abfüllen, auskühlen lassen. Fertig. Wie gesagt: Man kann das selbst machen. Oder man überlässt die Arbeit den Profis und genießt.

Ach Hugo!

Und was denken Sie, wenn Sie Holunder hören oder einen Holunderstrauch sehen? Bei den steigenden sommerlichen Temperaturen kommt Ihnen, wie uns allen, wahrscheinlich erst mal der „Hugo“ in den Sinn. Die erfrischende, leicht alkoholische Mischung aus Holunderblütensirup, Weißwein oder Prosecco, Soda, Minze und Limette ist ein Klassiker unter den Sommercocktails. Der perfekte Drink für einen lauen Sommerabend! Hugo ist übrigens ein echter Südtiroler, kreiert vom Barkeeper Roland Gruber, auch bekannt unter seinem Künstlernamen „Ak”. Er suchte nach einer Alternative zum Aperol Spritz und setzte 2005 den Hugo als Hausgetränk auf die Karte seiner Wine & Cocktailbar SanZeno in Naturns. Nach eigenen Aussagen ein Cocktail „für Frauen kreiert.“ Mit „Hugos Höhenflug“ hat wohl keiner gerechnet. Aber ganz ohne Werbung, einfach so im Alleingang durch seinen genialen Geschmack hat er die Welt erobert. Im ursprünglichen Hugo des „Erfinders“ wird allerdings kein Holunder-, sondern Zitronenmelissensirup verwendet.

Wobei in Österreich war der Kaiserspritzer – ebenfalls mit Hollersirup – schon vor dem Hugo-Trend bekannt. Ein weißer Spitzer mit einem Schuss Holunderblütensirup ist meist wesentlich billiger als das In-Getränk. Aber ein Hugo schmeckt doch einfach besser und erfrischender. Und er sieht, serviert mit Eis und Minze und Limette, doch um einiges hübscher aus als so ein herkömmlicher Kaiserspritzer. Die einfachste Variante das feine Aroma der Holunder­blüten zu ge­nießen, ist sicherlich das Holunder­blüten­wasser, auch bekannt als „Infused water“.

Buchtipp Holunder

Der Holunder wurde bereits von den Kelten verehrt, seit jeher ranken sich Sagen und Mythen um ihn. Er sucht die Nähe des Menschen, ungerufen besiedelt er die stillen Ecken des Gartens.
»Rinde, Beere, Blatt und Blüte, jeder Teil ist Kraft und Güte«. Das Sprichwort besagt, dass jeder Teil des Holunderstrauchs verwendbar ist: als Lebensmittel, Farbstoff oder Heilmittel. Wie so oft sind die Übergänge fließend. Saft, Beeren und Tees aus Blüten und Rinde stärken das Immun- sowie das Nervensystem. Er enthält viele wertvolle Inhaltsstoffe wie Vitamine, ätherische Öle und viele andere.Nicht zuletzt ist dieser kleine gourmandisen-Band ein Schatzkästchen voll raffinierter Rezepte: Holunderblütenparfait mit Weichseln und Mohn, Holunderrisotto mit Parmaschinken, Forelle mit Holunder und Variationen vom Kürbis, Kaninchen mit Holunder und Weingartenpfirsichen …

Margot Fischer , Holunder , mandelbaums kleine gourmandise Nr. 5,

 

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