Mit gutem Gewissen genießen
Gegen die Armee in gold und lila machen sich heimische Chocolatiers die Mühe, Schoko-Osterhasen selbst herzustellen, natürlich aus “fairer” Schokolade.

Konditormeister Erich Semmelrock. @Andrea Knura
Osterzeit ist Schokohasen-Zeit. Welche der süßen Hasen kann man aber tatsächlich mit gutem Gewissen genießen? Woher kommt die Schokolade, unter welchen Bedingungen arbeiten Kakaobauern und Kinder auf den Plantagen? Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 und die Menschenrechtsorganisation Südwind wollen es auch heuer wieder genau wissen. Insgesamt 36 Schoko-Hasen durchliefen aktuell den Nachhaltigkeits-Check zu sozialen und ökologische Kriterien. “Sorgenkinder” bleiben die Branchenriesen Lindt und Mondelez (Milka). Insgesamt bekamen acht Hasen eine doppelt “rote” Bewertung – das ist auch darauf zurückzuführen, dass sich große Unternehmen auf hauseigene, anstatt unabhängige Nachhaltigkeitsinitiativen berufen. “Konsumenten müssen nachvollziehen können, unter welchen Bedingungen die Schokolade hergestellt wird. Unternehmenseigene Programme sind kein Ersatz für unabhängige Zertifizierungen. Leider sind die Konzerninitiativen oft intransparent und häufig wird nicht unabhängig kontrolliert, ob die Kriterien bei der Produktion eingehalten werden”, sagt Gudrun Glocker, Lieferketten-Expertin bei Südwind. (Hier geht es zum Osterhasen-Check). Der Greenpeace-Report „Süße Versprechen, bittere Realität” zeigte 2021 auf: Milka und der Mutterkonzern Mondelēz International sind in weltweite Zerstörung von Regenwäldern und Menschenrechtsverletzungen entlang der Lieferkette involviert. 2019 konnten in Indonesien rund 10.000 Brandherde mit Palmöl-Zulieferbetrieben von Mondelēz in Verbindung gebracht werden.
Woher kommt der Kakao?
Die meisten Kakaobohnen, die österreichische Betriebe einkaufen, stammen aus Ghana und der Elfenbeinküste. In beiden Ländern stellen Kinder- und Zwangsarbeit große Probleme dar, ebenso wie extrem niedrige Einkommen für Kakaobauern. Denn obwohl die Kakaopreise letztes Jahr empfindlich stiegen, müssen die Bauern Ausfälle aufgrund von Pflanzenkrankheiten und den Folgen der Klimakrise beklagen. Fairtrade schreibt von einem 30-prozentigen Rückgang der Ernte in den beiden wichtigsten Kakaoanbauländern Ghana und Côte d’Ivoire. Ein sozial-fairer und nachhaltiger Kakaoanbau sichert so nicht nur das menschenwürdige Auskommen der Kakaobauern und -arbeiter, sondern auch die weltweite Nachfrage.
Osterhasen aus Tirol
Günter Mavec achtet beim Kakao für seine “Wilder Kaiser Schokoladen” auf die Herkunft und beste Qualität. Die Rohmaterialien der Schokolade sind allesamt biozertifiziert und fair gehandelt: Der Bio-Kakao „Fino de Aroma“ stammt aus Ecuador, der Bio-Rohrzucker aus Paraguay, das Bio-Milchpulver wird aus der Milch von Bio-Höfen aus einem Umkreis von rund 50 Kilometern von der Schokoladenmanufaktur in Kössen gewonnen. Das Besondere an diesen Osterhasen ist aber auch die Herstellung im Vollguss nach einer französischen Form aus dem Jahr 1920. Der Osterhase ist 15 cm hoch, 5 cm breit, 2 cm dick und hat mindestens 50 Gramm.
Wir haben es in der Hand
Es gibt ja eh schon alles als Massenware im Lebensmittelhandel. Also wozu dann der Aufwand die süßen Osterüberraschungen händisch zu produzieren? Die verwendete “faire” Schokolade aus zertifizierter Herkunft – ohne Kinderarbeit – spricht für die handgemachte Variante. Weil wir ja wissen wollen, was in unseren Lebensmitteln steckt, selbst wenn es sich um eine Osterhasen handelt. “Zudems gibt es Konditormeister Erich Semmelrock ein gutes Gefühl etwas Wertvolles herzustellen. Ein einzigartiges weil handgemachtes Geschenk, das Freude bereiten wird.”
So entsteht ein Schoko-Osterhase
Basis für die Herstellung der süßen Osterhasen ist eine Plastikhohlform, bestehend aus einem Vorder- und einem Rückenteil. Zuerst kommt weiße Schokolade zum Einsatz und fordert bereits Fantasie und Kreativität. Denn Nase und Augen sind wichtig. Schließlich verleihen sie dem Hasen seinen ganz besonderen Ausdruck. Lustig, verschmitzt, smart, frech, freundlich, schlau, verschlafen, … alles ist möglich. Als nächstes kommt die dunkle Schokolade und lässt bereits erste Gesichtszüge erkennen. Zwischen den einzelnen Arbeitsschritten gibt es Pausen: Dann muss der Hase in die Kühlung.

Schokolade wird in die Hohlform gefüllt. ©️Andrea Knura
Eine Frage der Dosis
Die Hohlform wird mit Klammern verschlossen. Der nächste Arbeitsschritt ist wichtig: Das Ausgießen der Form mit Schokolade erfordert ein wenig Übung. Langsam läuft die flüssige, süße, duftende Masse in die Osterhasenform. Dabei dreht Erich die Form langsam weiter. „Der Osterhase darf auf keinen Fall zu dick schokoladig sein, das schmeckt nicht,“ weiß der erfahrene Konditor. Viele Handgriffe, pickige Finger und ständig den süßen Schokoladegeruch in der Nase. Dennoch ist Erich zufrieden. Er wird nur ein paar Stück dieser richtig großen Hasen verkaufen und seinen Aufwand dafür kann er auch nicht an die Kunden verrechnen. Das ist aber egal, weil es für ihn halt auch zu Ostern dazugehört. Ganz sicher macht Schokolade glücklich. Aber es geht auch um das Wissen, dass etwas mit Freude handgefertigt wurde. Das ist die Zutat, die besonders zart auf der Zunge zergeht.
Erich Semmelrock verschickt seine Osterhasen leider nicht, dafür aber Schokoladen und den – typisch für Ostern in Kärnten – Reindling, als kleine Portion im Glas.