Die EU erstattet Bauern künftig Wolfsschäden in vollem Ausmaß und plant auch Gelder für Errichtung von Schutzzäunen oder den Kauf von Wachhunden.

Fast überall in Österreich wurden bereits Wölfe gesehen. © Bildagentur PantherMedia/kangarooarts

Die Angst vor dem Wolf ist bleibt vermutlich, aber die heimischen Bauern werden dennoch aufatmen. EU-Agrarkommisar Phil Hogan wird morgen in Brüssel bekannt geben, dass sich Bauern in Europa die von Wölfen verursachten Schäden künftig durch die EU vollständig erstatten lassen können. Bisher wurden 80 Prozent des Schadens erstattet, der entstand, wenn Wölfe Schafe oder andere Tiere rissen. Eine finanzielle Obergrenze soll es in der neuen Regelung übrigens nicht geben. Damit aber noch nicht genug. Die Landwirte sollen außerdem Geld für die Errichtung von Schutzzäunen oder den Kauf von Wachhunden erhalten können.

Das Raubtier ist zurück in Österreich

In fast allen Bundesländern wurden 2018 bereits Wölfe gesichtet oder Schafe und Ziegen gerissen. Seit sechs Jahren gibt es aufgrund der Problematik auch einen bundesweiten Wolfmanagementplan. Trotzdem sei Österreich völlig unzureichend auf die weitere Entwicklung vorbereitet, kritisierte der Naturschutzbund erst im November. Denn eines steht für die Umweltorganisation fest: Die Zahl der Tiere wird in Zukunft zunehmen.Wie das Wolfsmanagement in den einzelnen Ländern seitdem umgesetzt werde, falle jedenfalls ernüchternd aus. Aktuell sei kein Bundesland ausreichend auf ein konfliktarmes Zusammenleben zwischen Mensch und Wolf vorbereitet. Insbesondere an der Umsetzung der drei Grundsäulen „Monitoring, Herdenschutz und Öffentlichkeitsarbeit“ mangle es. “Stattdessen wird in vielen Regionen nach einer Tötung der Wölfe gerufen – eine Maßnahme, die aufgrund der europäischen Artenschutzrichtlinie verboten und lediglich in Einzelfällen legal ist.”Auf einem guten Weg befänden sich lediglich Salzburg, Oberösterreich und Vorarlberg. Salzburg ist aktuell das einzige Bundesland, das eine finanzielle Förderung von Herdenschutzmaßnahmen für Weidetierhalter bereitstellt. Oberösterreich hat einen “Runden Tisch” zum Thema Wolf initiiert, bei denen Interessenvertreter aller betroffenen Gruppierungen zu Wort kommen. Und Vorarlberg schließlich setzt auf Information zum Thema Herdenschutz.

Tirol, die Steiermark und Niederösterreich sind am wenigsten vorbereitet

Schlecht sieht es dagegen in Tirol, der Steiermark und Niederösterreich aus, was das konfliktfreie Zusammenleben mit Wölfen betrifft. Das ist insofern bemerkenswert, weil im Waldviertel seit 2016 das erste österreichische Wolfsrudel lebt. “Doch statt als Vorreiter Impulse für gutes Wolfsmanagement zu setzen, gibt es hier nach wie vor weder ein Konzept zur Förderung von Herdenschutzmaßnahmen, noch eine Stelle zur Präventionsberatung, noch eine Internetseite mit sachlichen Informationen über den Wolf.” Etwa auf dem selben Level stehen Burgenland und Kärnten. Für Wien haben die Wölfe noch wenig Bedeutung. Dass sie sich im urbanen Ballungsraum ansiedeln, ist eher unwarscheinlich. Allerdings wurden in Rom, Berlin oder Hamburg an den Stadträndern immer wieder Wölfe gesehen. “Darum ist auch für Wien die Umsetzung des Wolfsmanagements unerlässlich”, so die Umweltorganisation.

“Österreichzentrum für Wolf, Luchs und Bär” beschlossen

Derweil haben die Agrarreferenten der Bundesländer und Ministerin Elisabeth Köstinger am Montag Umsetzungsschritte für ein “Österreichzentrum Wolf, Luchs, Bär” beschlossen. Das Zentrum wird mit 320.000 Euro finanziert. 120.000 Euro davon fließen in eine Geschäftsstelle in Raumberg-Gumpenstein (Steiermark) , 100.000 Euro werden für DNA-Analysen und die Begutachtung von Wildschadensfällen verwendet und 100.000 Euro für Herdenschutz-Projekte. Die Hälfte der Kosten übernimmt der Bund, den Rest die Länder.